In „Unter Gärtnern“ können Axel Prahl und Jan Josef Liefers ihre Stärken ausspielen. Daraus entspringt nicht nur ein gelungener Krimi, sondern auch hohe Kunst.

Ob die idyllische Kleingartenanlage mitten in der malerischen Stadt überhaupt ein Tatort ist? Oder starb die alte Dame einfach eines natürlichen Todes? Sabine Schmidt (Sibylle Canonica) ist äußerlich völlig unversehrt. Allerdings scheinen die beiden toten Eichhörnchen direkt neben ihr zeitgleich verstorben zu sein.

Thiel findet nicht nur das merkwürdig, auch die anderen Pächter der Anlage sind undurchsichtig. Gemeinsam mit seinem Assistenten Mirko Schrader (Björn Meyer) verhört er unter anderem Sabines freizügigen Nachbarn Klaus Karger (Tobias van Dieken), der ihr als Ersthelfer zwei Rippen gebrochen hat. Auch das auffällige Interesse an Thiels Ermittlungen von Historiker Ulrich Winer (Hans-Uwe Bauer) – ebenfalls ein Schrebergarten-Nachbar – sowie das große Desinteresse seiner Frau Vera (Almut Zilcher) sind verdächtig.

Und während Prof. Boerne in der Rechtsmedizin fachkundig an der genauen Todesursache arbeitet, fällt seiner Assistentin Silke Haller (ChrisTine Urspruch) eine Unregelmäßigkeit in Sabines Gartenparzelle auf, die das Team zu Ermittlungen in eine komplett neue Richtung führt …

Warum dieser ARD-Krimi so gut ist

Nach zuletzt eher ernüchternd-albernen Fällen der Münsteraner zeigen Thiel und Boerne mal wieder, wieso sie so beliebt sind. Ihnen gelingt mit „Unter Gärtnern“ die hohe Kunst des Drahtseilakts: und zwar zwischen Schrebergarten-Schrulle und Spionage-Stoff. Wer vor allem in der ersten Filmhälfte noch glaubt, in einem münstertypischen Kleinstadt-Klamauk gefangen zu sein, wird bald eines Besseren belehrt.

Drehbuchautorin Regine Bielefeldt und Regisseurin Brigitte Maria Bertele schaffen es einerseits, elegant das Thema Altersdiskriminierung anzuschneiden und dabei genauso beiläufig, Seitenhiebe gegen die Cum-Ex-Erinnerungslücken von Bundeskanzler Scholz unterzukriegen, Geschichtsunterricht in Sachen Wiedervereininigung zu vermitteln und über geheime Tötungsmethoden wie das „Havanna-Syndrom“ aufzuklären. Und doch wirkt der Film dabei nie überfrachtet.

ChrisTine Urspruch darf als Silke Haller endlich mehr glänzen

Nicht zu kurz kommen auch hier wieder die Münster-typischen Wortgefechte. Wenn Silke Haller beispielsweise ihre frisch eingeführte „Miese Sprüche Kasse“ präsentiert, die vorhersehbarerweise schon ziemlich voll ist und in die Prof. Boerne wegen „Weil Sie so niedlich sind“ einzahlen soll. „Das war ein Kompliment“, versucht er sich herauszureden. Doch sie kontert: „Im letzten Jahrhundert. In diesem fällt es unter Belästigung.“ Überhaupt hat die Assistentin des Professors diesmal eine etwas größere Rolle – und das ist eine sehr gute Nachricht für das Team im Allgemeinen und diesen Krimi im Speziellen.

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