Früherkennung von Prostatakrebs

Prostata-Tastuntersuchung vor dem Aus – was stattdessen geplant ist


Aktualisiert am 13.11.2025 – 07:09 UhrLesedauer: 3 Min.

Früh erkannt, stehen die Heilungschancen bei Prostatakrebs oft gut. (Quelle: peakSTOCK/getty-images-bilder)

Die Tastuntersuchung der Prostata als Krebsfrüherkennung steht vor dem Aus. Experten zufolge ist sie nicht zuverlässig genug. Was Männer wissen müssen.

Viele Männer entwickeln im Laufe ihres Lebens Prostatakrebs, aber nur bei einem Teil der Betroffenen nimmt die Erkrankung einen aggressiven Verlauf. Wird der Krebs durch geeignete Früherkennungsuntersuchungen in einem frühen Stadium entdeckt, verbessern sich die Heilungschancen. Die Tastuntersuchung ist ein Baustein zur Krebsfrüherkennung. Doch sie steht stark in der Kritik.

Im Jahr 2022 erkrankten laut dem Zentrum für Krebsregisterdaten im Robert Koch-Institut (RKI) 74.895 Männer neu an Prostatakrebs. 2023 starben 15.196 Männer an dem Karzinom der Vorsteherdrüse. Krebsexperten betonen: Wenn Prostatakrebs früh diagnostiziert wird, können sich die Heilungschancen verbessern.

Ab 45 Jahren können Männer einmal im Jahr die gesetzliche Früherkennungsuntersuchung auf Krebserkrankungen der Prostata und des Genitalbereichs wahrnehmen. Dabei werden die äußeren Geschlechtsorgane angeschaut, die örtlichen Lymphknoten abgetastet und die Prostata mit dem Finger über den Enddarm untersucht (digital-rektale Untersuchung, DRU).

Fachleute stehen der Tastuntersuchung zur Früherkennung von Prostatakrebs kritisch gegenüber. Das hat verschiedene Gründe. „Über die Tastuntersuchung lassen sich nur Tumoren erkennen, die an der dem Darm zugewandten Seite der Prostata wachsen und die größer als ein Zentimeter sind. Frühe und damit sehr kleine Tumoren kann die Tastuntersuchung nicht erfassen. Ist der Krebs bereits größer, befindet er sich möglicherweise schon in einem fortgeschrittenen Stadium“, erklärt Dr. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg.

Die Prostata Hilfe Deutschland e. V. bemängelt die Ungenauigkeit der Tastuntersuchung ebenfalls. Die DRU sei nicht in der Lage, Prostatakrebs zuverlässig zu diagnostizieren. Und auch die Autoren der neuen Leitlinie „Prostatakarzinom“ kritisieren, dass die Tastuntersuchung sowohl zu vielen falsch-negativen Befunden als auch zu inakzeptabel vielen falsch-positiven Befunden führe.

Die Leitlinie zieht verschiedene Untersuchungen heran. Die sogenannte PROBASE-Studie habe gezeigt, dass nur etwa 14 Prozent der Prostatatumoren, die mittels PSA-Test gefunden wurden, auch in einer DRU ertastet wurden. Ebenso zeige eine Übersichtsarbeit, die acht Studien mit über 85.000 Teilnehmern umfasst, eine geringe Zuverlässigkeit der Tastuntersuchung.

Entsprechend hat die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) gemeinsam mit vielen anderen Fachgesellschaften und Institutionen in der aktualisierten Version der Leitlinie eine klare Empfehlung ausgesprochen: Zur Früherkennung von Prostatakarzinomen soll keine digital-rektale Untersuchung mehr erfolgen. Männern soll der PSA-Test angeboten werden.

Wann die Früherkennung mit dem PSA-Test beginnt und ob zusätzliche Untersuchungen nötig sind, orientiert sich am individuellen Risiko eines Mannes (darunter Alter, familiäres Risiko und erbliche Veranlagung). Besteht kein familiäres Risiko oder eine genetische Prädisposition, empfiehlt die Leitlinie Männern, nach einem Aufklärungsgespräch ab dem 45. Lebensjahr mit der Prostatakrebs-Früherkennung zu beginnen. Hierzu wird zunächst ein Basis-PSA-Wert bestimmt.

Der PSA-Test ist bislang nicht Bestandteil des gesetzlichen Krebsfrüherkennungsprogramms. Männer müssen die Kosten von etwa 30 Euro selbst zahlen. „Der PSA-Test ermittelt über die Untersuchung einer Blutprobe den Wert des Prostataspezifischen Antigens. Dieses wird nur in der Prostata gebildet“, erklärt Weg-Remers. „Ein erhöhter Wert deutet auf Veränderungen des Organs hin. Das kann beispielsweise eine gutartige Prostatavergrößerung, eine Prostataentzündung oder eine Krebserkrankung sein. Der Wert ist im Hinblick auf die Früherkennung von Krebs bei Männern zwischen 45 und 50 besonders aussagekräftig.“

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