Eine Schilddrüsenüberfunktion kann vielfältige Symptome verursachen. Bei der Frau zeigt sie sich teils anders als beim Mann. Was Betroffene wissen sollten.
Eine funktionierende Schilddrüse ist für einen gesunden Körperstoffwechsel unverzichtbar: Die von ihr gebildeten Hormone wirken stoffwechselsteigernd, sodass sie – je nach Bedarf – den Stoffwechsel ankurbeln oder drosseln kann, indem sie ihre Hormonproduktion erhöht oder senkt. Bei manchen Menschen bildet die Schilddrüse jedoch vorübergehend oder dauerhaft mehr Hormone als nötig.
Die Folge einer solchen Schilddrüsenüberfunktion (fachsprachlich Hyperthyreose genannt) ist ein überaktiver Stoffwechsel, der sich durch vielfältige Symptome äußern kann. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer. Denn hinter der Überfunktion steckt meist eine Störung des Immunsystems, die überwiegend bei der Frau vorkommt: die Basedow-Krankheit (Morbus Basedow).
Der Morbus Basedow zählt zu den Autoimmunkrankheiten, bei denen das Immunsystem fälschlicherweise körpereigenes Gewebe angreift. Seine drei wichtigsten Symptome sind vorgewölbte Augäpfel (Exophthalmus), eine vergrößerte Schilddrüse (Struma) und ein beschleunigter Herzschlag (Tachykardie).
Bei Frauen in der Frühschwangerschaft kann auch eine Sonderform der Schilddrüsenüberfunktion entstehen. Auslöser ist das Schwangerschaftshormon HCG (humanes Choriongonadotropin), das bei der Frau in den ersten Schwangerschaftswochen in rasch ansteigender Konzentration im Blut nachweisbar ist und eine anregende Wirkung auf die Schilddrüse hat.
Bei einem Überschuss an Schilddrüsenhormonen verbraucht der Körper aufgrund seines überaktiven Stoffwechsels mehr Energie. Für Betroffene heißt das: Ihr Grundumsatz steigt stark an, was auf Dauer zu einer Überbelastung von Körper und Psyche führt. Somit kann eine Schilddrüsenüberfunktion bei Frau und Mann zahlreiche körperliche und psychische Symptome auslösen. Dazu gehören:
- vermehrtes Schwitzen
- erhöhte Wärmeempfindlichkeit
- erhöhte Körpertemperatur
- unerklärliche Gewichtsabnahme
- ständiger Heißhunger
- vermehrter Haarausfall
- Herzrasen, unregelmäßiger Herzschlag und/oder Herzklopfen beziehungsweise Herzstolpern
- Engegefühl oder Schmerzen in der Herzgegend
- Bluthochdruck
- Gereiztheit, Nervosität, innere Unruhe
- Stimmungsschwankungen
- Schlafstörungen
- schnelle Ermüdbarkeit
- Muskelzittern, etwa zitternde Hände
- Bewegungsunruhe
- rasche körperliche Erschöpfung
- Muskelschmerzen, Muskelschwäche
- rege Verdauung, Durchfall
- häufiger Harndrang
Auch Schluckbeschwerden und/oder ein Druck-, Kloß- oder Fremdkörpergefühl im Hals können bei einer Schilddrüsenüberfunktion auftreten. Die Symptome weisen bei Frau und Mann auf eine vergrößerte Schilddrüse hin. Häufig bereitet eine solche Struma jedoch keine Beschwerden. (Mehr über die umgangssprachlich „Kropf“ genannte Struma erfahren Sie hier.)
Bei Frauen kann schon ein leichtes Überangebot an Schilddrüsenhormonen zusätzlich zu den sonstigen Beschwerden den Menstruationszyklus durcheinanderbringen. Die Folge sind schwache, unregelmäßige oder ausbleibende Regelblutungen. Verursacht eine Schilddrüsenüberfunktion derartige Symptome, ist die betroffene Frau eingeschränkt empfängnisbereit.
Allgemein lässt sich allerdings schwer vorhersagen, ob eine Schilddrüsenüberfunktion überhaupt Symptome auslöst – und wenn ja, welche. Während manche Frau nur wenig oder nichts von ihrem Überschuss an Schilddrüsenhormonen zu spüren bekommt, entwickeln andere starke Beschwerden.
Besonders bei älteren Menschen verursacht eine Schilddrüsenüberfunktion oft nur wenige und/oder mildere Symptome. Eine betroffene Frau kann etwa bloß bemerken, dass sie ungewollt abnimmt und ihr Herz schneller schlägt.
Eher unüblich verläuft auch die durch das Schwangerschaftshormon HCG ausgelöste Schilddrüsenüberfunktion: Typische Symptome fehlen weitgehend. Doch manche Frau entwickelt dann ein übersteigertes Schwangerschaftserbrechen, bei dem sie sich mehrfach täglich übergeben muss und deutlich an Gewicht verliert. Meist bilden sich die Beschwerden von selbst zurück, da der HCG-Spiegel für gewöhnlich noch während des ersten oder zu Beginn des zweiten Schwangerschaftsdrittels wieder absinkt.
Schilddrüsenüberfunktion: Unbehandelt drohen der Frau schwere Symptome
Mitunter heilt eine leichte Schilddrüsenüberfunktion von allein aus – vorhandene Symptome verschwinden dann ebenfalls. Eine Frau, die auf diese (geringe) Selbstheilungschance setzt, geht aber ein unnötiges Risiko ein: Ohne ausreichende Behandlung begünstigt die Schilddrüsenerkrankung schwere Komplikationen.
Während der Schwangerschaft kann eine unbehandelte Schilddrüsenüberfunktion etwa zu Früh- und Totgeburt führen. Dauert die Überversorgung mit Schilddrüsenhormonen länger an, kann sie zudem bei jeder Frau mit der Zeit zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen (wie Vorhofflimmern) oder zu Osteoporose führen.
Überdies kann sich eine Schilddrüsenüberfunktion vor allem bei fehlender oder unzureichender Behandlung jederzeit plötzlich lebensbedrohlich verschlimmern. Der Fachbegriff für diese seltene Komplikation lautet thyreotoxische Krise. Typische Symptome hierfür sind:
- hohes Fieber
- Schweißausbrüche
- schneller Puls
- starkes Erbrechen
- schwerer Durchfall
- Muskelkrämpfe
- Muskelschwäche
- Unruhe
- Angstzustände
Die thyreotoxische Krise ist ein medizinischer Notfall, der eine schnelle intensivmedizinische Therapie erfordert. Ohne rasche Hilfe gehen die Symptome über in Herzrhythmus- und Bewusstseinsstörungen bis hin zu Koma und Kreislaufversagen.
In der Regel ist aber mit einer frühzeitigen und angemessenen Behandlung vermeidbar, dass eine Schilddrüsenüberfunktion derart schwerwiegend verläuft. Wenn eine Frau mögliche Symptome für eine überaktive Schilddrüse ärztlich abklären lässt und sich bei Bedarf einer entsprechenden Behandlung sowie regelmäßigen Kontrolluntersuchungen unterzieht, hat sie also eine gute Prognose.