Der Blutdruck spielt eine wichtige Rolle für die Lebenserwartung. Mit welchen Werten haben Frauen die besten Chancen auf ein langes Leben?
Etwa jeder dritte Erwachsene in Deutschland leidet unter Bluthochdruck. Da die Erkrankung meist im Stillen verläuft und nicht unbedingt Beschwerden verursacht, wissen viele gar nichts davon. Die Folgen sind gefährlich. Denn ein unbehandelter Bluthochdruck schädigt auf Dauer die Gefäße, begünstigt Herzerkrankungen und erhöht das Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte.
Doch welcher Blutdruck ist perfekt, um möglichst alt zu werden? Dieser Frage sind Kardiologen aus den USA und aus Deutschland im Rahmen einer Langzeitstudie nachgegangen.
In ihrer Studie beschäftigten sich die Wissenschaftlerteams um PD Dr. Bernhard Haring aus Homburg an der Saar und Professor Michael LaMonte aus Buffalo (USA) mit dem Blutdruck von Frauen.
Zugrunde liegen Daten aus der „Women’s Health Initiative“, für die in den Jahren 1993 bis 2005 in regelmäßigen Abständen über 16.000 Frauen untersucht wurden. Zusätzlich wurden die Teilnehmerinnen in den vergangenen 18 Jahren nachbeobachtet. Die Frauen waren zu Beginn der Studie 65 Jahre alt oder älter und hatten anfangs keine Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Krebs.
Das besondere Augenmerk der Forscher lag auf dem systolischen Blutdruck und dem Alter der Probandinnen zum Testzeitpunkt. Anschließend ermittelten sie die Überlebenswahrscheinlichkeit aus den Daten mithilfe eines speziellen statistischen Verfahrens, der sogenannten logistischen Regression.
Bei der Bestimmung des Blutdrucks sind zwei Werte relevant, die beide in mmHg (Millimeter Quecksilbersäule) angegeben werden. Der erste, höhere Wert ist der systolische Blutdruck, um den es in der Studie geht. Er gibt den Maximaldruck an, mit dem das Blut bei der Kontraktion des Herzmuskels durch die Hauptschlagader gepumpt wird.
Der zweite, niedrigere Wert ist der diastolische Blutdruck. Er misst den Minimaldruck, mit dem das Blut im Körper noch unterwegs ist, wenn sich das Herz wieder entspannt. Laut den aktuellen europäischen Leitlinien liegt ein optimaler Blutdruck leicht unter 120/80 mmHg. Normale Werte liegen im Bereich 120-129/80-84 mmHg.
Die Nachbeobachtungszeit der Studie umfasste den Zeitraum von 2005 bis 2023. In dieser Zeit erlebten 9.723 (59 Prozent) der 16.570 Teilnehmerinnen das 90. Lebensjahr. Für alle Frauen, unabhängig vom Alter, war die Überlebenswahrscheinlichkeit bei einem systolischen Wert von 120 mmHg am höchsten – egal, ob der Blutdruck mittels Medikamenten reguliert wurde oder nicht.
Von denjenigen Frauen, deren systolischer Blutdruck zwischen 110 und 130 mmHg lag, hatten diejenigen mit einem Wert größer als 120 mmHg im direkten Vergleich eine geringere Überlebenswahrscheinlichkeit.
Haring und LaMonte kommen zu dem Ergebnis, dass die Regulierung des Blutdrucks im Alter eine wichtige Säule ist, um ein langes Leben zu ermöglichen. Das Ziel sollte es sein, den systolischen Blutdruckwert zwischen 110 und 130mmHg zu halten, wobei 120 mmHg einen optimalen Wert darstellt.
Mit zunehmendem Alter verlieren die Gefäße allerdings an Elastizität. Die Folge ist, dass der Blutdruck ansteigt. Bei älteren Menschen sind daher auch leicht höhere Werte noch im Normbereich. Ist der Blutdruck jedoch dauerhaft erhöht, steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfälle. Blutdrucksenkende Medikamente können helfen, die Werte wieder in den Griff zu bekommen.
Erhöhte Blutdruckwerte lassen sich auch durch einen gesunden Lebensstil senken. Hierzu gehören vor allem regelmäßige Bewegung und Sport. Am wirksamsten ist laut der Deutschen Herzstiftung regelmäßiger Ausdauersport wie Radfahren, Walken oder Joggen. Auch ein Kraftausdauertraining mit niedriger Intensität kann den Blutdruck senken und das Ausdauertraining ergänzen. Zuvor sollten sich die Patienten jedoch von ihrem Arzt beraten lassen, welches Training für sie das richtige ist.