Spanischer Ministerpräsident

Massiver Blackout – „So etwas ist noch nie passiert“


Aktualisiert am 29.04.2025 – 02:09 UhrLesedauer: 4 Min.

Vergrößern des Bildes

Der Ministerpräsident von Spanien, Pedro Sánchez: Am späten Abend hielt er eine Fernsehansprache. (Quelle: Terje Pedersen/NTB Scanpix/AP/dpa/dpa-bilder)

News folgen

Ein massiver Blackout hat die Iberische Halbinsel getroffen. In ganz Spanien blieben Züge stehen, auch Flugreisende waren betroffen. Die Lage normalisiert sich nur langsam.

Nach dem massiven Stromausfall in Spanien ist die Energieversorgung im Land fast zur Hälfte wiederhergestellt worden. Das teilte Ministerpräsident Pedro Sánchez am späten Montagabend in einer Fernsehansprache unter Berufung auf Stromnetz-Daten mit. Die Stromversorgung im Rest des Landes werde bis Dienstag wiederhergestellt, sagte Sánchez. Er fügte aber auch hinzu, dass einige Menschen am Dienstag womöglich noch nicht in der Lage sein würden, zu arbeiten.

Die Versorgung sei inzwischen in mehreren Gebieten im Norden, Süden und Westen der Halbinsel wieder gesichert, meldete auch der spanische Stromnetzbetreiber Red Eléctrica auf der Plattform X. Demnach waren Regionen wie Katalonien, Aragonien, Baskenland, Galicien, Asturien, Navarra und Kastilien am Abend wieder versorgt. Zusätzlich gebe es weitere Gebiete, unter anderem in Madrid und Valencia.

In ganz Spanien und Portugal sowie in Südwestfrankreich war am Montagmittag aus bisher ungeklärten Gründen der Strom ausgefallen. Das staatliche spanische Eisenbahnunternehmen Renfe hatte auf der Plattform X mitgeteilt, gegen 12.30 Uhr sei es zu einem „Stromausfall im gesamten nationalen Stromnetz“ gekommen. An allen Bahnhöfen blieben demnach die Züge stehen, Ampeln fielen aus und ein Tennisturnier musste unterbrochen werden. Sánchez berief eine Krisensitzung der Regierung in Madrid ein.

Innerhalb von fünf Sekunden habe das Land 15 GW der Stromerzeugung verloren, was etwa 60 Prozent des landesweiten Bedarfs an Strom entspreche, sagte Sánchez am Abend. „So etwas ist noch nie zuvor passiert“. Es sei weiter unklar, was den riesigen Stromausfall verursacht habe. Die Behörden müssten dies noch herausfinden. Es werde keine Hypothese ausgeschlossen. Er habe auch mit Nato-Generalsekretär Mark Rutte gesprochen.

Als Ursache stehen unter anderem eine atmosphärische Störung und ein möglicher Cyberangriff im Raum. Die spanische Zeitung „El País“ meldete, das Nationale Institut für Cybersicherheit (Incibe) untersuche die Situation, sei aber bisher nicht zu einem Ergebnis gekommen. Der Ministerpräsident der Region Andalusien, Juan Manuel Moreno, sagte der Zeitung „ABC“ zufolge, momentan deute alles auf eine Attacke von Computerhackern hin. EU-Ratspräsident António Costa glaubt indes nicht an einen Cyberangriff. Zum jetzigen Zeitpunkt gebe es keine Hinweise darauf, erklärte er im Onlinedienst X.

Laut Portugals Regierungschef Luís Montenegro ist die Ursache „wahrscheinlich in Spanien“ zu finden. Der portugiesische Ministerpräsident sprach am Abend vor Journalisten von einer „ernsten und beispiellosen“ Situation. Er bestätigte zudem, dass der Strom in Portugal landesweit „in den nächsten Stunden“ wiederhergestellt werden sollte. Der portugiesische Betreiber REN hatte zuvor mitgeteilt, dass bis Montagabend rund 750.000 von 6,5 Millionen Anschlüssen wieder an die Versorgung angeschlossen worden seien, die Hauptstadt Lissabon war aber demnach weiterhin ohne Strom.

Madrid: Fahrgäste warten vor dem Bahnhof Atocha während des massiven Stromausfalls. (Quelle: Manu Fernandez/AP/dpa)
  • Stromausfall: Was Bahn- und Flugreisende jetzt wissen müssen

Vermutlich sei in Spanien eine seltene atmosphärische Störung aufgetreten, berichteten mehrere portugiesische Medien. „Aufgrund extremer Temperaturschwankungen im spanischen Landesinneren kam es zu anomalen Schwingungen in den Hochspannungsleitungen“, teilte demnach der portugiesische Netzbetreiber mit. Diese atmosphärischen Schwingungen hätten Synchronisationsstörungen zwischen den Stromnetzen verursacht.

Spanischen Medien zufolge sind Millionen Bürger betroffen. Auch Flughäfen und der Fährverkehr wurden zeitweise lahmgelegt, Ampeln fielen aus, das Mobilfunknetz brach teilweise zusammen und Hunderte Aufzüge blieben stecken. Nur die Inseln waren den Berichten zufolge nicht betroffen.

Die EU-Kommission hat sich besorgt gezeigt und steht nach eigener Auskunft im Austausch mit nationalen Behörden. „Die Kommission wird die Situation weiter beobachten und dafür sorgen, dass ein reibungsloser Informationsaustausch zwischen allen Beteiligten stattfindet“, teilte die Behörde in Brüssel mit. Es gehe darum, „die Ursache und die Auswirkungen der Situation zu verstehen“.

Die spanischen Atomkraftwerke, die in dem Land in Betrieb sind, schalteten in den Notstrombetrieb. Der Nukleare Sicherheitsrat teilte mit, die Reaktoren seien automatisch entsprechend dem Sicherheitsprotokoll heruntergefahren worden und würden durch Dieselgeneratoren versorgt. Der Strom wird unter anderem benötigt, um die Pumpen für die Kühlung weiterzubetreiben. Die Kraftwerke Almaraz II, Ascó I und II sowie Vandellós II befänden sich nun in einem „sicheren“ Zustand, hieß es.

Share.
Exit mobile version