EU-Kommission beunruhigt
Massiver Blackout – wohl noch Stunden kein Strom
Aktualisiert am 28.04.2025 – 17:45 UhrLesedauer: 3 Min.
Ein massiver Blackout hat die Iberische Halbinsel getroffen. In ganz Spanien blieben Züge stehen, auch Flugreisende sind betroffen. Atomkraftwerke sind im Notstrombetrieb.
In Spanien, Portugal und Teilen Frankreichs ist der Strom ausgefallen. Das staatliche spanische Eisenbahnunternehmen Renfe teilte auf der Plattform X mit, gegen 12.30 Uhr sei es zu einem „Stromausfall im gesamten nationalen Stromnetz“ gekommen. An allen Bahnhöfen blieben demnach die Züge stehen. Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez berief eine Krisensitzung der Regierung in Madrid ein.
Die Ursache des Blackouts ist noch unklar. Im Raum stehen unter anderem eine atmosphärische Störung und ein möglicher Cyberangriff. Die spanische Zeitung „El País“ meldete, das Nationale Institut für Cybersicherheit (Incibe) untersuche die Situation, sei aber bisher nicht zu einem Ergebnis gekommen. Der Ministerpräsident der Region Andalusien, Juan Manuel Moreno, sagte der Zeitung „ABC“ zufolge, momentan deute alles auf eine Attacke von Computerhackern hin. EU-Ratspräsident António Costa glaubt indes nicht an einen Cyberangriff. Zum jetzigen Zeitpunkt gebe es keine Hinweise darauf, erklärte er im Onlinedienst X.
Die EU-Kommission ist dennoch besorgt und steht nach eigener Auskunft im Austausch mit nationalen Behörden. „Die Kommission wird die Situation weiter beobachten und dafür sorgen, dass ein reibungsloser Informationsaustausch zwischen allen Beteiligten stattfindet“, teilte die Behörde in Brüssel mit. Es gehe darum, „die Ursache und die Auswirkungen der Situation zu verstehen“.
Der spanische Stromnetzbetreiber Red Eléctrica meldete, Pläne zur Wiederherstellung der Stromversorgung seien in die Wege geleitet worden. „Wir beginnen, die Spannung im Norden und Süden der Halbinsel wiederherzustellen“, schrieb das Unternehmen gegen 13.30 Uhr auf X. Es könne allerdings bis zu zehn Stunden dauern, bis der Strom im ganzen Land wieder fließe, zitierte „El País“ einen Verantwortlichen – aber auch nur, „wenn alles gut geht“. Eine Situation wie diese habe es in der Geschichte von Red Eléctrica noch nie gegeben: „Es ist ein absolut außergewöhnlicher Vorfall.“
Vermutlich sei in Spanien eine seltene atmosphärische Störung aufgetreten, berichteten unterdessen mehrere portugiesische Medien. „Aufgrund extremer Temperaturschwankungen im spanischen Landesinneren kam es zu anomalen Schwingungen in den Hochspannungsleitungen“, teilte demnach der portugiesische Netzbetreiber REN mit. Diese atmosphärischen Schwingungen hätten Synchronisationsstörungen zwischen den Stromnetzen verursacht.
Spanischen Medien zufolge sind Millionen Bürger betroffen. Auch Flughäfen und der Fährverkehr wurden zeitweise lahmgelegt, Ampeln fielen aus, das Mobilfunknetz brach teilweise zusammen und Hunderte von Aufzügen blieben stecken. Nur die Inseln waren den Berichten zufolge nicht betroffen.
Die spanischen Atomkraftwerke, die in dem Land in Betrieb sind, schalteten in den Notstrombetrieb. Der Nukleare Sicherheitsrat teilte mit, die Reaktoren seien automatisch entsprechend des Sicherheitsprotokolls heruntergefahren worden und würden durch Dieselgeneratoren versorgt. Die Kraftwerke Almaraz II, Ascó I und II sowie Vandellós II befänden sich damit in einem „sicheren“ Zustand.
Auf die Beschäftigten der Kraftwerke, Anwohnerinnen und Anwohner sowie die Umwelt habe der Vorgang keine Auswirkungen gehabt, erklärte der Sicherheitsrat weiter.
In Madrid verursachte der Stromausfall ein Verkehrschaos. Auf den Straßen stauten sich die Fahrzeuge. Zudem mussten Teile der U-Bahn in der spanischen Hauptstadt evakuiert werden, berichteten Radiosender. Bürger wurden dazu aufgerufen, zu Hause zu bleiben. Krankenhäuser seien dank des Einsatzes von Generatoren nicht beeinträchtigt, hieß es. Auch an den Flughäfen sorgten Notstromsysteme dafür, dass der Betrieb schließlich weiterlaufen konnte, auch wenn es zu Verzögerungen kam.