Am Freitag startet die EM in Deutschland. Doch nicht alle Top-Nationen haben ihre Form kurz vor Turnierstart gefunden.
Nach den März-Länderspielen der deutschen Nationalmannschaft gegen Frankreich (2:0) und die Niederlande (2:1) herrschte große Euphorie in Deutschland. Die Juni-Testspiele gegen die Ukraine (0:0) und Griechenland (2:1) wurden hingegen in der Öffentlichkeit sehr kritisch betrachtet. Besteht also vor der Heim-EM doch wieder Grund zur Sorge und wie schlagen sich die anderen Favoriten kurz vor Turnierstart?
Als Top-Favoriten auf den Titelgewinn werden von vielen Experten vor allem Frankreich und England genannt. Doch auch bei den Nationen lief es in den Vorbereitungsspielen längst nicht so wie erhofft.
Die hoch gehandelten Franzosen siegten zunächst recht unspektakulär mit einem 3:0 gegen Luxemburg und quälten sich anschließend zu einem 0:0-Unentschieden gegen Kanada. Blendende EM-Form sieht anders aus, immerhin kassierte „Les Bleus“, wie die französische Nationalmannschaft auch genannt wird, in den beiden Spielen gegen maximal durchschnittliche Gegner keinen Gegentreffer. Dennoch muss sich die Mannschaft von Trainer Didier Deschamps bei der EM erheblich steigern. Schon in der Vorrunde warten mit Österreich, den Niederlanden sowie Polen ganz andere Kaliber als noch in den Vorbereitungsspielen.
England hat noch nie eine Europameisterschaft gewonnen und daher große Sehnsucht nach der bitteren Finalniederlage 2021 gegen Italien nun endlich zum ersten Mal den Pokal zu gewinnen. Doch wenige Tage vor Turnierstart herrscht alles andere als EM-Begeisterung im Land der „Three Lions“. Gegen Island verloren die Briten am Freitag 0:1. Mit Ausnahme von Jude Bellingham standen viele Spieler in der Startelf, die auch im ersten EM-Spiel gegen Serbien (Sonntag, 21 Uhr) auf dem Platz stehen werden. Quittiert wurde die schwache Leistung des Teams um Harry Kane vom FC Bayern mit lautstarken Pfiffen im Wembley-Stadion.
In England gerät auch Nationaltrainer Gareth Southgate mehr und mehr ins Zentrum der Kritik. In der britischen Presse wird bereits spekuliert, dass Southgate nicht mehr Trainer der „Three Lions“ sein werde, wenn sie nicht den EM-Pokal gewinnen. Auch seine Kadernominierung sorgte für Unbehagen. In Jack Grealish oder Harry Maguire ließ der 53-Jährige etablierte Spieler zu Hause.
Neben den Top-Favoriten spielen auch die Nationen aus dem erweiterten Favoritenkreis noch keine Sterne vom Himmel. Italien schoss in den Spielen gegen die Türkei (0:0) sowie gegen Bosnien-Herzegowina (1:0) nur ein Tor. Wenn es jedoch nach José Mourinho geht, zählt Italien sowieso nicht zu den Favoriten. „Ich glaube nicht daran, dass sie den Titel verteidigen können. Sie haben keine sehr talentierte Mannschaft. Ich denke nicht, dass sie gewinnen werden“, sagte der Trainer dem TV-Sender RTP.
Wie die anderen Nationen auch haben die Portugiesen um Cristiano Ronaldo ihre Probleme in der Vorbereitung. 4:2-Sieg gegen Finnland, 1:2-Niederlage gegen Kroatien – auch das dürfte in Portugal nur wenig Euphorie auslösen.
Die Spanier hingegen dürften zufrieden sein mit ihren Vorbereitungsergebnissen. Zwar spielten die Profis, die bei der EM in der Gruppenphase auf Kroatien, Albanien und Italien treffen, in der Vorbereitung „nur“ gegen die eher schwachen Nationen Andorra (5:0) und Nordirland (5:1). Immerhin schossen sie sich aber mit insgesamt zehn Toren schonmal warm fürs Turnier.
Ebenfalls zum erweiterten Favoritenkreis gehört die Niederlande. Dort sind es nach zwei 4:0-Siegen gegen Kanada und Island nicht die Ergebnisse, die Sorgen bereiten – sondern die Personalsituation. Mit Frenkie de Jong und Teun Koopmeiners fallen zwei Spieler verletzungsbedingt aus. Davon profitiert Borussia Dortmunds Außenverteidiger Ian Maatsen, der von Bondscoach Ronald Koeman nachnominiert wurde.
Wie sich die Top-Nationen im Turnier schlagen werden, wird sich ab Freitag im Auftaktspiel zwischen Deutschland und Schottland (ab 21 Uhr im Liveticker bei t-online) zeigen. Eine Überraschung ist nicht ausgeschlossen.