Jan Marsalek soll nicht nur für den Wirecard-Skandal verantwortlich sein, sondern auch für Russland spioniert haben. Zudem soll er die Wagner-Söldner offenbar neu aufstellen.

Der Spionageverdacht gegen Ex-Wirecard-Manager Jan Marsalek erhärtet sich: Er soll offenbar seit fast einem Jahrzehnt für Russland spioniert haben. Das berichtet das US-Magazin „The Wallstreet Journal“ unter Berufung auf westliche Geheimdienste. Demnach soll er außerdem die russische Söldnertruppe Wagner unter damaliger Leitung des verstorbenen Jewgeni Prigoschin unterstützt haben und nun mit deren Neuaufstellung beauftragt worden sein. Von seinem mutmaßlichen Wohnsitz in Dubai aus, soll er diese wohl in Afrika neu formieren.

Dem Bericht zufolge soll Marsalek den russischen Militärgeheimdienst (GRU) und den Auslandsgeheimdienst Russlands, Sluschba wneschnei raswedki (SVR), finanziell unterstützt haben. Der Ex-Wirecard-CEO habe die Agenten der beiden Nachrichtendienste bezahlt, aber auch Informanten. Zudem soll Marsalek Gelder in Konfliktzonen im Nahen Osten und Afrika für russische Operationen geschleust haben.

Auch BND-Informationen kompromittiert?

Westliche Nachrichtendienste gehen laut dem „Wallstreet Journal“ auch davon aus, dass Marsalek Informationen von prominenten Wirecard-Kunden nach Russland weitergegeben haben soll. Zu den Kunden gehörten etwa auch der deutsche Auslandsgeheimdienst (BND) und das Bundeskriminalamt (BKA).

Diese Informationen könnten dabei geholfen haben, weitreichende Informationen und Einsatzorte von BND-Agenten zu erlangen. Laut „The Wallstreet Journal“ sollen einige Agenten deshalb neue Deckmäntel beziehungsweise Identitäten angenommen haben, um weiterhin unerkannt operieren zu können.

Marsalek soll Agentenring für Russland geleitet haben

Marsalek war CEO des Wirecard-Konzerns. Der einstige Dax-Konzern war zusammengebrochen, weil etwa 1,9 Milliarden angebliche Erlöse nicht mehr auffindbar waren. Die Wirecard-Chefetage, darunter Marsalek, soll über Jahre Scheingeschäfte in Milliardenhöhen verbucht haben, um das Unternehmen über Wasser zu halten und Kredite zu erschwindeln. Nun wird nach ihm als Mitverantwortlicher für den größten deutschen Wirtschaftsskandal der Geschichte per internationalem Haftbefehl gesucht.

Deutsche Behörden gehen jedoch davon aus, dass Marsalek nach dem Zusammenbruch Wirecards zunächst nach Moskau untergetaucht ist und inzwischen in Dubai lebt. Bereits in Moskau soll er offenbar führender Kopf eines für Russland agierenden Agentenrings gewesen sein, berichtete das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ im September. Demnach soll Marsalek von Russland aus einen Agentenring in Großbritannien finanziert und angeleitet haben. Mehr dazu lesen Sie hier.

Share.
Exit mobile version