Werk in Osnabrück
Dieser VW-Standort stand schon einmal vor der Schließung
12.12.2024 – 15:31 UhrLesedauer: 2 Min.
Volkswagen könnte tiefe Einschnitte am Werk Osnabrück vornehmen. Die aktuelle Krise erinnert stark an die Pleite des einstigen Karosserieherstellers Karmann.
Der Volkswagen-Konzern steht aktuell unter Druck: Hohe Kosten durch die Umstellung auf Elektromobilität, Nachfrageschwankungen und globale Herausforderungen setzen dem Wolfsburger Autobauer zu.
Der traditionsreiche Auftragsfertiger und Karosseriebauer aus Osnabrück musste 2009 Insolvenz anmelden. Was damals passierte, gibt einen Einblick in die Schwierigkeiten, die Zulieferer und Nischenhersteller in der Automobilbranche treffen können.
Die Wilhelm Karmann GmbH wurde 1901 gegründet und war jahrzehntelang eine feste Größe in der Automobilwelt. Besonders durch die Fertigung von Cabriolets und Coupés für Volkswagen, Mercedes-Benz und Audi machte sich das Unternehmen einen Namen. Zu den bekanntesten Modellen zählen das VW Käfer Cabriolet und der Karmann Ghia. Doch der Erfolg dauerte nicht an.
In den 2000er Jahren geriet Karmann zunehmend in Schwierigkeiten. Automobilhersteller produzierten verstärkt selbst und zogen Aufträge von externen Fertigern ab. Der Verlust bedeutender Projekte, wie die Produktion des Mercedes-Benz CLK Cabriolets, brachte das Unternehmen an den Rand der Zahlungsunfähigkeit. Im April 2009 meldete Karmann Insolvenz an.
Nach dem Insolvenzantrag übernahm die Volkswagen AG Ende 2009 wesentliche Teile des Unternehmens, darunter die Fahrzeugproduktion, den Werkzeugbau und die technische Entwicklung. Mit der Gründung der Volkswagen Osnabrück GmbH wurde der Standort gerettet – und mit ihm ein Teil der Arbeitsplätze. Im Jahr 2011 lief hier das erste Modell unter VW-Führung vom Band: das VW Golf VI Cabriolet.
Die Übernahme brachte erhebliche Einschränkungen. Der traditionsreiche Name „Karmann“ verschwand, und die Produktionskapazitäten in Osnabrück konzentrierten sich auf Nischenmodelle und Kleinserien wie den Porsche Boxster und den Cayman.
Vor der Insolvenz beschäftigte Karmann etwa 3.500 Mitarbeiter. Die Pleite bedeutete für viele von ihnen den Verlust des Arbeitsplatzes oder Lohnkürzungen. Während der Abwicklung erhielten die Gläubiger – darunter zahlreiche frühere Beschäftigte – immerhin eine vergleichsweise hohe Insolvenzquote von rund 40 Prozent. Mittlerweile arbeiten im Osnabrücker Standort etwa 2.300 Menschen, doch auch diese Stellen könnten nun in Gefahr sein.