„Schädlich und anstößig“

Jamie Oliver nimmt Buch nach Kritik vom Markt


10.11.2024 – 16:41 UhrLesedauer: 2 Min.

Jamie Oliver (Archivbild): Der Starkoch bat um Entschuldigung. (Quelle: IMAGO/Piovanotto Marco/ABACA)

Jamie Oliver ist vor allem als TV-Koch bekannt. Doch er hat auch Kinderbücher geschrieben. Eines steht nun in Australien in der Kritik.

Jamie Oliver hat sein Kinderbuch „Billy und das Rätsel um die rote Frau“ vom Markt genommen. Der Grund: mehrere Organisationen australischer Ureinwohner werfen dem Roman vor, anstößig und für Kinder schädlich zu sein. Der Verlag, Penguin Random House UK, bestätigte am Sonntag gegenüber dem „Guardian“, dass das Buch weltweit aus den Regalen entfernt wird, darunter in Großbritannien und Australien.

Oliver, der sich derzeit in Australien aufhält, um sein neuestes Kochbuch zu bewerben, bat um Entschuldigung: „Ich bin zutiefst erschüttert, dass ich Anstoß erregt habe und entschuldige mich von ganzem Herzen“, erklärte der britische Starkoch in einer Stellungnahme. „Es war niemals meine Absicht, dieses tief schmerzliche Thema falsch darzustellen. Gemeinsam mit meinen Verlegern haben wir entschieden, das Buch vom Markt zu nehmen.“ Auch der Verlag zeigte sich selbstkritisch. Man nehme die volle Verantwortung für die „Fehleinschätzung“. Man werde daraus lernen und „entschlossene Maßnahmen ergreifen“.

Doch was war passiert? Das Buch, das im englischen Original „Billy and the Epic Escape“ heißt, spielt zwar hauptsächlich in England, beinhaltet jedoch eine Episode im australischen Alice Springs. Die Antagonistin des Buches entführt in Australien ein junges Mädchen aus einer indigenen Pflegefamilie. Genau dieser Umstand sorgt für Empörung.

Die Vorsitzende der Aborigines-Organisation Natsiec, Sharon Davis, übte Kritik. Das Buch vemittle den Eindruck, dass die australischen Ureinwohner „leicht von Geld beeinflusst sind und die Sicherheit ihrer Kinder vernachlässigen“. Das verhamlose die komplexe und schmerzhafte Geschichte der Aborigines.

Damit spielte Davis auf die sogenannte „Stolen Generations“ (gestohlene Generationen“) an. Kinder von Aborigines wurden 60 Jahre lang systematisch aus ihren Familien, Gemeinschaften und Kulturen entfernt. Das passierte im Rahmen der australischen Assimilationsgesetze und -richtlinien, die von 1910 bis 1970 galten. Viele Kinder kehrten nie zu ihren rechtmäßigen Familien zurück. Zahlreiche Kinder wurden dabei hart, erniedrigend behandelt, sexuell missbraucht und rassistisch indoktriniert. Sie sollten glauben, dass Aborigines und andere indigene Gruppe minderwertig oder dass ihre Eltern tot seien und sie nicht wollten, berichtete der „Guardian“.

Zudem habe Oliver indigene Wörter im Buch falsch genutzt. Entsprechend ist die Kritik an Oliver und dem Verlag groß. Beide teilten dem „Guardian“ mit, dass vor der Veröffentlichung des Buches keine Konsultation mit einer indigenen Organisation, Gemeinschaft oder Einzelperson stattgefunden hat. Die indigene Autorin Cheryl Leavy kritisierte diesen Umstand. „Es ist jetzt an der Zeit, dass Penguin Random House mit indigenen Beratern zusammenarbeitet, um strukturelle Maßnahmen zu ergreifen, die verhindern, dass dies jemals wieder passiert“, sagte sie dem „Guardian“.

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