Für Beobachter im Saal wirkt das zuweilen aus der Zeit gefallen – für Kury ist es schlicht Berufsethos. Inhaltlich vertrat Kury eine klare These: Nicht Christina Block, sondern ihre Mutter, Christa Block, habe die Entziehung der Kinder veranlasst. Die damals 82-Jährige habe kurz vor ihrem Tod 120.000 Euro in bar abgehoben – angeblich, um eine Sicherheitsfirma zu bezahlen. Christina Block, so Kury, habe davon nichts gewusst. Doch von dieser Darstellung distanzierte sich die Unternehmerin am dritten Verhandlungstag.
Seine Ausstiegsankündigung im Fall Block ist für viele Beobachter mehr als nur eine juristische Fußnote.
Ingo Bott ist das genaue Gegenteil von Kury. Der 42-jährige Düsseldorfer Anwalt stieß erst kurz vor Prozessbeginn zum Verteidigerteam von Christina Block. Dunkles Haar, dunkler Bart, sportlicher Auftritt. „Ich spiele gern ein wenig mit Klischees, die auch im Zusammenhang mit meiner Person existieren“, sagte er einmal dem „Stern“. „Ich bin ja so was wie ein bunter Hund und polarisiere sicher auch.“
Im Gerichtssaal geht Bott nicht auf Distanz – er sucht Nähe. Er sitzt stets dicht neben Block, beobachtet aufmerksam ihre Reaktionen.
Mit Fällen von Kindesentführungen ist Bott vertraut: 2023 reiste er nach Paraguay, wohin zwei Enkelkinder des früheren Essener Oberbürgermeisters Wolfgang Reiniger von ihrem Vater entführt worden waren. Bott übernahm vor Ort eine vermittelnde Rolle – mit Erfolg: Die Kinder konnten nach Deutschland zurückgebracht werden.
Auch in anderen Verfahren trat Bott öffentlichkeitswirksam auf. Er verteidigte den früheren Planungsdezernenten Jürgen Dressler im Loveparade-Prozess sowie einen Londoner Fondsmanager im Cum-Ex-Komplex. Als Professor in Lima und Social-Media-Persönlichkeit auf Instagram, TikTok und LinkedIn vermarktet er nicht nur seine Kanzlei, sondern auch sich selbst – inklusive seiner Bücher. Die Nähe zur Öffentlichkeit ist für Bott keine Gefahr, sondern Teil seiner Strategie.
Seine Version der Ereignisse unterscheidet sich deutlich von der seines Kollegen Kury: Nicht Block selbst habe die Entführung beauftragt, sondern eine israelische Sicherheitsfirma namens Cyber Cupula habe eigenständig gehandelt – und mit der Verzweiflung ihrer Mandantin ein Geschäft gemacht. Damit rückt er von der bisherigen Strategie seines Kollegen Kury deutlich ab.













