Wissenschaftler schlagen in Studie Alarm

„Stärkster Regen aller Zeiten“: Forscher mit düsterer Prognose


Aktualisiert am 25.09.2024 – 05:00 UhrLesedauer: 3 Min.

Ein Haus im tschechischen Jesenik wurde durch die jüngsten starken Überschwemmungen zerstört. (Quelle: Petr David Josek/AP/dpa/dpa-bilder)

Die Trümmer der Fluten in Mitteleuropa sind noch nicht weggeräumt, während sich in Deutschland die Lage zuspitzt. Solche Überschwemmungen werden sich häufen, wie Forscher in einer neuen Studie erklären.

24 Menschen sind gestorben, die Schäden betragen mehrere Milliarden Euro, und in Teilen Deutschlands ist die Gefahr noch nicht gebannt: Die starken Regenfälle der letzten Wochen haben zu massiven Überschwemmungen in Mitteleuropa geführt. Eine neue Studie zeigt nun – es war der „stärkste Regen aller Zeiten“. Demnach habe der Sturm „Boris“ so viel Niederschlag heruntergebracht, wie bisher noch nie in Mitteleuropa gemessen wurde. Auslöser sei die Klimakrise, die die Situation noch weiter verschlimmere.

Zudem seien solche Regenmengen durch den Klimawandel doppelt so wahrscheinlich wie bisher und um sieben Prozent verheerender, hieß es in der Pressemitteilung der Studie. Diese ist von der „World Weather Attribution“ organisiert. Die Initiative aus Dutzenden Forschern beschäftigt sich mit Extremwetterereignissen, wie Hitzewellen, Stürmen oder Dürren.

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„Diese Überschwemmungen zeigen einmal mehr die verheerenden Folgen der durch fossile Brennstoffe verursachten Erwärmung“, erklärt Joyce Kimutai, Wissenschaftlerin am Londoner Grantham Institute und Co-Autorin der Studie. „Solange Öl, Gas und Kohle nicht durch erneuerbare Energien ersetzt werden, werden Stürme wie Boris noch stärkere Regenfälle auslösen, die zu Überschwemmungen führen, die die Wirtschaft zerstören.“ Als Beispiel für den kostspieligen Schaden nennt Kimutai die zehn Milliarden Euro, die von der Europäischen Union für den Wiederaufbau der betroffenen Gebiete bereitgestellt wurden.

Noch drastischere Folgen erwarten die Studienautoren, wenn die Erde sich um mehr als zwei Grad erwärmen sollte. Die Marke werde in den 2050ern geknackt, so die Forscher. Sie fordern eine Reaktion der Politik, um das zu verhindern: „Die massiven Schäden und Beeinträchtigungen machen Vorbereitungen auf extreme Wetterbedingungen und Überschwemmungen notwendig“. Dazu zählen Maßnahmen, wie das Aufstellen von Regenauffangstationen, Hochwasserschutzmauern und eine Warnung sowie potenzielle Evakuierung der Bevölkerung. Da Überschwemmungen voraussichtlich zunehmen, seien entsprechende Investitionen notwendig, heißt es weiter. „Das wird die Auswirkungen verringern und Leben retten“, so die Forscher.

In Polen verursachte das Unwetter massive Zerstörung. (Quelle: Maciej Kulczynski/PAP/dpa)

Schärfer äußert sich die deutsche Wissenschaftlerin Friederike Otto, die unter anderem auch am Grantham Institute lehrt: „Der Klimawandel richtet in Europa verheerende Schäden an, aber Politiker auf dem ganzen Kontinent versuchen, Klimaverpflichtungen zurückzuziehen.“ Die Klimakrise sei eine „existenzielle Bedrohung, insbesondere für die ärmeren Teile der Gesellschaft“, so Otto weiter.

„Perfekter Sturm“ entstand durch Wetterphänomen

Meteorologisch sei das viertägige Sturmtief durch eine Kombination aus kalter Luft über den Alpen und sehr warmer Luft über dem Mittelmeer sowie dem Schwarzen Meer entstanden. Es sei ein „perfekter Sturm“ entstanden. Ein solcher Sturm soll in den gegenwärtigen Klimabedingungen nur alle 100 bis 300 Jahre zustande kommen.

Doch kam es 1997 und 2002, also vor gerade mal zwei Dekaden, zu ähnlichen Überschwemmungen, erklärt Bogdan H. Chojnicki, Klimatologe an der Universität für Biowissenschaften im polnischen Poznań. „Der Trend ist eindeutig: Wenn der Mensch die Atmosphäre weiterhin mit Emissionen aus fossilen Brennstoffen füllt, wird sich die Situation verschärfen“, so Chojnicki. „Wir sollten dafür kämpfen, den Klimawandel aufzuhalten, um enorme soziale und wirtschaftliche Kosten zu vermeiden.“

Die Länder müssten sich auf noch nie dagewesene Überschwemmungen einstellen und den Klimawandel in die Flächennutzungsplanung integrieren, sagt Maja Vahlberg, eine weitere Studienautorin. „Es ist keine Frage der Technologie. Wir wissen, wie wir die Nachfrage nach fossiler Energie senken und diese durch erneuerbare Energien ersetzen können“, sagt Otto abschließend.

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