Weltbester Spieler jetzt ein Braun-Weißer
St. Pauli-Fans wegen Aktion ihres neuen Schach-Superstars empört
13.01.2025 – 03:02 UhrLesedauer: 2 Min.
Schach-Superstar Magnus Carlsen gewann sein erstes Spiel für St. Pauli. Doch eine Fangruppe ist alles andere als begeistert. Der Vorwurf wiegt schwer.
Die Fangruppe „Nord-Support“ des FC St. Pauli übt scharfe Kritik am Engagement des Schach-Weltranglistenersten Magnus Carlsen. Wie das „Hamburger Abendblatt“ berichtet, verteilte die Gruppe vor dem Fußball-Bundesliga-Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt Flugblätter mit dem Titel „Der Sündenfall des Magnus C.“.
Hintergrund ist Carlsens Rolle als „globaler Botschafter“ der E-Sports-Weltmeisterschaft im Schach, die in Saudi-Arabien stattfindet und von einem saudischen Staatsfonds mitfinanziert wird. Die Fangruppe wirft dem Land „Unterdrückung der Frauenrechte, Verfolgung politischer Gegner, Attentate auf Journalisten, Sklaverei, Folter, Hinrichtungen“ vor.
Die Schachabteilung des FC St. Pauli verteidigt hingegen ihren Neuzugang. Laut Oliver von Wersch, stellvertretender Leiter der Schachabteilung, werbe Carlsen „nicht für Saudi-Arabien, nur für sein Turnier. Das ist für uns ein großer Unterschied.“ Der Norweger vertrete die Werte des Vereins wie Respekt, Toleranz, Vielfalt und Gleichberechtigung.
Die Verpflichtung des besten Spielers der Welt war durch eine Kooperation der Weissenhaus Chess Academy des Unternehmers Jan Henric Büttner mit dem FC St. Pauli im vergangenen Jahr möglich geworden. Sportlich verlief Carlsens Debüt für den Bundesliga-Aufsteiger am Wochenende erfolgreich. Er führte sein Team am Wochenende zum ersten Saisonsieg gegen die SG Solingen. Durch den Erfolg verließ St. Pauli erstmals in dieser Saison die Abstiegsränge und ist nun Elfter unter 15 Mannschaften.
„Die Mannschaft ist nicht gut in die Saison gestartet. Ich bin glücklich, dass ich heute helfen konnte“, sagte der Norweger am Wochenende. Vor seinen Partien war sein Weg an Brett eins, an dem stets die Top-Spieler antreten, stilecht durch den Song „Hells Bells“ von AC/DC begleitet worden. Dort spielte er im grauen Hoodie mit dem Logo des Hamburger Vereins auf der Brust.
Nach knapp drei Stunden schlug der fünfmalige Weltmeister der klassischen Variante seinen niederländischen Gegner Max Warmerdam von der zuvor unbesiegten SG Solingen am Samstag. St. Pauli siegte mit 5,5:2,5.
„Das ist schon sehr cool. Solingen ist eine Spitzenmannschaft, die in Bestbesetzung angetreten ist“, schwärmte St. Paulis stellvertretender Abteilungsleiter Schach Oliver von Wersch euphorisch: „Die Mannschaft hat Bock auf morgen.“
Am Sonntag trat Carlsen dann ein zweites Mal für die Hamburger ans Brett. Gegen den ungeschlagenen Titelkandidaten Düsseldorfer SK mit Bundestrainer Jan Gustafsson unterlagen St. Pauli und Carlsen mit 3,5:4,5. Carlsen holte gegen den Chinesen Yi Wei ein Remis. Carlsen war von 2013 bis 2023 Weltmeister, ehe er freiwillig auf eine Titelverteidigung verzichtete.
Carlsen hat laut Oliver von Wersch, stellvertretender Leiter der Schachabteilung, schon längere Zeit eine Verbindung zum Kiezclub. Der Schach-Genius sei vor Jahren mal Zuschauer bei einer Niederlage der Fußballer gewesen, erzählte von Wersch dem NDR. Carlsen habe die Stimmung am Millerntor so beeindruckt, dass er sich ein Trikot des Vereins gekauft hat.