Beim Kauf von Wertpapieren mindern nicht nur die Gebühren und Provisionen die Rendite – auch der Spread kann teuer werden. So entkommen Sie den versteckten Kosten.

Beim Kauf von Wertpapieren wie Aktien, Fonds oder ETFs lohnt es sich für Anleger, auf die Kosten zu achten. Denn je höher die Ordergebühren, Bankprovisionen und die laufenden Kosten sind, desto geringer fällt die Rendite aus.

Was viele aber beim Handel von Wertpapieren vernachlässigen, ist der sogenannte Spread – die Handelsspanne eines Wertpapiers. Dabei kann schon ein kleiner Unterschied zwischen An- und Verkaufspreis eines Wertpapiers viel Geld kosten und sich erheblich auf Ihre Rendite auswirken. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten.

An der Börse hat ein Wertpapier zwei Preise – zum einen den Ankaufspreis (Briefkurs) und zum anderen den Verkaufspreis (Geldkurs). Der Spread bei Wertpapieren ist also die Handelsspanne zwischen dem höchsten Preis, den ein Käufer bereit ist, zu zahlen, und dem niedrigsten Preis, den ein Verkäufer bereit ist, zu akzeptieren.

Der Spread (zu Deutsch: Spanne) ist die Differenz zwischen dem Ankaufspreis (Briefkurs) und dem Verkaufspreis (Geldkurs) eines Wertpapiers. Der Ankaufspreis liegt immer über dem Verkaufspreis.

Einen Spread haben nicht nur Wertpapiere wie Aktien, sondern auch Aktienfonds oder ETFs, aber auch digitale Kryptowährungen. Der Spread stellt eine Art versteckte Handelsgebühr dar, da Anleger beim Kauf den höheren Briefkurs und beim Verkauf nur den niedrigeren Geldkurs erhalten.

Mit anderen Worten: Die Handelsspanne sagt aus, wie stark der Kurs eines Wertpapiers steigen muss, damit Sie beim Verkauf keinen Verlust machen. Sinnvollerweise wird der Spread in einer Prozentzahl angegeben. Denn wie viel der Spread in absoluten Zahlen für Sie ausmacht, hängt davon ab, wie viele Stücke des jeweiligen Wertpapiers Sie kaufen.

Um die Spreadkosten zu berechnen, können Sie folgende Formel verwenden:

Spreadkosten = Kaufkurs (Briefkurs) – Verkaufskurs (Geldkurs) x Handelsvolumen

Ein Beispiel: Sie wollen 100 Aktien zum Preis von 10 Euro kaufen. Der Briefkurs (Kauf) liegt bei 10 Euro und der Geldkurs (Verkauf) bei 9,70 Euro. Die Handelsspanne beträgt somit 0,30 Euro pro Stück oder rund drei Prozent. Ihre Spreadkosten betragen: (10 Euro – 9,70 Euro) x 100 = 30 Euro.

Sogenannte Market Maker verdienen an der Differenz zwischen An- und Verkaufskurs von Wertpapieren – ähnlich wie eine Wechselstube am Umtauschkurs einer Währung.

Die Gewinnspanne der Market Maker ergibt sich aus der Differenz zwischen An- und Verkaufskurs. Auch Broker und Handelsplattformen verdienen am Spread. Insbesondere bei Neobrokern mit niedrigen Ordergebühren sind die Kosten oft im Spread versteckt.

Die Größe des Spreads wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst:

  • Liquidität: Je liquider ein Wertpapier ist, also je häufiger es gehandelt wird, desto enger (geringer) ist in der Regel der Spread.
  • Handelsvolumen: Je mehr Geld Anleger und institutionelle Investoren in ein Wertpapier investieren, desto enger (geringer) werden tendenziell die Spreads.
  • Volatilität: Höhere Volatilität, also Schwankungsbreite der Kurse, kann zu größeren Spreads führen.
  • Art des Wertpapiers: Standardwerte wie Aktien aus dem Dax, Dow Jones oder S&P 500 haben meist engere Spreads als Nebenwerte.
  • Handelszeiten: Während der Haupthandelszeiten, wenn viele Wertpapiere gehandelt werden und entsprechend die Börsenumsätze hoch sind, sind die Spreads oft am geringsten.

Bei einem guten Spread ist die Spanne zwischen Ankaufspreis und Verkaufspreis möglichst eng (gering). Als Faustregel gilt: Für hochliquide Aktien und ETFs liegt ein guter Spread bei 0,1 Prozent oder weniger. Für weniger liquide Wertpapiere bei bis zu 1 Prozent. Beispielsweise hat der beliebte MSCI World ETF an großen deutschen Börsen einen Spread von etwa 0,1 Prozent.

Wertpapier Beispiel Typischer Spread
Aktien Microsoft 0,01 – 0,05 Euro
Anleihen US-Staatsanleihen 0,01 – 0,1 Prozent
ETFs MSCI World ETF 0,01 – 0,05 Euro
Währungen Euro/Dollar 0,1 – 2 Pips
Futures S&P 500 Futures 0,25 – 0,5 Punkte
Optionen SPY Optionen 0,05 – 0,2 Euro

Der Spread führt zunächst beim Kauf eines Wertpapiers zu keinem offensichtlichen Verlust – es sei denn, Sie kaufen und wollen im Anschluss direkt wieder verkaufen. In diesem Fall wäre Ihr Verlust so hoch wie der Spread. Liegen Briefkurs (Ankauf) und Geldkurs (Verkauf) beispielsweise zwei Euro auseinander, wäre Ihr Verlust zwei Euro multipliziert mit der Anzahl Ihrer gehandelten Wertpapiere.

Aus diesem Grund können Sie den Spread auch als indirekte Kosten begreifen. Denn um den Verlust zu vermeiden, müsste der Kurs um zwei Euro steigen und Sie haben bis dahin weder einen Gewinn noch eine Rendite erzielt.

Aber nicht nur für Day-Trader, die Aktien innerhalb weniger Stunden kaufen und verkaufen, spielt der Spread eine Rolle, auch langfristig orientierte Anleger sollten darauf achten. Denn ein zu großer oder zu hoher Spread führt in der Regel zu einem ungünstigen Preis sowohl beim Kauf als auch beim Verkauf eines Wertpapiers.

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