Der Assistent des früheren AfD-Spitzenkandidaten Maximilian Krah soll für China Rüstungslieferungen ausgespäht haben. Am Flughafen Leipzig verfügte er offenbar über einen Spitzel.
Seit Monaten sitzt Jian G. wegen mutmaßlicher Spionage für China in Untersuchungshaft: Als Assistent für AfD-Spitzenpolitiker Maximilian Krah soll er Informationen aus dem EU-Parlament an chinesische Nachrichtendienste weitergegeben haben. Außerdem habe er die chinesische Exilopposition ausspioniert. Der Generalbundesanwalt geht von einem besonders schweren Fall aus.
Nun kommt heraus: Der Fall ist mutmaßlich weitaus größer als bisher bekannt. Jian G. gilt den Ermittlern als Mitarbeiter des chinesischen Geheimdiensts und soll sogar mindestens eine Agentin zusätzlich als Quelle geführt haben. Am Montag nahm das Bundeskriminalamt in Leipzig die Chinesin Yaqi X. fest, deren voller Name t-online bekannt ist. Untersuchungshaft wurde angeordnet.
Laut Informationen der Redaktion arbeitete X. für eine Logistik-Tochtergesellschaft der Mitteldeutsche Flughafen AG, für die sie unter anderem nach China reiste. Ihr Arbeitsplatz wurde durchsucht, ebenso wie ihre Wohnung in Leipzig. Ein Sprecher der Mitteldeutschen Flughafen AG bestätigte auf Anfrage von t-online, das Unternehmen unterstütze die Arbeit der Behörden vollumfänglich.
Dem Generalbundesanwalt zufolge übermittelte X. ihrem Agentenführer G. in Krahs Brüsseler Büro ab August 2023 über Monate hinweg Informationen zu Flügen, Fracht und Passagieren des Flughafens. Insbesondere berichtete sie demnach über den Transport von Rüstungsgütern und Personen mit Bezug zu deutschen Rüstungsunternehmen. Der Leipziger Flughafen gilt als wichtiger Umschlagplatz für deutsche Rüstungsexporte, nicht nur in die Ukraine.
Die neue Wendung in der Spionageaffäre lässt auch andere Kontakte von Jian G. möglicherweise in neuem Licht erscheinen: t-online hatte bereits im Oktober 2023, mehr als ein halbes Jahr vor G.’s Festnahme, umfangreich über die verdächtigen Aktivitäten berichtet. Dazu zählten gemeinsame Geheimdienstkontakte mit Krah, gemeinsame Lobbyaktivitäten für China, Geldzahlungen aus China über Unternehmen in G.’s direktes privates Umfeld und G.’s auffällige Aktivitäten in der Exil-Opposition.
Mindestens eines der mit den Zahlungen verbundenen Unternehmen betreute Krah laut eigenen Aussagen über Jahre als Anwalt. So habe er G. überhaupt erst kennengelernt, sagte er t-online. Die Generalstaatsanwaltschaft in Dresden prüft derzeit noch, ob sich wegen der Zahlungen auch ein Anfangsverdacht gegen Krah ergeben könnte. Dabei spielt laut Presseberichten G.’s Unternehmensgeflecht eine entscheidende Rolle.
Eine der Geschäftspartnerinnen war laut den t-online-Recherchen in die gemeinsamen Lobbyaktivitäten für China verwickelt. Zeitgleich betrieb sie ein deutsch-chinesisches Propagandaportal, das Krah und die AfD immer wieder besonders positiv beleuchtete. Krah hat sich mittlerweile von seinem Assistenten getrennt und vehement betont, keine Kenntnis von seiner mutmaßlichen Geheimdiensttätigkeit gehabt zu haben.