Begräbt eine uralte Siedlung die Hotelpläne?

Spektakuläre Entdeckung mitten in Karls Erlebnis-Dorf


20.11.2024 – 07:13 UhrLesedauer: 2 Min.

Karls Erlebnis-Dorf in Döbeln (Archivbild): Dort, wo neben dem bereits stehenden Freizeitpark ein Hotel gebaut werden soll, befanden sich schon in Stein- und Bronzezeit Siedlungen. (Quelle: Dietmar Thomas/EHL Media/imago-images-bilder)

In Sachsen soll Karls Erlebnis-Dorf erweitert werden. Exakt an der Stelle, wo ein Hotel geplant ist, stand schon früher ein großes Haus.

Eine der Lieblingsfundstellen von Thomas Lukas ist 30 Meter lang und sieben Meter breit. Der Grabungsleiter beim sächsischen Landesamt für Archäologie bezeichnet sie als „groß und schön“, er ist fasziniert von dem, was er aus den dunklen Spuren im hellen Boden lesen kann: Vor fast 7.000 Jahren hätten hier Steinzeitmenschen in einem Langhaus gelebt, erklärt er t-online.

Falls der Chef von Karls Erdbeerhof eine Spur weniger euphorisch sein sollte als der Wissenschaftler, wäre das nicht verwunderlich: Das Steinzeit-Langhaus befindet sich nämlich genau dort, wo Robert Dahl im Juni 2025 ein Hotel eröffnen möchte.

In Döbeln, an der A14 zwischen Dresden und Leipzig gelegen, hat Dahl diesen März den Freizeitpark Karls Erlebnis-Dorf eröffnet. Es ist die jüngste Errungenschaft von Dahl, dessen Opa Karl 1921 einen Erdbeerhof bei Rostock gegründet hatte. Der Enkel hat ein kleines Erdbeer-Imperium daraus gemacht, er betreibt mittlerweile Vergnügungsparks in fünf Bundesländern. In Sachsen würde er seinen Park gerne möglichst schnell erweitern.

Dass das Gelände archäologisch interessant ist, ist allerdings schon länger klar. Bevor die ersten Bauarbeiten starteten, ging Landesamt-Archäologe Thomas Lukas mit seinem Team auf die Suche und wurde fündig. Im vergangenen Jahr jubelte das Landesamt: „Größter jungsteinzeitlicher Fundplatz in Mittelsachsen entdeckt“.

Inzwischen scheint der Fund noch viel spektakulärer zu sein. Lukas und sein Team sind inmitten der Siedlung der frühen Jungsteinzeit auch noch auf eine frühbronzezeitliche Siedlung gestoßen. „Anhaltspunkte gab es bereits, doch die bronzezeitliche Siedlung ist viel größer als angenommen“, erklärte Grabungsleiter Lukas der Nachrichtenagentur dpa.

Zuerst sei nur ein Haus aufgetaucht, jetzt gebe es 50 bis 60 Meter entfernt weitere Spuren der Siedlung. In den Boden haben die Menschen laut Lukas damals Gruben gegraben, teils, um darin Pfähle für ihre Häuser zu versenken, teils, um in ihnen Lebensmittel zu lagern oder darin zu arbeiten. Die Pfähle sind längst verrottet, die Gruben anhand von Verfärbungen immer noch gut zu erkennen.

Die neu entdeckte Bronzezeit-Siedlung sei rund 4.000 Jahre alt und gehöre zur Aunjetitzer Kultur, erläutert Lukas. Es handele sich um die Epoche, aus der auch die Himmelsscheibe von Nebra stammt.

Aber was heißt das jetzt für das Hotel von Robert Dahl? „Das kann trotzdem gebaut werden“, erklärt der Archäologe t-online. Sein Team hole nun alle Scherben und anderen Fundstücke aus dem Boden, werde außerdem jedes freigelegte Stück der Siedlung für die Nachwelt vermessen, fotografieren und beschreiben – und werde sich dann vermutlich gegen Ende des Jahres aus Döbeln verabschieden.

Karls-Chef Dahl bleiben dann bis zur angepeilten Eröffnung im Juni 2025 nur noch wenige Monate. Aber der Geschäftsmann gibt sich gelassen: „Wir haben ja Übung, wenn es um kurze Bauzeiten geht“, sagte er der „Sächsischen Zeitung“.

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