Brief mit weißem Pulver
SPD-Politiker erhält „NSU 3.0“-Drohschreiben
03.01.2025 – 18:26 UhrLesedauer: 2 Min.
Die neonazistische Terrorvereinigung NSU löste über Jahre mit Morden Schrecken in Deutschland aus. Jetzt hat offenbar ein Nachahmer als „NSU 3.0“ ein Drohschreiben versendet.
Der Bundestagsabgeordnete Helge Lindh hat nach eigenen Angaben einen Drohbrief erhalten, der mit „NSU 3.0“ unterschrieben ist. Das teilte der SPD-Politiker auf dem Onlinedienst X mit.
„Ich habe seit meiner Wahl in den Bundestag vor 7 1/2 Jahren schon viele Bedrohungen, Anfeindungen und Vandalismus erlebt, aber das markiert einen neuen Tiefpunkt“, schrieb Lindh dazu. „Ich selbst musste mir in den letzten Jahren ein dickes Fell zulegen, um dem Job als Politiker überhaupt weiter nachgehen zu können, aber dass meine Mitarbeitenden solch einem Risiko ausgesetzt werden, macht mich fassungslos und wütend.“
„Auch wenn Kriminelle wie diese eigentlich keine Antwort verdienen: Unser schönes Land zerstört ihr mit eurem Menschenhass! Ich werde mich davon nicht einschüchtern lassen und jeden Tag weiter gegen euren Menschenhass, Extremismus und eure Gewalt kämpfen“, so Lindh. Der Politiker ist kultur- und medienpolitischer Sprecher der SPD im Bundestag.
Lindh teilte auf X außerdem Fotos des Schreibens sowie des Inhalts des Umschlags, in dem der Brief zugestellt wurde. In dem Umschlag ist ein weißes Pulver zu sehen, das laut dem Politiker „noch undefiniert“ sei. Der Brief wurde an Lindhs Wahlkreisbüro in Wuppertal gesendet.
In dem Schreiben drohen der oder die Absender dem Politiker: „Wir werden dich kriegen, verlass dich drauf.“ Lindh sei „nirgends“ sicher, heißt es darin weiter. In dem Schreiben werden dem Politiker zudem „Deutschenhass“ und ein „Ausländer-Fetisch“ vorgeworfen, der Deutschland angeblich zerstöre. Unterschrieben wurde der handschriftlich verfasste Briuef mit „NSU 3.0“. Das „S“ wurde zudem als Siegrune stilisiert, einem Zeichen, das auch die Nationalsozialisten zu verschiedenen Zwecken verwendeten.
NSU steht für „Nationalsozialistischer Untergrund“. Dabei handelt es sich um eine rechtsextremistische Terrorvereinigung, deren Mitglieder zwischen 2000 und 2007 mindestens neun Migranten und eine Polizistin töteten. Während die beiden NSU-Mitglieder Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt 2011 tot aufgefunden wurden, sitzt Beate Zschäpe wegen der Mitgliedschaft im NSU in lebenslanger Haft.
Ab 2018 wurden mit der Unterschrift „NSU 2.0“ rund 170 Drohschreiben per Fax, E-Mail oder SMS an verschiedene Adressaten in Deutschland und Österreich zugestellt. Dazu gehörte unter anderem die Frankfurter Rechtsanwältin Seda Başay-Yıldız, die als erstes Opfer gilt. Empfängerdaten wurden teils in deutschen Polizeidirektionen abgefragt. Drei Männer sitzen wegen des Versands der Drohschreiben in Haft.