Corona-Pandemie

Spahn: Masken-Vorwürfe entkräftet – Linke fordert Rücktritt

Aktualisiert am 25.06.2025 – 19:57 UhrLesedauer: 3 Min.

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Unionsfraktionschef Jens Spahn auf dem Weg in den Haushaltsausschuss des Bundestages. (Quelle: Annette Riedl/dpa/dpa-bilder)

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Die Linke fordert Jens Spahns Rücktritt, die Grünen mehr Aufklärung zur Beschaffung von Corona-Masken. Von Parlamentariern wird der Unionsfraktionschef gelöchert – er selbst spricht von Verleumdung.

Der frühere Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hält nach einer Befragung durch Parlamentarier hinter verschlossenen Türen die meisten Vorwürfe gegen sich wegen der Corona-Maskenbeschaffung für entkräftet. Das machte der heutige Unionsfraktionschef nach der rund zweistündigen Befragung im Haushaltsausschuss des Bundestags deutlich.

Spahn argumentierte, in der tiefen Krise und angesichts mangelnder Informationen über Corona seien Entscheidungen in einer Notsituation nötig gewesen: „Und es wird gerade versucht, bis an die Grenze der Verleumdung das in einen anderen Kontext zu bringen.“

Ein Bericht der Sonderermittlerin Margaretha Sudhof hatte festgestellt, dass Spahn „gegen den Rat seiner Fachabteilungen“ in großem Umfang in die Schutzmasken-Beschaffung eingestiegen war. Milliardenrisiken für den Staat entstanden demnach, obwohl mit Beschaffung erfahrene Behörden bereitgestanden und mehrfach gewarnt hätten. Sudhof war von Spahn-Nachfolger Karl Lauterbach (SPD) beauftragt worden.

Spahn in Corona-Pandemie
Der frühere Gesundheitsminister Jens Spahn steht wegen Masken-Deals in der Corona-Pandemie in der Kritik. (Archivfoto) (Quelle: Michael Kappeler/dpa/dpa-bilder)

„Ich halte die meisten Vorwürfe aus dem Sudhof-Papier für entkräftet“, sagte Spahn. „Es war der gesundheitliche Kriegsfall und wir hatten, um im Bild zu bleiben, keine Gewehre, keine Munition, keinen Schutz.“ Er betonte: „Wir haben getan, was notwendig war, um Masken zu beschaffen.“

Der Finanzminister und er seien sich einig gewesen: Es solle lieber Geld kosten als Menschenleben. „Das hat dazu geführt, dass wir in drei Jahren 440 Milliarden Euro Bundesmittel für die Bewältigung der Pandemie aufgewendet haben.“ Mit dieser enormen Summe seien auch Schutzschirme für die Krankenhäuser, Impfstoffe und Tests beschafft worden.

Spahn begrüßte, dass der Bundestag eine Enquete-Kommission einsetzen will. Im Nachhinein habe man damals feststellen müssen, dass viele Glücksritter Dinge angeboten hätten: „Es war Wildwest.“ Die Entscheidungen seien aber jeweils mit Mehrheit im Bundestag getroffen worden. Zur Erklärung, warum externe Firmen statt Behörden für die Beschaffung vorgesehen wurden, sagte Spahn: „Wir waren am Limit, und wir waren so am Limit, dass wir auch zusätzliche Unterstützung brauchten.“

Die heutige Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) verteidigte Spahn, stellte aber auch klar, dass es in Zukunft – anders als damals – Beschaffungen direkt durch ihr Ministerium nicht mehr geben solle. Die Grünen im Bundestag teilten mit, Spahn stehe aus ihrer Sicht im Verdacht des „Machtmissbrauchs im Amt“, wie ihr Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen sagte.

Warken warf Sonderermittlerin Sudhof erneut methodische Mängel und einige nicht nachvollziehbare Herleitungen vor. Gleichzeitig räumte sie ein, dass die „Veraktung der Dokumente“ aus der fraglichen Zeit im Ministerium erst später nachgeholt werden musste. „Dass das Bundesgesundheitsministerium eigentlich ein Gesetzgebungshaus ist und kein Logistikunternehmen ist, ist klar. Und für die Zukunft sollten wir diese Verfahren auch anders aufstellen“, sagte Warken zudem. Die Lage in der damaligen Zeit sei aber besonders gewesen.

Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) hat den sogenannten Sudhof-Bericht erneut kritisiert. (Quelle: Annette Riedl/dpa/dpa-bilder)

Erneut begründete Warken Schwärzungen in dem vorgelegten Bericht mit persönlichen Daten und Geschäftsgeheimnissen Dritter. Doch die Stellen müssten nicht geschwärzt bleiben. Sie habe aber zum Stand jetzt größtmögliche Transparenz geschaffen.

Die Grünen-Haushälterin Paula Piechotta teilte nach Warkens Befragung mit, dass Sudhofs Bericht durchaus bereits in Teilen zu Änderungen bei der Strategie des Gesundheitsressorts bei fraglichen Prozessen geführt habe. „Frau Sudhofs Arbeit war also sehr erfolgreich.“ Im Bundeshaushalt seien noch 1,2 Milliarden Euro für die ausstehenden Verfahren zu Masken vorgesehen. „Das ist nach unserem Wissen wahrscheinlich nicht ausreichend“, so Piechotta.

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