Die Frage nach Waffen für Israel bringt die Deutschen in eine moralische Zwickmühle: Aus den Verbrechen Nazi-Deutschlands erwuchs eine historische Verantwortung, aus der dreimal „Nie wieder“ abgeleitet wurde: nie wieder Faschismus, nie wieder Kriegsverbrechen und Genozid und insbesondere nie wieder Verbrechen an den Juden. Was aber, wenn die Regierung des Staates Israel, der wichtigste Garant zum Schutz der Juden, selbst Rechtsextreme in ihren Reihen hat und Kriegsverbrechen im Gazastreifen begeht?

Dieser vermeintliche Widerspruch lässt sich auflösen, denn die drei Ableitungen haben einen gemeinsamen Nenner: das Prinzip der Menschlichkeit. Jeder Mensch verdient es, als solcher behandelt zu werden – seien es Israelis und Juden oder Palästinenser und Araber. Deutschlands Verantwortung als Lehre aus der Vergangenheit ist es, sich für die Menschlichkeit einzusetzen und Verbrechen gegen sie zu verhindern, wann immer es möglich ist. Auf keinen Fall aber darf Deutschland solche Verbrechen fördern.

Die israelische Regierung hat in Gaza den Punkt überschritten, an dem sie noch glaubhaft behaupten könnte, sich lediglich gegen die Terroristen der Hamas zu verteidigen. Das hat, zu Recht, auch kürzlich Bundeskanzler Friedrich Merz so gesagt.

Doch auf die Erkenntnis, dass Israel im Gazastreifen gegen die Menschlichkeit handelt und Kriegsverbrechen begeht, sollte Merz nun auch folgern: Deutschland muss seine Waffenlieferungen an Israel sofort einstellen. Worte allein reichen nicht. Gerade, weil die Deutschen eine historische Verantwortung haben. Alles andere wäre Heuchelei.

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