Der Spielstil von Bayern-Trainer Vincent Kompany begeistert die Klub-Bosse. Nicht nur gegen Barcelona bekam er aber Grenzen aufgezeigt. Schon in der Vergangenheit gab es deshalb Kritik.

Noch vor wenigen Tagen war Bayern-Aufsichtsratsmitglied und Ex-Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge voll des Lobes für den neuen Bayern-Trainer Vincent Kompany. „Mit dem neuen Trainer ist eine wirklich gute Stimmung zurückgekehrt, weil er einen guten Job macht“, sagte er beim Streamingdienst DAZN. „Wir sind nicht nur aktuell Tabellenführer, sondern es stimmt auch die Qualität des Spiels.“ Der aggressive Spielstil, den Kompany seiner Mannschaft eingeimpft habe, „gefällt mir total“, so Rummenigge weiter.

Das Bundesliga-Spiel gegen Eintracht Frankfurt (3:3) etwa war aus seiner Sicht „Spitzenklasse von der Spielqualität her“ und „eine Fußballdemonstration auf höchstem Niveau“.

Eine Fußballdemonstration auf höchstem Niveau, nämlich in der Champions League, mussten Kompanys Bayern am Mittwochabend allerdings auch gegen den FC Barcelona über sich ergehen lassen. Bei der 1:4-Pleite offenbarten die Katalanen um Ex-Bayern-Trainer Hansi Flick die Schwachstellen von Kompanys aggressivem Fußball – und nutzten sie eiskalt aus.

Es ist nicht das erste Mal: Schon beim beeindruckenden 9:2-Auftakterfolg gegen Dinamo Zagreb zum Champions-League-Auftakt wackelten die Bayern defensiv zeitweise bedenklich. Gegen Aston Villa setzte es auch deshalb die erste Niederlage (0:1). Und das von Rummenigge so gelobte 3:3 gegen Frankfurt offenbarte ebenfalls: Mannschaften, die die fußballerische Qualität haben, sich aus dem aggressiven Pressing der Bayern zu befreien und schnell umzuschalten, können ihnen weh tun. Barcelona unterstrich diese Problematik auch aufgrund der hohen Individualität in der Mannschaft besonders deutlich.

Wird Kompany seinen Spielstil also nun anpassen? Bayerns Vorstandschef Jan-Christian Dreesen rechnet wohl damit, sagte auf dem Bankett nach dem Spiel, dass „Vincent und sein Team die richtigen Schlüsse ziehen“ würden. Doch Kompany selbst gab sich weiter überzeugt von seinem aggressiven Fußball.

„Jeder Trainer hat das Ziel, mit seiner Idee zu gewinnen“, sagte er nach dem Spiel auf der Pressekonferenz. Anpassungen scheinen für ihn nicht unbedingt ein Thema. „Habt ihr Hansi das auch gefragt?“, wollte der Belgier in Bezug auf Flicks ebenfalls aggressiven Fußball wissen und sagte: „Ich glaube keine einzige Sekunde, dass Barça sich anpasst. Sie wollen auf ihre Art erfolgreich sein – und wir auch.“

Klingt also, als würde Kompany weiter bei seinem riskanten Fußball bleiben wollen. Geht das noch weitere Male schief, ist Kritik vorprogrammiert. Es wäre allerdings nicht das erste Mal, dass er sich dieser Kritik ausgesetzt sieht.

Schon vor seinem Wechsel zu den Bayern wurde der damalige Burnley-Trainer für seinen Mangel an taktischen Anpassungen kritisiert. Mit Burnley war Kompany in die Premier League aufgestiegen, musste jedoch gleich in der ersten Saison auch wieder absteigen. Auch damals zog Kompany trotz ausbleibender Ergebnisse seinen Fußball durch.

Auf Kritik stieß das unter anderem bei Ex-Spieler und TV-Experte Roy Keane. „Sie waren furchtbar“, sagte der Ex-Kapitän von Manchester United vor einem Spiel über die Saison von Burnley. Die Spielstile der Mannschaften in der englischen 2. Liga und der Premier League seien nicht miteinander zu vergleichen. „Die Tore, die sie kassieren, sind Schuljungenkram“, so Keane über das schlechte Defensivverhalten von Kompanys Mannschaft.

„Ich bewundere Manager, die eine Philosophie und einen Spielstil haben, aber man muss sich anpassen“, bemängelte Keane. „Sie waren nicht annähernd gut genug, es ist beschämend, wie die Dinge für sie gelaufen sind.“ Der 53-Jährige kritisierte den Spielstil Kompanys und die daraus resultierenden Defensivprobleme vor allem auch vor dessen Hintergrund als Spieler: „Kompany, ein hervorragender Innenverteidiger, muss wissen, dass seine Mannschaft defensiv völlig durcheinander ist, sie muss besser werden. Mann muss sich selbst eine Chance geben, Fußballspiele zu gewinnen.“

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