News folgen

Der Rentenwert steigt in der Regel zum 1. Juli. Was hinter dem Plus steckt, warum der Wert für Ost und West jetzt gleich ist und was das für Ihre Rente heißt.

Wie viel gesetzliche Rente Sie bekommen, hängt von vielen Faktoren ab – einer davon ist der sogenannte Rentenwert. Er ändert sich in der Regel jedes Jahr zum 1. Juli und war lange Zeit in Ost- und Westdeutschland unterschiedlich hoch. Seit dem 1. Juli 2023 gibt es nur noch einen bundesweit gültigen Rentenwert. t-online zeigt, was dieser Wert genau aussagt, wovon er abhängt und wie er sich in den vergangenen Jahren entwickelt hat.

Der Rentenwert ist einer der zentralen Bausteine der gesetzlichen Rentenversicherung. Er legt fest, wie viel Geld es für einen sogenannten Entgeltpunkt gibt, auch Rentenpunkt genannt. Einen Rentenpunkt erhält, wer ein Jahr lang genau so viel verdient wie der Durchschnitt aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland. Wer mehr oder weniger verdient, bekommt anteilig entsprechend mehr oder weniger Punkte.

Beispiel: Verdienen Sie genau das Durchschnittsentgelt eines Jahres, bekommen Sie für dieses Jahr exakt einen Entgeltpunkt. Liegt Ihr Einkommen bei der Hälfte des Durchschnitts, bekommen Sie 0,5 Punkte, bei doppeltem Verdienst 2 Punkte.

  • Lesen Sie auch: So viele Rentenpunkte bringt Ihnen Ihr Gehalt

Die Bundesregierung passt den Rentenwert mit Zustimmung des Bundesrats jährlich zum 1. Juli an, um Rentner an der allgemeinen Lohnentwicklung teilhaben zu lassen. Kurz gesagt: Steigen die Löhne und Gehälter, sollen auch die Renten steigen.

Allerdings spielen bei der Berechnung auch noch andere Faktoren eine Rolle, die den Anstieg dämpfen können – etwa der sogenannte Nachhaltigkeitsfaktor. Er berücksichtigt das Verhältnis von Rentnern zu Beitragszahlern. Entwickelt sich das Verhältnis ungünstig zulasten der Beitragszahler, müsste der Nachhaltigkeitsfaktor greifen.

Gut zu wissen: Schreibt die Bundesregierung ein bestimmtes Rentenniveau gesetzlich fest, kann das den Nachhaltigkeitsfaktor außer Kraft setzen. Der Rentenwert steigt dann stärker, als er angesichts der demografischen Lage eigentlich steigen dürfte. Mehr zum Rentenniveau lesen Sie hier.

Die folgende Tabelle zeigt, wie viel ein Rentenpunkt in den vergangenen Jahren in Euro wert war – monatlich und vor Steuern.

Jahr Rententwert (West) Rentenwert (Ost)
2002 25,86 Euro 22,70 Euro
2003 26,13 Euro 22,97 Euro
2004 26,13 Euro 22,97 Euro
2005 26,13 Euro 22,97 Euro
2006 26,13 Euro 22,97 Euro
2007 26,27 Euro 23,09 Euro
2008 26,56 Euro 23,34 Euro
2009 27,20 Euro 24,13 Euro
2010 27,20 Euro 24,13 Euro
2011 27,47 Euro 24,37 Euro
2012 28,07 Euro 24,92 Euro
2013 28,14 Euro 25,74 Euro
2014 28,61 Euro 26,39 Euro
2015 29,21 Euro 27,05 Euro
2016 30,45 Euro 28,66 Euro
2017 31,03 Euro 29,69 Euro
2018 32,03 Euro 30,69 Euro
2019 33,05 Euro 31,89 Euro
2020 34,19 Euro 33,23 Euro
2021 34,19 Euro 33,47 Euro
2022 36,02 Euro 35,52 Euro
2023 37,60 Euro 37,60 Euro
2024 39,32 Euro 39,32 Euro
2025 40,79 Euro 40,79 Euro

Wer zum Beispiel 45 Jahre lang jedes Jahr einen Entgeltpunkt gesammelt hat (also immer genau Durchschnitt verdient hat), erhält ab dem 1. Juli 2025 eine monatliche Rente von:
45 Rentenpunkte x 40,79 Euro = 1.835,55 Euro brutto. Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung und eventuelle Steuern gehen davon noch ab.

Dieselbe Zahl an Rentenpunkten hätte im Jahr 2015 nur 1.314,45 Euro im Westen (45 x 29,21 Euro) und 1.217,25 Euro im Osten gebracht (45 x 27,05 Euro).

Warum gab es unterschiedliche Rentenwerte in West- und Ostdeutschland?

Nach der Wiedervereinigung 1990 lagen die Löhne in Ostdeutschland deutlich unter dem Westniveau. Da die Renten in Deutschland an die Lohnentwicklung gekoppelt sind, hätte das eigentlich zu sehr niedrigen Renten im Osten geführt. Um das abzumildern, wurde ein gesonderter Rentenwert Ost eingeführt, der auf einem höheren Umrechnungsfaktor basierte.

Statt die niedrigeren Löhne eins zu eins in niedrigere Renten umzusetzen, wurde der Rentenwert Ost also politisch bestimmt und regelmäßig angepasst, um die Renten schrittweise an jene im Westen anzugleichen. Ziel war es, die Rentner im Osten nicht für das niedrige Lohnniveau zu benachteiligen, das sie nicht beeinflussen konnten.

Mit dem sogenannten Rentenüberleitungs-Abschlussgesetz wurde 2017 gesetzlich festgelegt, dass der Rentenwert Ost bis spätestens 1. Juli 2024 schrittweise an das Westniveau angepasst werden muss – selbst wenn die Löhne im Osten bis dahin noch nicht vollständig aufgeschlossen hätten. Letztlich gelang die Angleichung wegen der besseren Lohnentwicklung im Osten aber sogar ein Jahr früher als geplant.

Share.
Exit mobile version