Anleger, die an der Börse in Wertpapiere investieren, wollen neben einer hohen Rendite auch eine gewisse Sicherheit fürs Depot. Dieser ETF könnte beides bieten.

Gegenüber Aktien stehen Anleihen bei Anlegern oft weniger im Fokus. Die meisten Sparer kennen zwar den MSCI World und wissen, dass dieser in Aktien von rund 1.500 Unternehmen in 23 Industrieländern investiert. Auch ein FTSE All World mit über 4.000 Unternehmen aus 49 Industrie- und Schwellenländern im Aktienkorb dürfte dem einen oder anderen Privatanleger bekannt sein. Ebenso die zahlreichen ETFs auf diese Indizes.

Doch was ist eine Anleihe? Welche Werte befinden sich in einem Anleihen-ETF? Und welche Vorteile haben Anleger, wenn sie dieses Finanzprodukt in Ihrem Depot haben? Wir haben mit Chris Hofmann von Vanguard, dem zweitgrößten Vermögensverwalter der Welt, über Anleihen und Anleihen-ETFs gesprochen und geklärt, für welchen Anlegertyp sich ein Investment in Anleihen besonders lohnt.

Von der Anleihe zum Anleihen-ETF

Wenn Sie als Anleger eine Aktie kaufen, werden Sie Anteilseigner des Unternehmens. Der Wert einer Aktie entspricht dem Anteilswert des Unternehmens. Als Aktionär nehmen Sie am Geschäftserfolg des Unternehmens teil, indem sie beispielsweise eine Dividende erhalten und im besten Fall auch der Aktienkurs steigt.

Eine Anleihe funktioniert anders als eine Aktie. „Mit dem Kauf einer Anleihe leihen Sie dem Unternehmen Geld“, erklärt Expertin Chris Hofmann. „Es ist also nicht die Bank, die dem Unternehmen einen Kredit gibt, sondern das Unternehmen sammelt über den Kapitalmarkt Geld von Anlegern und Investoren ein. Hierfür zahlt das Unternehmen einen fest vereinbarten Zins jährlich, halbjährlich oder nach Ablauf einer bestimmten Frist.“

Chris Hofmann, Leiterin des Intermediary Wholesale Teams bei Vanguard.

Vanguard Group

Mit einem verwalteten Vermögen von rund acht Billionen US-Dollar und etwa 18.000 Mitarbeitern weltweit ist Vanguard der zweitgrößte Vermögensverwalter der Welt. Chris Hofmann leitet das Intermediary Wholesale Team und verfügt über rund 20 Jahre Erfahrung sowohl auf der Händler- als auch der Emittentenseite im Bereich börsennotierte Indexfonds (ETFs).

Anleihen können sowohl von Unternehmen als auch von Staaten ausgegeben werden – sie heißen entsprechend Unternehmensanleihen oder Staatsanleihen. Auch die Begriffe Rentenpapiere, Obligationen und Schuldverschreibungen sind für Anleihen gebräuchlich.

Nach Ablauf der Frist erhalten Anleger und Investoren das geliehene Geld einschließlich Zinszahlungen zurück. „2023 wurden in Europa 63,5 Milliarden Dollar in Anleihen-ETFs investiert. Im Vergleich: Im Vorjahr waren es nur 34,1 Milliarden“, sagt Hofmann. „Wir beobachten, dass das Interesse für diese Anlageklasse wieder wächst.“

So funktioniert ein Anleihen-ETF

Die Funktionsweise eines Anleihen-ETFs ähnele dem eines Aktien-ETFs. „Der ETF (Exchange Traded Fund) stellt lediglich die Hülle dar, die an den Märkten gehandelt wird. Anstatt Aktien wie bei einem Aktien-ETF befinden sich im Korb eines Anleihen-ETFs je nach Ausrichtung des ETFs verschiedene Unternehmensanleihen oder Staatsanleihen oder beides“, so Hofmann.

Einen Anleihen-ETF können Sie wie eine Aktie zu den Geschäftszeiten über die Börse handeln. Zudem gilt das in Anleihen-ETFs investierte Kapital als Sondervermögen. Das Kapital der Anleger ist beim Sondervermögen von der Kapitalverwaltungsgesellschaft getrennt – im Falle einer Insolvenz der Gesellschaft ist das Anlagekapital geschützt.

Staatsanleihen vs. Unternehmensanleihen – gibt es Unterschiede?

Einfach gesagt: Bei Staatsanleihen verleihen Sie Ihr Geld an einen Staat und bei Unternehmensanleihen an Unternehmen. Hofmann weist darauf hin, dass in beiden Fällen die Gefahr bestehe, das eingesetzte Geld zu verlieren; nämlich dann, wenn Staaten oder Unternehmen zahlungsunfähig werden, also insolvent sind. Die Wahrscheinlichkeit, dass Staaten pleitegehen, sei allerdings geringer als bei Unternehmen. „Deshalb sind Staatsanleihen mit einem geringeren Risiko für Anleger verbunden.“

Hinzu komme, dass sowohl Staaten als auch Unternehmen, die Anleihen ausgeben, ein Bonitätsrating beispielsweise von der Ratingagentur Moodys, Morningstar oder Standard & Poors erhalten. „Deutschland hat beispielsweise ein Rating von AAA – ein sehr hoher Wert. Je höher das Rating, desto geringer ist die Ausfallquote der Anleihe“, erklärt Hofmann. „Dies ist außerdem ein wichtiges Bewertungskriterium für Anleger bei der Auswahl eines passenden Anleihen-ETFs.“

So verdienen Sie mit Anleihen-ETFs Geld

„Die Herausgeber von Anleihen, also Staaten oder Unternehmen, zahlen den Käufern der Anleihen einen festvereinbarten Zins über eine bestimmte Laufzeit“, erklärt Hofmann. Betrage die Laufzeit einer Staatsanleihe beispielsweise fünf Jahre und der Zins liege bei 3,5 Prozent, dann erhalten Anleger 3,5 Prozent pro Jahr auf das investierte Kapital. Nach fünf Jahren erhalten Anleger ihr gesamtes Kapital samt der letzten Zinszahlung zurück.

Ähnlich verhalte es sich mit einem Anleihen-ETF. „Der Unterschied zur einzelnen Anleihe ist, dass Anleger gleichzeitig in viele verschiedene Anleihen investieren. Die Zinsen aus einem ETF errechnen sich aus dem Durchschnitt aller im ETF befindlichen Anleihen“, so Hofmann. Hier müssen Sie jedoch nicht selbst rechnen: In den Stammdaten des Finanzproduktes ist angegeben, welchen Zins Anleger pro Jahr bekommen.

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