Hohe Dividenden sind für Aktionäre verlockend – denn sie müssen nur auf die Auszahlung warten. Doch die Ausschüttungen bergen Risiken. Warum Experten zur Vorsicht mahnen.

Die Dividendenrendite der Volkswagen-Aktie beträgt knapp neun Prozent, das heißt für jede Aktie erhalten Anleger bei einem Kaufpreis von rund 92 Euro je Aktie eine Dividende von 8,33 Euro. Wer 20 VW-Aktien im Gesamtwert von 1.840 Euro kauft (Stand: 13. September 2024), erhält pro Jahr eine Dividende von 166,60 Euro.

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Nicht nur Volkswagen bietet seinen Aktionären eine hohe Dividende, sondern auch BMW (7,9 Prozent), Hamborner Reit (6,79 Prozent), Freenet (6,85 Prozent), RTL Group (6,69 Prozent) oder Evonik (5,93 Prozent).

Ist eine hohe Dividende ein Qualitätsmerkmal, um Aktien solcher Unternehmen zu kaufen? Oder ist es ein Warnsignal, wenn Aktiengesellschaften sehr hohe Dividenden ausschütten?

Grundsätzlich spricht nichts gegen die Auszahlung einer hohen Dividende. Auch Anleger, die eine langfristige Dividendenstrategie verfolgen, sehen zuverlässige Dividendenzahlungen von Unternehmen positiv, da sie damit ein regelmäßiges Zusatzeinkommen generieren können.

Wer über einen langen Zeitraum 100.000 Euro in zuverlässige Dividendenzahler mit einer durchschnittlichen Dividendenrendite von 3,5 Prozent investiert, erhält jährlich 3.500 Euro. Erhöhen diese Unternehmen ihre Dividenden jährlich im Schnitt um 0,25 Prozentpunkte, landen im darauffolgenden Jahr bereits 3.750 Euro und im Jahr danach 4.000 Euro auf dem Verrechnungskonto. Zu den Unternehmen, die ihre Dividenden teilweise um mehr als 0,25 Prozent erhöhen, gehören beispielsweise Procter & Gamble, PepsiCo und Colgate-Palmolive.

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Nach 20 Jahren könnte die Dividendenrendite mit einer angenommenen Erhöhung um einen Viertelprozentpunkt pro Jahr bis auf 8,5 Prozent anwachsen und zu einer jährlichen Ausschüttung von 8.500 Euro führen. Wer bis zur Rente eine langfristige Dividendenstrategie verfolgt, kann sich damit ein beträchtliches Zusatzeinkommen aufbauen.

Aber was ist mit den Aktienkursen der Unternehmen? Steigen sie, stagnieren sie oder sinken sie sogar im selben Zeitraum? Im schlimmsten Fall könnten sie im gleichen Maße fallen, wie die Dividendenrendite steigt – und kein positiver Effekt bliebe übrig.

Deshalb sollten Anleger bei zu hohen Dividendenrenditen prüfen, ob das Unternehmen sich eine Gewinnausschüttung in dieser Höhe leisten kann. Sehr hohe Ausschüttungen können problematisch sein. Zum einen dann, wenn das Unternehmen das Geld nicht verdient hat, sondern aus seiner Substanz heraus bezahlt.

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Zum anderen besteht die Gefahr, dass die finanzielle Flexibilität des Unternehmens eingeschränkt ist und dem Unternehmen erforderliche Investitionen in die Entwicklung neuer Produkte fehlen oder die Expansion gefährdet ist. Experten empfehlen deshalb, die Dividendenpolitik im Kontext der Gesamtsituation des Unternehmens zu betrachten.

Dividendenjäger, die ausschließlich auf die Ausschüttung einer Aktie blicken, übersehen oft die anderen Kennzahlen des Unternehmens wie Umsatz, Gewinn oder Schulden. Gerät ein Unternehmen aufgrund wirtschaftlicher Turbulenzen in die Krise, wird der Rotstift oftmals zuerst bei den Dividenden angesetzt.

Intel dominierte einst die Chipbranche, kämpft jedoch schon seit Jahren mit Problemen. (Quelle: Andrej Sokolow/dpa) (Quelle: Andrej Sokolow)

Dividendenkürzungen führen in der Regel zu fallenden Aktienkursen, da viele Anleger und Investoren, die ausschließlich auf Dividenden setzen, ihre Aktien verkaufen, wenn die Dividende gekürzt oder ganz gestrichen wird. Fondsmanager, deren ETF-Strategie auf Dividenden ausgerichtet ist, sind sogar gezwungen, Aktien aus dem Portfolio zu werfen.

Beispiele für Unternehmen, die ihre Dividenden streichen oder kürzen mussten (Jahre in Klammern) und deren Kurse zugleich gesunken sind:

  • Intel (2024 Dividende gekürzt): Kursrückgang um etwa 40 Prozent
  • Walt Disney (2020–2022 Dividende gestrichen): Kursrückgang um etwa 60 Prozent
  • AT&T (ab 2022 Dividende halbiert): Kursrückgang um etwa 30 Prozent
  • Hochtief (2020–2021 Dividende gekürzt): Kursrückgang um etwa 60 Prozent
  • ING Groep (2020–2021 Dividende halbiert): Kursrückgang um etwa 20 Prozent
  • Dt. Pfandbriefbank (2019–2021 Dividende gestrichen): Kursrückgang um etwa 60 Prozent
  • Hugo Boss (2019–2021 Dividende gekürzt): Kursrückgang um etwa 70 Prozent

Am besten zeigt sich die schlechtere Kursentwicklung von Unternehmen mit hohen Dividenden am FTSE All-World High Dividend Yield ETF. Dieser Index besteht aus Aktien von großen und mittelgroßen Unternehmen in entwickelten und Schwellenmärkten, die in der Regel überdurchschnittliche Dividenden zahlen. Der ETF verwaltet ein Vermögen von mehr als vier Milliarden US-Dollar.

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