Wussten Sie, dass der Rentenfaktor Ihrer privaten Rentenversicherung über die Höhe Ihrer Rente entscheidet? Was passiert, wenn dieser Faktor plötzlich sinkt – und Sie nichts davon wissen?
Wenn Sie in eine private Rentenversicherung einzahlen, fragen Sie sich wahrscheinlich irgendwann: Wie viel Rente werde ich später erhalten, und wird diese Zusatzrente ausreichen, um die Rentenlücke im Alter zu schließen?
Der Rentenfaktor spielt dabei eine entscheidende Rolle – er beeinflusst maßgeblich die Höhe Ihrer späteren Rentenzahlungen. Doch was passiert, wenn dieser Rentenfaktor plötzlich und ohne Ankündigung sinkt? Die Auswirkungen auf Ihre private Altersvorsorge können dann enorm sein.
Wir zeigen Ihnen, warum Sie sich unbedingt davor schützen sollten, denn es geht hier nicht nur um ein paar Cent – sondern um eine bedeutende Stütze Ihrer Altersvorsorge.
Der Rentenfaktor ist der Wert, der bestimmt, wie viel monatliche Rente Sie aus Ihrem angesparten Kapital erhalten. Im Grunde wird er so berechnet, dass er angibt, wie viel Geld Ihnen pro 10.000 Euro angespartem Kapital ausgezahlt wird. Je höher der Rentenfaktor, desto mehr Rente erhalten Sie für Ihr angespartes Guthaben. Wichtig ist hierbei, dass dieser Rentenfaktor nichts mit dem Rentenfaktor der gesetzlichen Rentenversicherung zu tun hat, der auf einer völlig anderen Berechnungsgrundlage basiert.
Wer einen alten Vorsorgevertrag hat, der im Versicherungsschein lediglich eine Garantierente ausweist, für den hat das Thema Rentenfaktor keine Relevanz. Zwar liegt dieser Berechnung auch ein Mechanismus zugrunde, wie viel Geld später monatlich garantiert ausgezahlt wird – das ist aber nicht der Rentenfaktor.
Wenn Ihr angespartes Guthaben zum Rentenbeginn beispielsweise bei 100.000 Euro und der Rentenfaktor bei 30 liegt, erhalten Sie 300 Euro monatliche Rente. Liegt der Rentenfaktor jedoch bei nur 20, würden Sie lediglich 200 Euro monatlich erhalten – obwohl Ihr Guthaben in beiden Fällen dasselbe ist.
Ausgangslage: Rentenfaktor = 30
Monatliche Rente = (30 × 100.000) / 10.000
Monatliche Rente = 3.000.000 / 10.000
Monatliche Rente = 300 Euro
Angenommen, der Rentenfaktor sinkt auf 20. Dann wäre die Berechnung:
Monatliche Rente = (20 × 100.000) / 10.000
Monatliche Rente = 2.000.000 / 10.000
Monatliche Rente = 200 Euro
Diese Zahl hat also einen direkten Einfluss darauf, wie hoch oder niedrig Ihre private Altersvorsorge ausfällt. Ein niedriger Rentenfaktor bedeutet weniger Rente, was im Rentenalter zu erheblichen finanziellen Einbußen führen kann.
Eine Berechnung von „Finanztest“ hat ergeben, dass der Unterschied im Rentenfaktor immense Auswirkungen haben kann. Beispiel: Wenn der Rentenfaktor von 30 auf 20 sinkt, müssen Sie viele Jahre älter werden, um Ihre eingezahlten Beiträge wieder zurückzubekommen.
Bei einem Rentenfaktor von 30 würde eine Person mit einem Kapital von 100.000 Euro ihre Beiträge in etwa 21 Jahren zurückerhalten, bei einem Rentenfaktor von 20 jedoch erst in 42 Jahren – das bedeutet, dass die Versicherungsgesellschaft von Ihnen erwartet, weit über das durchschnittliche Rentenalter hinaus zu leben.
Dies stellt nicht nur ein Missverhältnis zwischen den eingezahlten Beiträgen und der späteren Rente dar, sondern zeigt auch, wie Versicherer mit solchen Anpassungen langfristig von den Versicherten profitieren können.
Gut zu wissen: Um die 100.000 Euro aus Ihrem Vertrag zu erhalten, müssten Sie – bei einem Renteneintritt mit etwa 67 Jahren bei einem Rentenfaktor von 30 stolze 94,8 Jahre alt werden (ohne Rentensteigerung kalkuliert). Liegt der Faktor bei 20, erreichen Sie den Wert Ihres Vertragsguthabens erst mit 108,7 Jahren.
- Privat vorsorgen: Lohnt sich eine fondsgebundene Rentenversicherung?
Oft versteckt sich in den Vertragsunterlagen für private Rentenversicherungen ein weiterer verwirrender Aspekt: Manche Versicherer unterscheiden zwischen aktuellem und garantierten Rentenfaktor.
Der aktuelle Rentenfaktor wird von der Versicherung verwendet, um Ihre zukünftige Rente zum jetzigen Zeitpunkt zu berechnen. Dieser Wert ist in der Regel höher als der garantierte Rentenfaktor und wird oft von Versicherungsvermittlern hervorgehoben, da er eine höhere monatliche Rente verspricht.
Der garantierte Rentenfaktor hingegen stellt die Mindesthöhe der Rente dar, die Ihnen Ihre Versicherung im Vertrag zugesichert hat. Während der aktuelle Rentenfaktor zum Beispiel mit 30 angegeben wird, könnte der garantierte Rentenfaktor jedoch nur bei 15 liegen, was zu einer Halbierung der späteren Rente führt. Dieser garantierte Rentenfaktor wird oft als Untergrenze bezeichnet – allerdings gibt es auch hier keine absolute Sicherheit, da viele Versicherer diesen Wert unter bestimmten Umständen anpassen können.
Der Rentenfaktor wird in den meisten Versicherungsverträgen zu Beginn festgelegt, aber bei fondsgebundenen Rentenversicherungen wird er erst bei Rentenbeginn berechnet. Grund: Bei einer fondsgebundenen Rentenversicherung ohne Kapitalgarantie kann der Versicherer keine Mindestrente zusagen, da das Fondsvermögen bei Rentenbeginn noch nicht feststeht, sondern von den erwirtschafteten Überschüssen abhängig ist. Das hat zur Folge, dass der Rentenfaktor schwanken kann – abhängig von Marktentwicklungen oder anderen wirtschaftlichen Faktoren.