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Der Goldpreis ist 2024 so stark gestiegen wie lange nicht mehr. Erst gab es recht solide Erklärungen. Doch dann nahmen Spekulationen überhand. Wie geht es 2025 weiter?

Der Goldpreis ist eines der Beispiele, wie Großinvestoren die Kurse treiben können: Seit 2022 haben Notenbanken ordentlich Gold gekauft – zunächst die chinesische Notenbank und die russische. Zwar waren Russlands Währungsreserven in Euro und US-Dollar aufgrund von Sanktionen eingefroren, aber über sein Gold konnte das Land nach wie vor verfügen – Gold war eine wichtige Tauschwährung. Zudem gehörte beziehungsweise gehört die türkische Notenbank zu den großen Goldnachfragern. Sie kauft es in Mengen, um die überbordende Inflation im Land in den Griff zu bekommen. Der Goldpreis stieg und stieg. Zeitweise bis auf 2.790 US-Dollar je Feinunze.

In diesem Jahr stoppte China die Käufe. Der Goldpreis aber stieg weiter und weiter. Schon wurden Spekulationen laut: Dass geheime Investoren tonnenweise Gold kaufen würden, um das Weltwährungssystem auszuhebeln und die Vormachtstellung des US-Dollars als wichtigster Tauschwährung zu beenden. Denn: Gold wird in der Regel in Dollar bezahlt. Wer also viel Gold kauft, gibt US-Dollar auf. Der Goldpreis steigt, während der US-Dollar unter Druck gerät.

In Krisenzeiten ist Gold immer gefragt. Und: In Krisen gibt es immer wieder Diskussionen darüber, ein neues Weltwährungssystem zu schaffen. Das schürt Spekulationen. Die Skepsis gegenüber dem etablierten System ist der Grund für die Erfindung von Kryptowährungen wie dem Bitcoin. Auch er hat in diesem Jahr spektakulär an Wert zugelegt und im Dezember zwischenzeitlich die 100.000-Dollar-Marke überschritten. Doch hat der US-Dollar wirklich bald ausgedient? Wie geht es weiter mit dem Goldpreis im Jahr 2025?

(Quelle: Rüdiger Jürgensen)

Antje Erhard arbeitet seit rund 20 Jahren als Journalistin und TV-Moderatorin. Ihr Weg führte sie von der Nachrichtenagentur dpa-AFX u. a. zum ZDF. Derzeit arbeitet sie für die ARD-Finanzredaktion in Frankfurt und berichtet täglich, was in der Welt der Börse und Wirtschaft passiert.

Fakt ist: Keine andere Währung in der Welt kann derzeit den US-Dollar als Nummer 1 aushebeln. Noch nicht. Der weltweite Handel wird zu vier Fünfteln in US-Dollar abgewickelt. Allerdings dürften mehr Staaten versuchen, sich etwas unabhängiger vom Dollar zu machen: Schwellenländer zum Beispiel. Sie sind üblicherweise in US-Dollar verschuldet. Steigt der Dollar, wird ihr Schuldendienst teurer. Schon jetzt sind viele Staaten kaum noch in der Lage, ihre Schulden zu begleichen.

Doch tatsächlich versuchen andere Länder, etwa die sogenannten Brics-Plus-Staaten Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika, Iran, Ägypten, Äthiopien und die Vereinigten Arabischen Emirate, ein eigenes Währungssystem zu etablieren. Sie sind untereinander aber teils zu zerstritten, von zu gegensätzlichen Interessen getrieben und zum Teil technologisch noch zu rückständig, als dass das zeitnah geschehen dürfte. Die Abhängigkeit vom Dollar dürfte also erst einmal bestehen bleiben.

Wenn es also nicht die Spekulanten sind, warum steigt dann Gold immer weiter? Die Antwort ist wieder: China. Zwar stoppte die Notenbank den Ankauf von Gold. Dafür stieg die Nachfrage nach Gold in der Bevölkerung – 2023 zählte China 1,14 Milliarden Menschen und ist damit nach Indien das zweitbevölkerungsreichste Land der Welt. Der Zugang zum Edelmetall war zuletzt über sogenannte börsengehandelte Rohstofffonds (ETCs) so leicht wie nie. Auch bei großen Investoren sind Gold-ETCs beliebt.

Anbieter dieser ETCs müssen für jeden Fondsanteil, den sie verkaufen, eine bestimmte Menge an physischem Gold als Sicherheit hinterlegen. Ein Prozedere, das die Nachfrage nach dem Edelmetall schürt.

Aber heißt es nicht, Chinesen investieren vornehmlich in Immobilien? Vor allem in eigene, um als Erwachsene nicht mehr bei den Eltern in – meist kleinen Wohnungen – leben zu müssen? Ja, das war jahrzehntelang so. Eine eigene Immobilie war ein hohes Gut in China, darauf haben die Menschen von klein auf gespart und sich dann hoch verschuldet. Doch der chinesische Immobilienmarkt ist nach der Corona-Pandemie zusammengebrochen und hat sich bis dato eigentlich nicht erholt. Auch der Aktienmarkt war seit der Pandemie wenig lukrativ und kommt erst seit dem Herbst wieder ein wenig in Fahrt.

Gold ist also aus diesen Gründen erheblich gestiegen. Dazu kamen noch die Fantasien, dass die weltweit führende Notenbank, die Federal Reserve (Fed) in den USA, die Zinsen weiter kräftig senkt. Wenn aber durch niedrige Zinsen Geld billiger wird, ist das positiv für den Goldpreis: Gold zahlt keine Zinsen, gerät bei hohen Zinsen schnell ins Hintertreffen, profitiert aber bei niedrigen. Knapp 30 Prozent legte das Edelmetall bereits in diesem Jahr zu, das hat Seltenheitswert.

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