„Der Alte“ wird 100 Jahre alt

Rolf Schimpf: „Die sind alle schon gestorben“


Aktualisiert am 14.11.2024 – 08:01 UhrLesedauer: 3 Min.

Rolf Schimpf: Der Schauspieler feiert seinen 100. Geburtstag. (Quelle: IMAGO/Frank Hoermann/SVEN SIMON)

In 222 Folgen war Rolf Schimpf TV-Kommissar Leo Kress. 21 Jahre lang kam er ohne Allüren oder Gehabe aus und blieb stets „Der Alte“. Heute wird er 100 Jahre alt.

Keiner war länger „Der Alte“ als Rolf Schimpf. Für seine unaufgeregte und trockene Art war der Schauspieler höchst beliebt. Erst mit 83 Jahren verabschiedete er sich 2007 in Pension. Jetzt feiert Schimpf seinen 100. Geburtstag.

Am 14. November 1924 kam Schimpf in Berlin zur Welt. Sein Vater war ein Marineoffizier, der im aufkommenden Nationalsozialismus zunächst wichtige Aufgaben übernahm, 1935 dann aber unter nie ganz geklärten Umständen starb. Schimpf selbst wurde im Zweiten Weltkrieg zur Wehrmacht eingezogen, erlitt eine schwere Kopfverletzung. Nach dem Krieg lernte er zunächst Kaufmann, bevor er dann Schauspieler wurde.

Ab den Siebzigern war Schimpf immer häufiger im Fernsehen zu sehen. In den Anfängen der Krimireihe „Soko 5113“ war er dabei, auch in „Büro Büro“. 1984 übernahm Schimpf die Hauptrolle in der beliebten sechsteiligen Serie „Mensch Bachmann“, wo er einen Witwer mit vier Töchtern spielte. Produzent Helmut Ringelmann nahm den Erfolg der Reihe zum Anlass, Schimpf die Hauptrolle beim ebenfalls von ihm produzierten „Der Alte“ zu übertragen – für weitere Engagements hatte Schimpf in der Folge dann keine Zeit mehr.

Äußerungen aus seinem Umfeld zufolge ist Schimpf mittlerweile dement. Die traurige Neuigkeit, dass er aus finanziellen Gründen im vergangenen Jahr mit 99 Jahren aus seinem langjährigen Seniorenheim in ein günstigeres Heim umziehen musste, stammt von seinem Arzt, der auch sein Betreuer ist.

Auch ein Interview, das Schimpf der „Bild“-Zeitung gab, bestätigt seinen gesundheitlichen Zustand. „Man vergisst so viel“, meint er da. „Die Menschen, die einem am wichtigsten waren, sind alle schon gestorben“, so der frühere Schauspieler. Auch an seine Frau kann er sich in dem Gespräch zunächst nicht erinnern, bis er auf ein Foto der beiden aufmerksam gemacht wird: „Ja, die Ille. So gerne würde ich sie umarmen. Sie ist bildschön.“ 1968 heiratete Schimpf die Schauspielerin Ilse Zielstorff, erst ihr Tod 2015 trennte die beiden.

Ein Jubelfest dürfte der 100. Geburtstag für Schimpf nicht werden. Es erinnert ein bisschen an die letzte Folge mit ihm in „Der Alte“. „Eigentlich ist mir nicht nach feiern“, sagt er als Leo Kress, als ihn die Kollegen in der Folge „Jakob“ mit Sekt verabschieden wollen. Die Feier fällt dann tatsächlich aus, weil die Kollegen schon wieder zu einem neuen Mordfall gerufen werden. „Das könnt ihr sehr gut allein – habt ja lange genug bei mir gelernt“, lauten die letzten Worte des Kommissars.

Als Erfolgsgeheimnis von „Der Alte“ bezeichnete Schimpf in der Zeitung „Die Welt“ einmal das unaufgeregte Agieren der Münchner Ermittler. „Es gibt zu viele Krimiserien, die mit Schießereien und Gewalt und explodierenden Autos arbeiten – und ‚Der Alte‘ ist eine der wenigen, die das nicht macht.“ Die Reihe habe immer versucht, den kriminalistischen Alltag darzustellen, das habe sich ausgezahlt.

Dass der Schauspieler sich trotz seiner vielen Jahre als prominentes Fernsehgesicht heute nicht mehr sein Seniorenheim leisten kann, machte im vergangenen Jahr viele Menschen betroffen. Sein Arzt und Betreuer begründete den Umzug des damals 99-Jährigen in der „Bild“-Zeitung nüchtern mit den Worten: „Ich muss ja schauen, dass ich ihn so aufstelle, dass er noch zwei bis drei Jahre leben kann.“

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