Ein umfassender Betrugsskandal erschüttert den Dortmunder Energieversorger DEW21. Die Spitze der Dortmunder Stadtwerke reagiert mit personellen Konsequenzen. Die Chefin selbst muss gehen.

Die Vorstandsvorsitzende der Dortmunder Stadtwerke (DSW21), Heike Heim, muss ihren Posten räumen. Hintergrund ist offenbar unter anderem der Betrugsskandal um die Unternehmenstochter „Stadtenergie“ des städtischen Wasser- und Energieversorgers (DEW21). Zudem soll die DSW mutmaßlich im Jahr 2022 viel zu teuer Energie eingekauft haben, ohne dies mit dem Aufsichtsrat abzustimmen. Laut den Ruhr Nachrichten kommt ein Gutachten der Beratungsgesellschaft PwC zum Ergebnis, dass der Schaden des zu teuren Einkaufs bei bis zu 100 Millionen Euro liegen könnte.

Der Aufsichtsrat hatte am Dienstag unter anderem zur Personalie getagt und am Abend verkündet, man werde Gespräche mit der Vorstandsvorsitzenden aufnehmen, Ziel sei es, ein Aufhebungsvertrag zu vereinbaren.

Die „Ruhr Nachrichten“ hatten im Mai aufgedeckt, dass das Tochterunternehmen „Stadtenergie“ mit Sitz in Dortmund mutmaßlich Tausende von Strom- und Gaskunden betrogen hat. Demnach soll die Stadtenergie teilweise falsche Rechnungen gestellt und teils viel zu hohe Tarife in den Jahren 2022 und 2023 abgerechnet haben. Bis zu 30.000 Kunden könnten betroffen sein. Der Schaden wird von Insidern auf 74 Millionen Euro geschätzt. Die Staatsanwaltschaft prüft derzeit den Fall.

Heike Heim ist seit Anfang Juni 2023 Stadtwerkechefin. Zuvor war sie seit 2017 rund sechs Jahre Vorsitzende der DEW21 – und verantwortete hier die Gründung und Entwicklung des Billigenergieanbieters Stadtenergie, der nun unter Betrugsverdacht steht.

Eine weitere zuständige Führungskraft war bereits im Mai freigestellt worden. Außerdem sind externe Wirtschaftsprüfer mit einer Untersuchung des Vorfalls betraut worden.

Auf Anfrage hatte DEW21 im Mai bestätigt, dass es bei der Stadtenergie GmbH im Zeitraum von 2022 bis 2023 „zu Unregelmäßigkeiten bei einzelnen Kundenabrechnungen“ gekommen ist. Dies sei im Rahmen des Jahresabschlusses 2023 im Frühjahr 2024 festgestellt worden. Auch auf seiner Homepage räumt das Unternehmen die Unregelmäßigkeiten ein.

Nach dem Bekanntwerden der Unregelmäßigkeiten habe die DEW eine Reihe notwendiger Maßnahmen bei ihrer Tochtergesellschaft eingeleitet. Kunden, die von fehlerhaften Abrechnungen betroffen seien, würden schnellstmöglich informiert und falsche Abrechnungen selbstverständlich korrigiert. „Die entstandenen Unannehmlichkeiten bedauern wir“, so der Dortmunder Energie- und Wasserversorger.

Nach dem Paukenschlag meldeten sich am Mittwoch erste politische Stimmen zu Wort. Die Fraktion der Grünen bewertet die geforderte Kündigung der Stadtwerke-Chefin als richtigen Schritt. Jedoch sieht die Fraktion die Frage nach der Verantwortung mit der Personalie Heike Heim nicht beantwortet, da es sich um eine „komplexe Sachlage mit noch unklaren Konsequenzen“ handelt, teilen Grünen-Sprecherinnen und -Sprecher Katrin Lögering und Christoph Neumann in einem gemeinsamen Statement mit. Sie fordern eine gründliche Aufklärung.

Oberbürgermeister Thomas Westphal (SPD), der auch als Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke agiert, hält sich mit einer Stellungnahme zur Personalie derzeit zurück. Und Heike Heim selbst ist sich laut RN sicher, dass sie „keinen Fehler gemacht hat.“ Einen Rücktritt zog sie noch am Montag nicht in Erwägung.

Share.
Exit mobile version