Die Brandenburger AfD setzt im Wahlkampf auf radikale Forderungen und neue Medien. Ihre aggressive Strategie gibt einen Vorgeschmack auf die kommende Bundestagswahl.

Lena Kotré steht auf einer Bühne in Bernau, das blonde Haar im Nacken zusammengebunden. Gerade stellt die Brandenburger AfD-Abgeordnete Stufe eins des Plans ihrer Partei gegen Migration vor: Abzuschiebende in den Flieger setzen, außer Landes bringen – wenn es nach ihr ginge: ganz egal wohin. Kotré spricht langsam, betont jedes Wort und sticht dabei mit dem rechten Zeigefinger in die Luft: „Hauptsache – sie – sind – weg.“

Das Publikum in Bernau ist begeistert, klatscht laut. Online wird Kotré später noch sehr viel mehr Applaus erhalten: 350.000-mal wird ihr Video allein auf der App TikTok angesehen, rund 20.000 Nutzer markieren es dort mit einem Herzen. „Tolle Frau, tolle Rede“, kommentieren sie.

Kotré hat sich im Wahlkampf der Brandenburger AfD in den vergangenen Wochen zum Aushängeschild für die krassesten und völkischsten Forderungen der Partei entwickelt. Die innenpolitische Sprecherin der Brandenburger AfD-Fraktion kolportierte erst ein Betretungsverbot öffentlicher Veranstaltungen für Flüchtlinge, forderte dann eine „privatisierte Abschiebeindustrie“ und DNA-Tests für Geflüchtete, um ihre Herkunft zu bestimmen. Zuletzt hat sie angekündigt, Kubotans als Wahlkampfgeschenke zu verteilen – Metallstifte, die in anderen Ländern als Waffen verboten sind.

„Seid wehrhaft“: Kotré zeigt auf YouTube den Kubotan. (Quelle: Youtubekanal Lena Kotré)

Kotré ist ein gutes Beispiel dafür, wie die AfD in Brandenburg insgesamt Wahlkampf führt: aggressiv, mit grenzüberschreitenden Vorschlägen und neuen Methoden. Die Brandenburger pfeifen dabei auf den Verfassungsschutz, der sie im Gegensatz zu ihren Kollegen in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt bisher noch nicht als „gesichert rechtsextrem“ einstuft, sondern lediglich als „rechtsextremistischer Verdachtsfall“ beobachtet.

Trotzdem oder gerade wegen ihres aggressiven Stils hat die AfD gute Chancen darauf, in Brandenburg stärkste Kraft zu werden. Derzeit liefert sie sich in Umfragen mit der regierenden SPD ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Es wäre der zweite historische Sieg für die Partei, nur wenige Wochen, nachdem Höckes AfD in Thüringen stärkste Kraft wurde. Der Brandenburger Landesverband will diesen Sieg, um jeden Preis.

Geht ihre Strategie auf, dürfte dieser Wahlkampf einen guten Vorgeschmack darauf geben, was auch dem Rest von Deutschland bevorsteht, wenn die AfD für die Bundestagswahl in den Kampf zieht. Denn in der Parteispitze in Berlin macht man sich naturgemäß schon jetzt Gedanken über die Strategie für 2025.

Und das Vorgehen der Brandenburger stößt dort auf Gefallen. „Brandenburg macht einen ähnlichen Wahlkampf wie Thüringen: intensiv, machthungrig, ausdrucksstark“, sagt AfD-Chef Tino Chrupalla zu t-online. „Das ist genau richtig.“

„Genau richtig“: AfD-Chef Chrupalla über den Wahlkampf des Brandenburger Landesverbands. (Quelle: IMAGO/Sammy Minkoff/imago)

Inhaltlich setzt die AfD in Brandenburg, noch stärker als in Sachsen und Thüringen, vor allem auf ein Thema: Migration – beziehungsweise ihre radikale Bekämpfung. Der heutige Landeschef René Springer hat den Ton auf der Plattform X bereits im Januar gesetzt, noch am selben Tag, als die „Correctiv“-Recherche mit dem Titel „Geheimplan gegen Deutschland“ erschien.

René Springer: Der Brandenburger AfD-Chef will „millionenfach“ abschieben. (Quelle: via www.imago-images.de/imago)

Der Text beschrieb, wie Rechtsextreme – darunter auch AfD-Politiker – bei einem Treffen in Potsdam Pläne für die Vertreibung von Millionen Menschen aus Deutschland diskutierten. Er löste bundesweit Massenproteste sowie ein zeitweises Einknicken der AfD-Zustimmungskurve in den Umfragen aus.

Springer duckte sich im Gegenwind, den seine Partei damals erfuhr, nicht weg, er distanzierte sich nicht von den radikalen Ideen. Im Gegenteil. „Wir werden Ausländer in ihre Heimat zurückführen. Millionenfach“, versprach er. „Das ist kein Geheimplan. Das ist ein Versprechen.“ Die Worte sind zum Mantra der AfD Brandenburg in diesem Wahlkampf geworden, inhaltlich und wortwörtlich.

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