Nachhaltigkeit erreicht den Anleihemarkt: Grüne, blaue und orangefarbene Bonds liegen im Trend. Warum das auch für vorsichtige Anleger eine gute Idee sein könnte.

Sie sollen für Ruhe im Depot sorgen, vor allem in stürmischen Zeiten: Anleihen. Wenn Sie Anleihen – auch Bonds oder Renten(-papiere) genannt – kaufen, dann leihen Sie einem Staat oder einem Unternehmen Geld. Und das in der Regel für einen vorher festgelegten Zeitraum und zu einem fixen Zinssatz, dem Kupon.

Wenn Sie dabei auf Staaten und Unternehmen mit sehr guter oder guter Bonität setzen, ist das Risiko äußerst gering. Die Chancen sind allerdings auch begrenzt. Übersetzt: Die Zinskupons und Renditen sind relativ überschaubar.

(Quelle: Michel Passin)

Jessica Schwarzer ist Finanzjournalistin, Bestsellerautorin und langjährige Beobachterin des weltweiten Börsengeschehens. Die deutsche Aktienkultur ist ihr eine Herzensangelegenheit. Mitte März 2024 ist ihr siebtes Buch „Erfolgreich investieren mit den besten Börsenstrategien“ im Börsenbuchverlag erschienen. Bei t-online schreibt sie über Investments und Finanztrends, die eine breit gestreute Basis-Geldanlage ergänzen. Sie erreichen sie auf LinkedIn, X, Facebook und Instagram.

Zwar hat die Anlageklasse mit der Zinswende wieder einen gewissen Reiz, denn nach einer jahrelangen Durststrecke gibt es wieder nennenswerte Zinskupons und Renditen. Solide oder gar sehr solide Anleihen sind und bleiben aber ein bisschen langweilig. Und das ist auch gut so. Denn sie sollen einfach für Ruhe im Depot sorgen.

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Trotzdem können Sie ein paar Akzente setzen und ein bisschen Farbe in Ihr Depot bringen. Das geht mit „bunten“ Anleihen. Dahinter steckt keine Zockerei oder eine heiße Wette. Im Gegenteil. Es geht um die sprichwörtliche „gute Sache“. Denn die nachhaltige Geldanlage, das Investieren mit gutem Gewissen, hat längst den Anleihemarkt erreicht.

Es gibt grüne Anleihen, blaue Anleihen, sogar orangefarbene. Schauen wir uns die bunten Bonds – nicht zu verwechseln mit bunten Bonbons – an.

Am bekanntesten sind sicherlich die grünen Anleihen. Mit einem „Green Bond“ finanzieren Unternehmen oder Staaten nachhaltige und klimaschonende Projekte. Die Emittenten müssen nachweisen, dass das Geld umweltfreundlich eingesetzt wird und die Anleihe im Kampf gegen den Klimawandel hilft.

Ob es um erneuerbare Energien geht oder Elektromobilität, um Energieeffizienz oder den verminderten Verbrauch von Ressourcen – all das gilt als „grün“ und nachhaltig. Auch wer Müll recycelt oder energiesparende Häuser baut, kann grüne Anleihen emittieren.

Die ersten „Green Bonds“ vergab übrigens die Weltbank im Jahr 2000. Staaten und Unternehmen nutzen das Instrument seit 2007. Das Volumen der „Green Bonds“ hat sich in den vergangenen Jahren vervielfacht, geht in die Hunderte Milliarden. Und die Nachfrage wird immer größer.

Längst gibt es auch Fonds und börsengehandelte Indexfonds, etwa den DWS Invest Corporate Green Bonds ETF (ISIN: LU1873225616) oder den Franklin Sustainable Euro Green Sovereign ETF (ISIN: IE000P0R7WK6). Mit beiden können Sie breit gestreut auf grüne Anleihen setzen.

Ein paar Jahre später, nämlich 2018, wurde der Anleihemarkt noch ein wenig bunter. Regierungen, Entwicklungsbanken und andere Institutionen geben nun auch blaue Anleihen aus, um Meeres- und Ozeanprojekte zu finanzieren, die positive Auswirkungen auf die Umwelt haben.

Das Segment der „Blue Bonds“ ist aber deutlich kleiner als das der grünen Anleihen. Zu den Emittenten zählen große internationale Institutionen wie die Inter-American Development Bank (IADB) und die Nordic Investment Bank (NIB), aber auch Länder wie die Seychellen, die den ersten Blue Bond emittiert haben. Mittlerweile gibt es aber auch erste Energieunternehmen, die mit blauen Anleihen spezielle Projekte finanzieren.

Spezielle ETFs gibt es bisher nicht. Blaue Anleihen stecken aber in vielen nachhaltigen Anleihe-ETFs. Es bleibt jedoch weiterhin die Investition in einzelne Anleihen. Das geht aber auf Kosten der Risikostreuung. Wenn Sie das Thema Wasser und Wasserwirtschaft interessiert, könnten Sie auf einen entsprechenden Aktien-ETF ausweichen. Aber Vorsicht: Aktien sind riskanter als Anleihen.

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Foto Benjamin FeingoldAusgewählt von unserem Börsenexperten Benjamin Feingold

Auf den im Beitrag beschriebenen Anleihemarkt lässt sich mit dem aufgenommenen Bond-ETF in den weltweiten Anleihemarkt investieren. Vorteil ist die sehr breite globale Streuung unter bonitätsstarken Anleihen.

Für wen geeignet?Mittel- bis Langfristanleger

In welcher Marktsituation geeignet?Steigende Anleihenkurse im zugrundeliegenden Index, der Anleihen von Regierungen und Unternehmen in Industrie- und Schwellenländern mit einer sehr guten Bonität berücksichtigt

Risikoklasse: Moderat

Laufende Gebühren: 0,1 % p.a.

Auf verschiedene Indizes lässt sich nachhaltig investieren, so auch auf den deutschen Leitindex DAX. Die Auswahl der Index-Mitglieder richtet sich nach den sogenannten ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung).

Für wen geeignet?Mittel- bis Langfristanleger

In welcher Marktsituation geeignet?Steigende DAX-ESG-Notierungen

Risikoklasse: Mittel

Laufende Gebühren: Keine

Noch ziemlich neu sind orangefarbene Anleihen; nicht zu verwechseln mit den Anleihen des Telekommunikationsunternehmens Orange. Bei diesen Anleihen geht es vor allem um soziale Aspekte und darum, die Rechte von Frauen zu stärken. Mit diesen Anleihen werden Programme, Projekte und Investitionen finanziert, die der Gleichstellung der Geschlechter dienen.

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