Lando Norris ist zum ersten Mal Weltmeister der Formel 1. Dieser Erfolg ist nicht nur sportlich verdient – der Brite ist anders als die allermeisten seiner Vorgänger. Und bleibt dabei.
Er saß dort in der üblichen Presserunde, wie sie nach jedem Formel-1-Rennen stattfindet. Nur war dieses kein beliebiges Formel-1-Rennen, sondern das letzte der Saison 2025. Großer Preis von Abu Dhabi. Nicht nur das – es brachte auch die Entscheidung in einem zeitweise wahnwitzigen Titelrennen.
Und so saß Lando Norris, der neue Weltmeister der Königsklasse, ganz allein auf der großzügigen Couch vor den versammelten Journalisten, um Fragen zu beantworten – und präsentierte sich der Öffentlichkeit einmal mehr als der vielleicht ungewöhnlichste Formel-1-Weltmeister nicht nur der jüngeren Geschichte. Platz drei im Emirat reichte letztlich zu seinem ersten WM-Titel. Im Gesamtranking lag er am Ende ganze zwei Punkte vor dem nun entthronten Serienchampion Max Verstappen, der eine einmalig furiose – und dabei auch von Unzulänglichkeiten bei McLaren zusätzlich befeuerte – Aufholjagd nicht mehr krönen konnte. Aber dieser Titel an sich ist gar nicht Norris‘ größter Erfolg. Sein größter Erfolg ist etwas ganz anderes.
Denn einen wie ihn hat es bisher noch nicht gegeben auf dem Thron der populären Rennserie. Der McLaren-Pilot passt so gar nicht in das übliche Bild des typischen Rennfahrers. Er hat es bereits verändert.
Denn der McLaren-Pilot gilt seit geraumer Zeit schon als Fahrer, der auf der Strecke und abseits davon eigentlich viel zu nett, viel zu rücksichtsvoll, viel zu zurückhaltend ist für die hypermaskuline Ellenbogenwelt, die die Formel 1 auch 2025 noch ist. Er spricht über Zweifel und Ängste. Er gibt Schwächen zu. Er gesteht Fehler ein. Er zeigt Verletzlichkeit.
Direkt nach dem Rennen auf dem Yas Marina Circuit kämpfte er überwältigt mit den Tränen, sprach im Interview an der Strecke mit zittriger Stimme, musste wiederholt kurz innehalten, um sich wieder zu sammeln.
„Ich will nicht gewinnen, um sagen zu können: Ich habe all diese Fahrer geschlagen“, sagte Norris dann auf der Pressekonferenz am Sonntagabend unter anderem. „Ich will gewinnen, um die Menschen, die mir viel bedeuten, glücklich zu machen.“ Das heißt aber nicht, dass er nicht durchaus selbstbewusst und siegessicher ist – über Jahre hat sich der 26-Jährige bei McLaren durchgesetzt, mit Geduld, Ruhe und einem herausragenden fahrerischen Talent. Und dabei aber seine Grundsätze nicht vergessen. Er verstellt sich nicht, er will sich einfach nicht ändern, entgegen aller Ratschläge von außen. Und hat nun mit dem größtmöglichen Erfolg recht behalten.


