„Beispiellos“
Schwere Überschwemmungen in Australien
22.05.2025 – 04:59 UhrLesedauer: 2 Min.
In Australien warten viele Menschen auf ihren Dächern auf Rettung. Das Hochwasser ist dramatisch – und bricht Rekorde. Von Meteorologen gibt es keine Entwarnung.
An der Ostküste Australiens sind nach heftigen Regenfällen ganze Ortschaften überflutet und teilweise von der Außenwelt abgeschnitten. Besonders betroffen sind die Kleinstädte Taree in der Weinregion Hunter Valley und Wingham in der Region Mid North Coast. Das Hochwasser-Gebiet liegt rund 300 Kilometer nördlich von Sydney. Tausende sind ohne Strom.
In Teilen von New South Wales regnete es nach Angaben der Behörden in zwei Tagen so viel wie in den vier Monaten zuvor. Die Böden könnten so viel Wasser auf einmal nicht aufnehmen, sagte der Katastrophenschutzminister von New South Wales, Jihad Dib. Auch Flüsse seien über die Ufer getreten.
In Taree fielen seit Montag 415 Liter Regen pro Quadratmeter – mehr als das Vierfache der durchschnittlichen Niederschlagsmenge im Mai. Der Pegelstand des Flusses in der Stadt erreichte am Mittwoch 6,30 Meter – der bisherige Höchststand aus dem Jahr 1929 wurde damit überschritten.
Eine ABC-Reporterin vor Ort sprach von dramatischen Szenen. Neben dem Regen wehe auch ein starker Wind, und es sei eiskalt. „Einige der Menschen, die in Sicherheit gebracht wurden, haben geweint und ihre Retter umarmt“, sagte sie. Viele Betroffene zitterten vor Kälte und würden in Krankenwagen betreut.
Manche Anwohner warteten jedoch die ganze Nacht vergeblich auf Rettung. Der Sender 9News sprach mit einer Frau, die seit rund zwölf Stunden mit ihrer Familie auf dem Dach ihres Hauses ausharrte, während unter ihr meterhohe braune Wassermassen vorbeiflossen. „Es ist eine wirklich gefährliche Situation, weil uns der Fluss von allen Seiten umgibt“, sagte sie. „Wir wollen einfach nur gerettet werden“.
Die Einwohnerin Holly Pillotto, die ins obere Stockwerk ihres Hauses flüchtete, sagte im Fernsehsender Channel Nine, sie brauche dringend Hilfe, da das Wasser immer weiter ansteige. „Unsere Nachbarn sitzen auf ihrer Terrasse fest. Das ist ein wirklich gefährlicher Ort“, berichtete sie.
Ein anderer Betroffener, der am Manning River lebt, sagte: „Man sieht nur noch Wasser, so weit das Auge reicht.“ Der Fluss habe auch unzählige Bäume und Gegenstände mitgerissen, darunter Heuballen und Kühlschränke.
Der Leiter der Rettungsdienste in New South Wales, Dallas Byrnes, sagte, die Notlage sei „unglaublich dynamisch“ und weite sich immer weiter aus. Allein in der Nacht zu Mittwoch habe es mehr als 150 Rettungsaktionen gegeben.
Auch den Helfern macht allerdings das schlechte Wetter zu schaffen. Vor allem Rettungsaktionen aus der Luft seien „sehr gefährlich“. „Es kann sein, dass die Flugzeuge den ganzen Tag nicht fliegen können“, sagte Byrnes. Das Katastrophenschutzbehörde befürchtet, dass rund 16.000 Menschen oder 7400 Haushalte frühestens am Donnerstag erreicht werden können.
In den kommenden 48 Stunden wird zudem mit weiteren heftigen Regenfällen gerechnet, stellenweise bis zu 200 Liter pro Quadratmeter. Wissenschaftlern zufolge führt der Klimawandel in Australien zu häufigeren und heftigeren Extremwetterereignissen.