Wenige Wochen nach dem Ausflug geriet das Arrangement in der Kanzlei allerdings durch einen Bericht der „Schwäbischen Zeitung“ in die Schlagzeilen: Damals ließ Krahs Freund sich zitieren, der AfD-Politiker sei in der Kanzlei „null Komma null aktiv“. Er sei kein Mitarbeiter oder Angestellter, bearbeite keine Mandate und halte lediglich seine Zulassung über die Kanzlei. Nach einem berufsrechtlichen Verfahren der zuständigen Rechtsanwaltskammer gab Krah schließlich freiwillig seine Zulassung ab. Seit Januar 2024 ist er kein Rechtsanwalt mehr.
Die widersprüchlichen Einlassungen könnten neben anderen vorläufigen Ermittlungsergebnissen das Misstrauen der Staatsanwälte geweckt haben: Denn im Europaparlament gab Krah – der ja angeblich keine Mandate in der Kanzlei bearbeitete – einen regelmäßigen Nebenverdienst durch seine Tätigkeit in Baden-Württemberg an. Aus seinen finanziellen Erklärungen, die t-online vorliegen, gehen monatliche Vergütungen in Höhe von 450 Euro hervor, die im Jahr 2023 insgesamt 5.000 Euro überstiegen.
Wann die Zahlungen starteten, ist unklar. Laut Informationen von t-online bedienten sie aber einen Leasing-Vertrag für ein Dienstfahrzeug, einen Toyota RAV 4 Hybrid. Neuwert: zwischen 40.000 und 65.000 Euro, je nach Ausstattung. Krah bestätigte t-online auf Anfrage, er habe den Wagen nach seiner Zeit in der Kanzlei privat übernommen. Das habe aber mit den Firmen aus G.s Umfeld, die er als Mandanten vermittelt habe, nichts zu tun.
„Das Auto war kein Geschenk“, sagte Krah t-online. „Ich kenne ja die Verdächtigungen: Die Firmen zahlen an die Kanzlei und dann bekomme ich davon einen Anteil gutgeschrieben, was aber nicht bar, sondern qua Autorate gezahlt wird. Ist aber nicht so.“ Die Raten seien von einem für ihn bei der Kanzlei eingerichteten Verrechnungskonto gezahlt worden. „Und meine Leistungen wurden dann gegengerechnet – es gab aber wegen Zeitmangel kaum etwas.“ Es sei „ausgeschlossen, dass die Honorare der Firmen, die nun in Verdacht geraten sind, mir gutgeschrieben wurden“. Auch die Kanzlei teilte mit, sie habe keine Gelder aus Mandatsbeziehungen weitergeleitet.
Die Korruptionsermittler dürften das nun intensiv prüfen – und die AfD-Spitze in Berlin jeden ihrer Schritte genau beobachten. Denn war Krah im Europaparlament zuletzt Paria, nahm die Fraktion im Bundestag ihn im Februar ohne jeden Protest in ihre Reihen auf. Das Kalkül der Parteichefs Alice Weidel und Tino Chrupalla dahinter: Krah nicht aufzunehmen, würde in einer für die AfD wichtigen Phase noch mehr Aufmerksamkeit und negative Schlagzeilen generieren. Ob diese Rechnung aufgeht, scheint mehr und mehr fraglich.