Schattenflotte
Umstrittene Russland-Deals? Hamburgs Reedereien im Visier
04.02.2025 – 14:32 UhrLesedauer: 2 Min.
Mehrere Reedereien aus Europa und den USA sind laut einem Rechercheprojekt an Verkäufen an Russlands umstrittener Schattenflotte beteiligt. Auch Firmen aus Hamburg sind darunter.
Von Politik und Militär hagelte es zuletzt immer wieder Kritik an der russischen Schattenflotte. Gemeint sind damit zumeist ältere Tanker und andere Frachtschiffe mit undurchsichtigen Eigentümerstrukturen. Die nutzt Russland etwa, um Sanktionen infolge seines Angriffskriegs gegen die Ukraine zu umgehen.
Ein internationales Rechercheprojekt hat jetzt herausgefunden, dass viele dieser Schiffe von europäischen und US-amerikanischen Reedereien stammen, darunter auch Reedereien aus Hamburg. Beteiligt an dem Rechercheprojekt waren Reporterinnen und Reporter von NDR, WDR und „Süddeutscher Zeitung“ (SZ).
Von mehr als 650 alten Tankschiffen der Schattenflotte sollen insgesamt 230 Schiffe aus Europa und den USA stammen. Elf Schiffe seien nach Deutschland zurückzuverfolgen, wo sie unter anderem für die Schulte-Gruppe und für die Chemikalien Seetransport fuhren – beides traditionelle Reedereien in Hamburg.
„Die Recherchen zeigen, dass deutsche Reedereien und Schiffsinvestoren mit dem Verkauf der Schiffe etwa 200 Millionen Euro eingenommen haben dürften“, schreibt der NDR in seinem Bericht über die aktuelle Recherche. Grund für die Höhe der Einnahmen sei die große Nachfrage nach den gebrauchten Tankern, die sich aufgrund des Kriegsbeginns ergeben hätte.
Michelle Bockmann vom Branchendienst Lloyds List Intelligence geht laut der Tagesschau davon aus, dass allen Verkäufern klar gewesen sein muss, wohin ihre Schiffe letztlich gingen. Illegal waren die Verkäufe jedoch nicht.
Kritik an der Schattenflotte gibt es insbesondere aufgrund von Sicherheitsbedenken. „Alte, schlecht gewartete Schiffe, die sich nicht an Sicherheitsvorschriften halten, erhöhen die Gefahr von Kollisionen, Maschinenausfällen und Ölverschmutzungen“, heißt es etwa auf der Seite der Bundeswehr.
Durch die Tanker steigt laut der Umweltorganisation Greenpeace das Risiko für Ölkatastrophen. Die Wahrscheinlichkeit einer Ölkatastrophe vor der deutschen Küste sei „deutlich höher als vor Kriegsbeginn“.
Im Januar war etwa der Öltanker „Eventin“ nach seiner Havarie unweit des Sassnitzer Hafens nahe der Insel Rügen festgesetzt worden. Dorthin war das mit rund 100.000 Tonnen Öl beladene Schiff geschleppt worden, nachdem in der Nacht zum 10. Januar an Bord alle Systeme ausgefallen waren. Stundenlang war es manövrierunfähig in der Ostsee getrieben.