In einer Edeka-Filiale werden Kunden, die die SB-Kassen nutzen, wie Verbrecher behandelt. Sicherheitsleute untermauern diesen Eindruck.
Schon seit einigen Monaten kann man im Edeka in der Rindermarkthalle in Hamburg auch an SB-Kassen bezahlen. Doch die schöne, neue Einkaufswelt degradiert die Kunden im besten Fall zu Hilfsarbeitern, im schlimmsten Fall aber zu Schwerverbrechern. Denn nicht die Mitarbeiter geben bei diesen Kassen den Ton an, sondern der Sicherheitsdienst.
Bei den muskelbepackten Securitys steht jeder Kunde an den SB-Kassen zunächst unter Generalverdacht: Ist alles in den Einkaufstaschen auch wirklich bezahlt worden? Ist die Bio-Banane vielleicht als billigere Variante ohne Bio abgerechnet worden? Um das zu überprüfen, greifen die stämmigen Bodybuilder mit schmallippiger Kontrollfrage, ob das auch in Ordnung gehe, beherzt in Taschen und Hackenporsche. Bei Einkäufen im Kinderwagen werden die Artikel einfach ungefragt aus dem Transportnetz gefischt. Alles muss kontrolliert werden: Hat der Kunde, hat die Kundin auch wirklich bezahlt?
„Bei uns steht kein Kunde unter Generalverdacht“, schrieb der Marktleiter schon im Dezember 2023 auf eine Beschwerde. Man wisse um die Brisanz. Inzwischen mehren sich die Vorfälle, Kunden beschweren sich über den Umgang mit ihnen. Man versuche das Thema so „angenehm wie möglich zu gestalten“, heißt es weiter aus dem Markt.
„Angenehm“ ist es sicherlich nicht, wenn gekaufte Produkte angefasst, gequetscht und der Bon genau kontrolliert wird. Mal abgesehen davon, dass es rechtlich wenigstens bedenklich ist, wenn Security-Leute Taschenkontrollen durchführen: Die Sicherheitsleute haben keine Ahnung von den bis zu 60.000 Artikeln in einem Edeka Center. Als Kunde fühlt man sich, trotz anständig bezahlter Rechnung, wie ein auf frischer Tat ertappter Ladendieb. Aufklären könnten das die Mitarbeiter. Doch die bleiben lieber im Hintergrund.
Dabei tun diese ruppigen Kontrollen gar nicht Not. Wie der „Business Insider“ schon vor zwei Jahren herausfand, berichten andere Einzelhändler mit SB-Kassen keinen Anstieg beim Ladendiebstahl. Weder Ikea, Vorreiter der Kunden-Kassen, noch Kaufland oder Hornbach wurden durch die Einführung der SB-Kassen systematisch von Kunden betrogen.
Und die gute Nachricht für genervte Kunden und verunsicherte Marktleiter: Der nächste Schritt der Technologie ist das automatische Scannen der Artikel und Abbuchen des fälligen Betrags bei Verlassen des Marktes. Bei Amazon in den USA funktioniert das schon ganz prima. Da braucht man auch keine bulligen Security-Männer mehr.