Helfen Trinkhalme aus Papier und an der Getränkepackung befestigte Plastikdeckel gegen die Plastikverschmutzung im Meer? Mülltrennung jedenfalls reicht nicht aus, um die Plastikflut auszutrocknen.
Wie soll denn bitte mein Plastikstrohhalm aus Deutschland im Meer landen? Dass dieses Szenario nicht unrealistisch ist, wurde mir 2018 klar und schockierte mich. Dabei sortiere ich doch schon immer akribisch Abfall! Aber ein Artikel in der „Zeit“ berichtete 2018 über „Die Plastik-Lüge“. Darin wurde einer engagierten Mülltrennerin wie mir erklärt, dass das Plastikmüll-Problem mit sauberem Sortieren leider nicht gelöst sei.
Selbst in Deutschland, einem der weltweiten Vorreiter beim Recycling, wird auch heute, sechs Jahre später, nur etwa ein Drittel des Plastikmülls wiederverwertet. Der Großteil wird verbrannt. Die giftige Schlacke und Asche wird in ehemaligen deutschen Salzbergwerken verklappt. Der Rest wird in Containern ins Ausland verschifft, etwa nach Asien, wo diese teilweise an irgendwelchen Stränden landen und von Menschen, die sie finden, auf der Suche nach Wertvollem aufgebrochen werden. Ist es nur Müll im Container, bleibt der am Strand liegen. Und so gelangt auch mein Plastikmüll weiterhin in die Ozeane.
Die EU hat bereits vorgearbeitet
Es ist also längst nicht alles gut. Aber wir befinden uns auf dem richtigen Weg – oder?
Mit dem Teelöffel gegen die überfließende Badewanne
Stellen wir uns mal vor, das Plastikproblem sei eine überfließende Badewanne. Dann wird schnell klar, dass es nicht reicht, mit einem Teelöffel das Wasser abzuschöpfen, wenn man das eigene Badezimmer nicht überfluten will. Um das Problem zu lösen, müssen wir den Hahn zudrehen. Der Leitsatz für das Plastik- und Müllproblem lautet daher: Reduce, Reuse, Recycle – reduzieren, wiederverwenden, wiederverwerten.
Die bisherigen Regelungen sind besser als nichts. Die einen sagen, die eigentliche Lösung – weniger Einwegplastik – werde so Schritt für Schritt umgesetzt. Andere kritisieren: Das Ziel sei so nicht zu erreichen, die Regelungen reichten bei Weitem nicht aus.
Zur Person
Die Lage ist extrem ernst, aber nicht hoffnungslos. Nach diesem Motto erklärt die freie Journalistin Sara Schurmann die großen Zusammenhänge und kleinen Details der Klimakrise so, dass jede und jeder sie verstehen kann.
In ihrem Buch „Klartext Klima!“ – und jetzt in ihrer Kolumne bei t-online. 2022 wurde sie vom „Medium Magazin“ zur Wissenschaftsjournalistin des Jahres gewählt. Hier geht es zum Autorinnen-Profil.
Tatsächlich sollen die Maßnahmen den Verbrauchenden möglichst wenig wehtun – vor allem aber den Unternehmen. Doch es gibt mit den bisherigen Regelungen diverse Probleme:
Viele der Einwegprodukte aus Plastik wurden durch solche aus Holz oder Pappe ersetzt. Ökologisch betrachtet ist das zwar eine Verbesserung, aber keine große. Die Lösung hieße eigentlich: weg von Einweg, hin zu Mehrweg.
Nicht nur im Supermarkt ist weiterhin fast alles in Plastik verpackt: Joghurt, Wasser, Waschmittel, Käse … Die bisherigen Plastikverbote fallen im Vergleich zur Verbreitung von Plastik homöopathisch aus. Und mir fällt kein Politiker, keine Politikerin ein, die öffentlich thematisieren würde, dass auch das sich zeitnah ändern muss.
Das macht die Maßnahmen unglaubwürdig und es Kritikern leicht, sie als sinn- und nutzlos abzutun.
Und weil das begrifflich oft etwas durcheinander gerät: Die Plastikproduktion ist auch, aber nicht primär, ein Klimaproblem. Die Plastikindustrie ist für etwa 4,5 Prozent der globalen Treibhausgas-Emissionen verantwortlich und damit für einen gar nicht mal so kleinen Anteil. Der größte Faktor hier ist die Produktion von Kunststoffen; Recycling und Verbrennen machen einen geringen Anteil aus.
Plastik verseucht die Umwelt – und schlußendlich uns
Noch größer ist aber das Problem, dass Plastik unsere Umwelt verseucht. An Land und im Meer – vor allem mit Mikroplastik.