Dem Hamburger Hafen stehen stürmische Zeiten bevor: Recherchen von t-online weisen auf Interessenkonflikte bei Aufsichtsratschef Rüdiger Grube hin. Dabei geht es auch um seine Frau Cornelia Poletto.

Rüdiger Grube und Cornelia Poletto sind ein schillerndes Ehepaar: Er, der ehemalige Bahnchef und immer noch gefragte Topmanager – sie, die TV-Köchin, die die Hamburger Prominenz bewirtet. Als die beiden sich 2015 das Jawort gaben, stand der heutige Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) als Trauzeuge am Altar. Politik, Berufliches und Privates liegen im Hause Grube-Poletto eng beieinander, so scheint es.

Zwei heikle Posten

Denn Grube ist nicht nur ein Mann mit besten Verbindungen vor allem in die sozialdemokratische Partei. Er ist auch seit seinem Abgang als Chef der Deutschen Bahn im Jahr 2017 ein Mann mit vielen Verpflichtungen: Er machte sich als Unternehmensberater selbstständig und sammelte von da an Aufsichtsratsposten um Aufsichtsratsposten, häufig als Vorsitzender.

Ob der Schienenfahrzeughersteller Bombardier Transportation, der Bahntechniker Vossloh AG, der Sendemastbetreiber Vantage Towers AG oder die deutsche Vodafone-Tochter: Es waren nicht eben kleine Unternehmen, die ihm Mandate antrugen. Zuletzt übernahm er zum 1. Januar auch den Vorsitz im Aufsichtsrat der Berliner Euref AG. Einer seiner prominentesten Posten ist aber der des langjährigen Aufsichtsratschefs bei der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA).

Deutsch-russische Partnerschaft

Und es sind genau diese beiden Posten, die sowohl ihn als auch den Hamburger Hafen nun in Verlegenheit bringen könnten, was nicht wenig mit Grubes und auch Polettos sonstigen Verbindungen zu tun hat. Er selbst bezeichnete sie auf Anfrage von t-online als privat. Einen schriftlichen Fragenkatalog beantworteten weder er, noch seine Frau oder die Euref AG.

Wie Recherchen von t-online aber zeigen, setzte sich HHLA-Aufsichtsratsvorsitzender Grube über Jahre für ein Projekt im Hamburger Hafen ein, das der SPD-nahe Euref-Chef Reinhard Müller gemeinsam mit Altbundeskanzler und Russlandgas-Lobbyist Gerhard Schröder (SPD) initiiert hatte: eine deutsch-russische Wasserstoffpartnerschaft, die über die Pipeline Nord Stream 2 und Rostock bis nach Hamburg reichen sollte.

Bis ins Büro des Bürgermeisters

Grube stieß dafür die Türen zur Hamburger Politik auf, bis die Pläne schließlich auf dem Tisch des Bürgermeisters Peter Tschentscher (SPD) lagen – während Grube selbst zur Besprechung mit Kreml-Vertretern eingeladen wurde und Grubes Frau, Cornelia Poletto, ihrerseits mit der Euref AG Geschäfte machte.

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Die Rede ist von der „Wasserstoff-Hanse“, die Euref und Schröder mit der SPD-geführten Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern 2021 auf den Weg brachten. Die angebliche Klimainitiative verschleierte Geschäftsanbahnungen mit Russland, wie t-online exklusiv berichtete. Unter dem Dach der zugehörigen Marke sollten Wasserstoff und schließlich E-Fuel für die Schifffahrt produziert werden – auf Basis von russischem Erdgas.

„Hamburg als Tor zum Atlantik“

Zur Umsetzung dieser milliardenschweren Pläne peilte die Euref AG einen Standort im Rostocker Hafen an. Von Beginn an plante sie aber, die Initiative auf den Hamburger Hafen auszuweiten. „Rostock als Brücke zu den baltischen Metropolen und Hamburg als Tor zum Atlantik“, hieß es in einem t-online vorliegenden Visionspapier zur Initiative. Teil der Planungen war auch ein dortiger „Innovationscampus“ der Euref AG.

Einen vergleichbaren Campus hat die Euref AG vor 15 Jahren in Berlin-Schöneberg errichtet, wo seitdem die Energiewirtschaft mit der Spitzenpolitik zusammenkommt. Ein weiterer soll bald am Düsseldorfer Flughafen eröffnet werden. Und über Düsseldorf und Hamburg kamen offenbar Rüdiger Grube und seine Frau ins Spiel, wie neue Recherchen von t-online nahelegen.

Eine Köchin für den Campus

Denn als im Sommer 2020 die Planungen für den Düsseldorfer Campus vorgestellt wurden, geriet nicht nur der damalige SPD-Oberbürgermeister Thomas Geisel – ein ehemaliger Ruhrgas-Manager – über das 250-Millionen-Euro-Projekt regelrecht ins Schwärmen. Auch das Ehepaar Grube-Poletto hatte Grund zur Freude.

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