Ein Herzinfarkt in mittlerem Alter kommt meist unerwartet. Dabei zeigt sich ein erhöhtes Risiko oft im Blut – mitunter am weniger bekannten Lp(a)-Wert.

Blutwerte können viel über den Gesundheitszustand verraten. Wer etwa einschätzen möchte, ob Herz und Gefäße mittel- oder langfristig gefährdet sind, lässt üblicherweise die Blutfette Cholesterin und Triglyceride messen. Doch auch Lipoprotein (a) – Abkürzung: Lp(a) – ist ein Blutwert, der für die richtige Risikobewertung von großer Bedeutung sein kann.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehören zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Das Risiko für solche Erkrankungen steigt, wenn bestimmte Blutwerte wie Cholesterin, Triglyceride oder Lipoprotein (a) erhöht sind. Denn die Erhöhung dieser Werte führt dazu, dass sich eher Ablagerungen in den Gefäßwänden bilden: Es entsteht eine Arteriosklerose, umgangssprachlich Arterienverkalkung genannt.

Arteriosklerose wiederum begünstigt Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das können etwa Durchblutungsstörungen in den Herzkranzgefäßen (koronare Herzkrankheit, KHK) oder in den Beinen (periphere arterielle Verschlusskrankheit, PAVK) sein, aber auch Herzinfarkte und Schlaganfälle.

Dass erhöhte Blutfettwerte – besonders zu hohe Cholesterinwerte – auf Dauer schädlich für Herz und Blutgefäße sind, wissen wohl die meisten Menschen. Vor allem das LDL-Cholesterin fördert Ablagerungen in den Gefäßwänden, weshalb es auch „schlechtes Cholesterin“ genannt wird.

Doch ähnlich ungesund ist ein erhöhter Lp(a)-Wert: Er lässt nachweislich das Risiko für Arteriosklerose ansteigen – und damit für Herz-Kreislauf-Komplikationen wie Herzinfarkte und Schlaganfälle.

Cholesterin, Triglyceride und andere Fette (Lipide) sind nicht wasserlöslich. Um über das Blut an ihre jeweiligen Zielorgane und -gewebe im Körper zu gelangen, müssen sie sich daher an spezielle Eiweiße (Proteine) binden. Die so gebildeten Komplexe heißen Lipoproteine. Bekannte Vertreter sind

  • LDL (High-Density-Lipoprotein, Lipoprotein hoher Dichte), welches Cholesterin von der Leber weg transportiert, und
  • HDL (Low-Density-Lipoprotein, Lipoprotein niedriger Dichte), welches Cholesterin zur Leber hin transportiert.

Das in der Leber gebildete Lipoprotein (a) ist eine Variante von LDL und gehört wie dieses zu den Transporteiweißen für Cholesterin. Bei den meisten Menschen ist Lp(a) allerdings nur in geringer Menge im Blut vorhanden: Normalerweise besteht das Gesamtcholesterin im Blut

  • zu 60 bis 70 Prozent aus LDL-Cholesterin und
  • zu 20 bis 30 Prozent aus HDL-Cholesterin.

Bei manchen Menschen ist der Lipoprotein-(a)-Wert jedoch erhöht – bei einigen sogar extrem. Entscheidend dafür ist hauptsächlich die erbliche Veranlagung. Auch eine gestörte Nierenfunktion kann eine Lp(a)-Erhöhung verursachen. Hingegen spielen das Geschlecht, das Alter und die Ernährung kaum eine Rolle.

Dass die im Blut vorhandene Menge an Lipoprotein (a) mit Vererbung zusammenhängt, zeigt sich oft, wenn Menschen mit hohem Lp(a)-Wert in jüngeren Jahren einen Herzinfarkt bekommen: Denn häufig stellt sich dann heraus, dass auch andere Familienangehörige betroffen sind und schon frühzeitig Gleiches durchgemacht haben.

Fachleute schätzen, dass bei rund 20 Prozent der Bevölkerung die Werte für Lipoprotein (a) zu hoch sind, also die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen. Mit einem erhöhten Herz-Kreislauf-Risiko ist bereits zu rechnen, wenn die Lp(a)-Konzentration im Blut bei über 30 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) beziehungsweise über 75 Nanomol pro Liter (nmol/l) liegt.

Dabei gilt: je mehr Lipoprotein (a) im Blut, desto höher das Risiko. Die gängige Einteilung der Lp(a)-Werte umfasst aber nur drei Risikostufen:

  • Werte unter 30 mg/dl (75 nmol/l) gelten als optimal beziehungsweise nicht erhöht.
  • Werte zwischen 30 und 50 mg/dl (75 und 125 nmol/l) gelten als grenzwertig beziehungsweise gering erhöht.
  • Werte über 50 mg/dl (125 nmol/l) gelten als erhöht.

Viele Betroffene wissen nicht, dass ihre Werte für Lipoprotein (a) erhöht sind, weil sie keine Symptome verspüren. Auch die Erhöhung anderer Blutfette verursacht für gewöhnlich keine akuten Beschwerden. Darum bleiben zu hohe Blutfettwerte oft jahrelang unentdeckt, bis eine Blutprobe gezielt darauf getestet wird.

Ein solcher Bluttest findet üblicherweise im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung oder nach dem Auftreten von Herz-Kreislauf-Komplikationen statt. Allerdings lassen Ärztinnen und Ärzte das Lipoprotein (a) bei dem Test vergleichsweise selten messen: So gehört Lp(a) – anders als etwa Cholesterin – nicht zu den Blutwerten, die beim Gesundheits-Check-up für gesetzlich krankenversicherte Erwachsene erfasst werden.

Bereits ein gering erhöhter Lp(a)-Wert lässt das Risiko, irgendwann einen Herzinfarkt oder eine andere Herz-Kreislauf-Komplikation zu erleiden, deutlich ansteigen. Je höher der Wert ist, desto wahrscheinlicher sind solche lebensbedrohlichen Ereignisse. Somit kann zu viel Lipoprotein (a) die Lebenserwartung verringern.

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