Eine verheerende Flut und Umweltverschmutzung könnten Urlaubern am Mittelmeer die Ferien verderben. Ein riesiger Müllteppich droht, zur Naturkatastrophe zu werden.
Im Fluss Neretva treibt ein gigantischer Müllteppich Richtung Mittelmeer. Wie die kroatische Zeitung „Slobodna Dalmacija“ berichtet, handelt es sich bei der tonnenschweren Müllschicht um Schutt und Trümmer, die von der verheerenden Flut mitgerissen wurden, die Bosnien-Herzegowina zuletzt heimgesucht hatte.
Tagelang hatte es heftig geregnet, Erdrutsche sorgten für Zerstörung, Felsbrocken begruben Häuser. Mindestens 20 Menschen starben, an der Infrastruktur entstanden Milliardenschäden – und in der sonst smaragdgrünen Neretva sammelte sich der Müll.
Der Fluss, der als ein Wahrzeichen Bosniens gilt, ist aktuell schmutzig und dunkelbraun. Plastikteile, Autoreifen, Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen, Geschirrspüler und Kühlschränke sowie Baumaterialien schwimmen dicht an dicht im Wasser. Anwohner und Einsatzkräfte berichten von ohrenbetäubendem Lärm, der durch die aneinanderreibenden Abfälle aus Metall, Plastik und Holz entstehe. Es stinke zudem unerträglich.
Währenddessen suchen Einsatzkräfte im Müll auf dem Fluss nach Vermissten. Flussabwärts von der verwüsteten Stadt Jablanica bis zum Staudamm am Grabovica See halten sie in Schlauchbooten Ausschau nach menschlichen Körpern. Eine riskante Arbeit: „Es ist gefährlich“, sagte ein Retter der Zeitung „Slobodna Dalmacija“. „Scharfe Gegenstände können das Boot beschädigen.“ Auch Gasflaschen, die explodieren könnten, tauchten immer wieder zwischen dem Müll auf.
Nun droht die menschliche Tragödie in Bosnien-Herzegowina auch noch zur Umweltkatastrophe im Mittelmeer zu werden. Denn noch hält zwar der Staudamm der Grabovica-Talsperre den Müllteppich auf, wie der kroatische Rundfunk HRT berichtet. Aber während die Einsatzkräfte mit Baggern daran arbeiten, die Trümmer aus dem Wasser zu fischen, steigt der Druck immer weiter. Wird er zu groß, könnte es notwendig werden, die Schleusen zu öffnen. Dann würde der rund ein Meter dicke Müllteppich weiter Richtung Adria rauschen.
Mehrere europäische Staaten haben mittlerweile auf Hilferufe Bosnien-Herzegowinas reagiert und Rettungsteams entsandt. Nach Angaben der EU-Kommission suchen die Helfer aus unter anderem Kroatien, Slowenien, Montenegro und Serbien nach Vermissten und beseitigen Trümmer.