Der Rentenbescheid offenbart oft eine niedrigere Rente als erwartet. Mit diesen Optionen können Sie Ihre Rentenlücke schließen.
Jedes Jahr werden Sie in einem Schreiben der Deutschen Rentenversicherung über die Höhe Ihrer zu erwartenden Rente informiert. Alternativ können Sie auch über „Mein Kundenportal“ der Deutschen Rentenversicherung Einsicht in Ihren Rentenbescheid nehmen. Vielleicht fällt Ihre Rentenlücke größer aus als erwartet – aber Sie können gegensteuern.
Haben Sie schon einmal in Erwägung gezogen, Ihre Rente freiwillig zu erhöhen, indem Sie Rentenpunkte kaufen? Oder ist es besser, das Geld statt in Rentenpunkte in einen ETF-Sparplan zu investieren? Wir haben für Sie einmal nachgerechnet und uns die Vor- und Nachteile angesehen.
Option 1: Rentenpunkte kaufen
In unserem Rechenbeispiel nehmen wir eine prognostizierte Rente von 1.500 Euro an. Das wäre der Betrag, den Sie erhalten, wenn Sie aus heutiger Sicht in 15 Jahren aus dem Erwerbsleben ausscheiden und in die Regelaltersrente eintreten. Nach Berechnung Ihrer Rentenlücke fehlen Ihnen zum Beispiel 200 Euro, da Sie 1.700 Euro für Miete, Nebenkosten, Versicherungen und Lebensunterhalt benötigen. Auf renten-luecke.de können Sie Ihre Rentenlücke selbst ausrechnen.
Wenn Sie, Stand heute, ihre gesetzliche Rente um 200 Euro erhöhen wollen, müssten Sie 42.683 Euro freiwillig in die Rentenkasse einzahlen, erklärt Katja Braubach von der Deutschen Rentenversicherung Bund. Ein Rentenpunkt hat aktuell einen Gegenwert von 37,60 Euro Rente pro Monat. Sie erkaufen sich für 8.024 Euro einen Rentenpunkt, mit 42.683 Euro sind es 5,31 Rentenpunkte. Somit erzielen Sie bei Eintritt in die Regelaltersrente nun eine Rente von 1.700 Euro – ein Leben lang.
Option 2: ETF-Sparplan anlegen
Wollen Sie auf freiwillige Zahlungen in die Rentenversicherung verzichten und die Rentenlücke durch einen ETF-Sparplan ausgleichen, könnten Sie genauso viel Geld, also 42.683 Euro, in einem ETF (Exchange Traded Funds) anlegen. Erfahren Sie hier, wie ein ETF funktioniert. Entscheiden Sie sich beispielsweise für einen ETF, der den amerikanischen Leitindex S&P 500 nachbildet, dann hat dieser in der Vergangenheit durchschnittlich neun Prozent Rendite pro Jahr erwirtschaftet.
Nach 15 Jahren, wenn Sie in Rente gehen wollen, erreicht der Depotwert im Idealfall etwa 155.472 Euro. Berücksichtigen müssen Sie einen Verwaltungsaufwand zwischen 0,07 und 0,2 Prozent pro Jahr, der die Rendite im ungünstigsten Fall um rund 5.000 Euro schmälert. Sie können nun flexibel jeden Monat 200 Euro aus Ihrem ETF-Depot entnehmen und ihre Rente von 1.500 Euro auf 1.700 Euro aufstocken.
Da Kapitalerträge pauschal mit 25 Prozent versteuert werden, müssten Sie pro Monat 267 Euro entnehmen, wovon automatisch 66,75 Euro von Ihrer Bank oder Ihrem Broker ans Finanzamt abgeführt werden. Das Geld reicht nun für rund 561 Monate à 200 Euro beziehungsweise für 47 Jahre. Bei 500 Euro (inklusive Kapitalertragssteuer in Höhe von 125 Euro) reicht das Geld für 300 Monate beziehungsweise für 25 Jahre.
Rentenpunkte oder ETF-Sparplan: Was ist nun besser?
Die Rente ist im Vergleich zu einem ETF-Auszahlplan sicher. Sie erhalten sie ein Leben lang, während das ETF-Guthaben irgendwann aufgebraucht ist. „Viele Studien belegen, dass die eigene Lebenszeit unterschätzt wird“, sagt Braubach, Rentenexpertin beim DRV Bund. Somit bestehe die Gefahr einer späteren Altersarmut, wenn das Geld aus dem ETF verbraucht ist.
Gesetzliche Rente erhöht sich jährlich
Darüber hinaus erhöht sich die gesetzliche Rente entsprechend der allgemeinen Lohnentwicklung im Lauf der Zeit. Laut den Modellrechnungen im aktuellen Rentenversicherungsbericht der Bundesregierung wird die gesetzliche Rente bis 2037 um gut 43 Prozent steigen. Dies bedeutet, dass eine heutige Rente von 200 Euro dann auf etwa 286 Euro gestiegen ist. Eine Rente von 1.500 Euro steigt auf 2.145 Euro.
Zu berücksichtigen ist jedoch, dass im gleichen Zeitraum durch Inflation auch die allgemeinen Lebenshaltungskosten steigen. Ein weiterer Vorteil der gesetzlichen Rente sei, dass die gezahlten Beiträge nicht nur das Alter absichern, sondern weitere soziale Absicherungen enthalten, so Braubach weiter. „Hierzu gehören die Rente wegen verminderter Erwerbsfähigkeit, Witwen- und Waisenrente, Zuschüsse zur Krankenversicherung als Rentner sowie medizinische und berufliche Rehabilitationen.“
Wurde beispielsweise bereits durch zusätzliche Beiträge die eigene Rente erhöht und es tritt dann eine Erwerbsminderung ein, wird die Erwerbsminderungsrente entsprechend höher ausfallen.
Auf die Mischung kommt es an
Während Ihnen die Rente ab Renteneintritt ein Leben lang gezahlt wird und durch die Kopplung an die Lohnentwicklung langsam steigt, müssen Sie bei einem ETF selbst entscheiden, welchen Betrag Sie monatlich entnehmen und wie lange das Geld reichen soll. Allerdings erzielen Sie durch den Zinseszinseffekt mit einem ETF-Sparplan über einen langen Zeitraum einen wesentlich höheren Ertrag. Lebensrisiken wie Erwerbsunfähigkeit oder Pflege sind damit nicht abgedeckt und sollten gesondert versichert werden.
Letztlich bleibt es eine individuelle Entscheidung. Wer seine Rente freiwillig erhöhen möchte, sollte frühzeitig damit beginnen und von beiden Optionen Gebrauch machen.