Mit dem Altersvorsorgedepot, eine Idee der FDP, plant Finanzminister Lindner nicht weniger als eine kleine Revolution. Machen genügend Menschen mit, wird Deutschland ein reicheres Land.
Über die Ampelregierung und ihre Koalition lässt sich viel Schlechtes sagen. Das Dreierbündnis von SPD, Grünen und FDP wirkt zerstritten wie wohl keines zuvor, vielerorts geht’s mit Deutschland nicht vor und nicht zurück, weil sich die Regierungspartner gegenseitig blockieren.
Umso bemerkenswerter ist da, wenn dann doch mal etwas klappt, wenn sich etwas zum Besseren wendet, und zwar für alle Menschen gleichermaßen. Zu beobachten ist das dieser Tage beim neuen Altersvorsorgedepot, das Finanzminister Christian Lindner (FDP) einführen will. (Mehr zu den Details lesen Sie hier.)
Lindner plant damit nicht weniger als eine kleine Revolution – die tatsächlich zu dem werden kann, was er selbst darin sieht: ein „Gamechanger“ für Millionen Deutsche, die damit endlich kinderleicht von den langfristigen Gewinnen an den Kapitalmärkten profitieren können.
Denn anders als es seit jeher im linken politischen Spektrum erklärt wird, geht es gerade nicht darum, dass „nur Reiche“ von dem Vorsorgedepot etwas haben, im Gegenteil. Vielmehr zielt die staatliche Förderung von 20 Cent je angelegtem Euro gerade auf Menschen ab, die monatlich nur kleine Beträge anlegen wollen: Bereits ab einem Betrag von 10 Euro im Monat bekommen Sparer so zwei Euro vom Staat geschenkt.
Und die allermeisten Menschen in Deutschland dürften wohl auch etwas mehr Geld im Monat übrig haben, vielleicht 50 Euro. Wie viel ein solch immer noch überschaubarer Sparbetrag langfristig bringen kann, zeigt folgendes Rechenbeispiel:
Wer heute mit Anfang 30 einen Sparplan aufsetzt und jeden Monat 50 Euro in einen günstigen Passivfonds investiert, der etwa den breit gestreuten Aktienindex MSCI World abbildet, hat bei einer Jahresrendite von durchschnittlich 6,3 Prozent nach 35 Jahren voraussichtlich ein Vermögen von mehr als 73.000 Euro aufgebaut.
- Weltindex MSCI World: Darum lohnt sich ein Investment so sehr
Abzüglich der über die Jahre peu à peu eingezahlten 21.000 Euro entspricht das einem Gewinn von mehr als 52.000 Euro, dem Zinseszinseffekt sei Dank. Und mit den 10 Euro, die der Staat nach Lindners Plan in diesem Beispiel monatlich obendrauf gibt, kämen sogar knapp 88.000 Euro Gesamtvermögen zustande. Nach Abzug der selbst eingezahlten 21.000 Euro läge der Gewinn dann bei fast 67.000 Euro. Eine ordentliche Stange Geld, faktisch fürs Nichtstun.
Der Clou an Lindners Plan jedoch ist nicht einmal der Zuschuss allein, im Beispiel also die 4.200 Euro, die einem der Staat über die gesamte Zeit schenkt. Der echte Gamechanger ist: Auf die Erträge aus dem Altersvorsorgedepot, im Beispiel ebenjene 67.000 Euro, sollen künftig deutlich weniger Steuern anfallen.
Derzeit nämlich ist es so, dass auf Gewinne an den Finanzmärkten 25 Prozent Abgeltungssteuer fällig werden. In dem einfachen Beispiel bekäme der Fiskus von den 67.000 Euro theoretisch also 16.750 Euro. In der Praxis aber kann es sein, dass Sparer den eben errechneten Gewinn gar nicht einmal erreichen – weil sie schon vor dem Verkauf ihrer Aktien oder Fondsanteile eine Art Vorabsteuer zahlen, was den Zinseszinseffekt deutlich reduziert.
Geht es nach Lindner und der FDP, soll sich beides ändern. Im Altersvorsorgedepot sollen die Erträge, die für den Aufbau von Altersvermögen gedacht sind, vor Steuerabzügen geschützt sein; der Zinseszinseffekt kommt damit vollumfänglich zum Tragen.
Und: Wer das Geld in diesem Spezialdepot erst wieder im Rentenalter anfasst, soll künftig nicht pauschal 25 Prozent Abgeltungssteuer auf die Gewinne zahlen, sondern auf die Erträge seine individuelle Einkommenssteuer abführen – die im Alter deutlich niedriger ist, vor allem bei jenen, die nur eine geringe Rente beziehen. Je nach Auszahlungsplan ergibt sich im Beispiel von oben so schnell ein weiterer hoher vierstelliger Steuervorteil.
Mehr Aktienkultur für Deutschland
Lindners Idee spart den Bürgern damit zum einen bares Geld. Zum anderen könnte genau dieser finanzielle Anreiz dafür sorgen, dass in Deutschland endlich eine neue Aktienkultur Einzug hält.
Schon viel zu lange leidet das Land unter dem Börsentrauma der ausklingenden 1990er-Jahre, als sich Hunderttausende beim Platzen der Dotcom-Blase und am Absturz der T-Aktie die Finger verbrannten. Viel zu lange haben seitdem Millionen Deutsche ihr Geld lieber auf schwach verzinsten Sparbüchern gebunkert, statt es wie Menschen in anderen Ländern breit gestreut, risikoarm und zugleich gewinnbringend an den Finanzmärkten langfristig anzulegen.
Gelingt es der Ampel, mit dem Altersvorsorgedepot diesen Bann zu brechen, kommen dank Lindners Plan wieder mehr Menschen in den Genuss des passiven Vermögensaufbaus, wäre das nicht nur ein wichtiger Schritt im Kampf gegen Armut im Alter. Dann ließe sich mit Fug und Recht zugleich sagen: Dieser Ampel-Plan, diese Idee der Liberalen, macht die Deutschen insgesamt reicher.