Neues Flaggschiff

Renault Rafale: Mit Hybrid in die Oberklasse?

27.08.2024 – 10:13 UhrLesedauer: 3 Min.

Neuer Renault: Der Rafale ist ein etwas zurückhaltendes SUV im Vergleich zu anderen schrägen SUV-Coupés auf dem Markt. (Quelle: Clément Choulot/Renault/dpa-tmn/dpa-bilder)

Renault versucht sich erneut an der Oberklasse, diesmal mit einem SUV. Der Rafale punktet durch Design und Details – schwächelt aber auf der Autobahn.

Renault und die Oberklasse – das ist eine wechselvolle Geschichte zwischen innovativen Konzepten. Dazu gehören der Vel Satis oder der Avantime und langweilige Limousinen wie der R25, der Safrane oder zuletzt der Talisman. Nachdem der als Konkurrent des VW Passat ganz entgegen seines Namens eher glücklos war, nehmen die Franzosen jetzt einen neuen Anlauf und wagen dabei zumindest ein bisschen Avantgarde.

Genau wie einst der Avantime das Coupé zum Espace war, ist auch der neue Rafale so etwas wie der leidenschaftliche Ableger des aktuellen Espace. Nur, dass die Basis mittlerweile vom wegweisenden Van zum schnöden SUV degradiert wurde.

Trotz seiner geringen Systemleistung zeigt sich der Renault Rafale überraschend agil und flott im Stadtverkehr. (Quelle: Clément Choulot/dpa)

Maße: 4,71m x 2,09m x 1,87m (LxBxH)
Kofferraumvolumen: 530-1.910 Liter
Motor und Antrieb: Vierzylinder-Benziner und zwei E-Motoren (147 kW/200 PS)
Basispreis: 43.800 Euro

Das neue Flaggschiff steht zu Preisen ab 43.800 Euro beim Händler. Es ist kein Avantgardist, sondern schwimmt mit in der Schwemme der schrägen SUV-Coupés vom BMW X4 über den Mercedes GLC bis hin zum Peugeot 3008 oder dem kommenden Opel Grandland. Allerdings wirkt der Rafale weniger aufgeregt und überzeichnet als viele seiner Vorbilder und leistet sich nur eine kesse Kehrseite.

Die erinnert aus mancher Perspektive an einen Lamborghini Urus. Vorne brav, von der Seite schnittig, hinten provozierend – und beim Namen merkt man sogar etwas Übermut: Denn benannt ist der Rafale, bei dem das „e“ übrigens stumm ist, nach einem mit Renault-Motoren bestücken Rekordflugzeug aus den 1930er Jahren.

Flott in der Stadt, agil auf Landstraßen: Aber auf der Autobahn stößt der Rafale an seine Grenzen. (Quelle: Clément Choulot/dpa)

Während der Flieger für damalige Zeiten allerdings mit einem 370 PS starken 6,3-Liter gewaltig motorisiert war, ist der Antrieb des Rafale auf Rädern eher schmächtig. Denn ein 1,2-Liter Motor mit gerade mal drei Zylindern muss dem 4,71 Meter langen und 1,7 Tonnen schweren Flaggschiff reichen.

Zwar spannt Renault den kleinen Turbo mit einer E-Maschine zusammen und installiert eine 1,7 kWh kleine Pufferbatterie. Doch auch damit steigt die Systemleistung nur auf 147 kW/200 PS, mit denen man im Konkurrenzumfeld kaum einen Stich macht. Und so oft der Rafale im dichten Stadtverkehr zwischenzeitlich auch mal den Benziner stilllegt, reicht es auf freier Strecke nur für ganz kurze Etappen in elektrischer Stille.

Allerdings ist das Problem eher psychologischer Natur. Denn in der Praxis schlägt sich das SUV überraschend gut. Es ist mit einem Sprintwert von 8,9 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 flott und spritzig. In der Stadt spürt man die elektrische Unterstützung bei jedem Ampelspurt. Und was ihm an Durchzug auf der Landstraße fehlen mag, macht es durch Agilität wieder weg. Ein strammes Fahrwerk, eine seidige Automatik, eine präzise Lenkung und eine Hinterachse, die spürbar mitlenkt – so wird der Rafale doch noch zum Wirbelwind.

Nur auf der Autobahn wird die Luft dünn für den Überflieger: Ab 150, 160 km/h wird es zäh und bei 180 Sachen geht ihm die Puste aus. Und wer den Wagen fordert, kann sich auch den Normverbrauch von 4,7 Litern (CO2-Ausstoß 106 g/km) abschminken.

Während unter der Haube gekleckert wird, klotzt Renault zumindest in der Kabine: Der Rafale übernimmt die Armaturen des Espace mit digitalem Cockpit und senkrechten Touchscreen daneben, wird aber mit reichlich Leder ausgekleidet und wirkt entsprechend vornehmer.

Schick: Der Innenraum des Renault Rafale ist mit hochwertigen Materialien und einem digitalen Cockpit ausgestattet. (Quelle: Clément Choulot/dpa)

Vor allem gibt es ein riesiges Panoramadach, das sich auf Knopfdruck Segment für Segment verdunkelt und an die Herkunft des Rafale erinnert. Denn wer genau gen Himmel schaut, sieht dort die Silhouette jenes Fliegers, der dem Auto seinen Namen gegeben hat.

Dank des Daches wirkt der Rafale luftiger, als er in Fond eigentlich ist. Denn natürlich bietet der Espace dort mehr Kopffreiheit. Für die Knie dagegen ist bei 2,74 Metern Radstand auch im Coupé genügend Platz.

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