Menschen, die scheinbar apathisch aus dem Fenster starren? Dieses Phänomen tritt immer häufiger in Flugzeugen auf. Was steckt dahinter? Und geht „Raw-Dogging“ nur im Flieger?
Ein neuer Trend beim Fliegen wird auf sozialen Medien aktuell diskutiert: „Raw-Dogging“. Doch was genau steckt hinter diesem Phänomen, das immer mehr Reisende fasziniert?
Beim Raw-Dogging schauen Passagiere während ihres Fluges aus dem Fenster und nicht auf ihre Smartphones, Tablets oder die kleinen Monitore in der Rückenlehne des Vordersitzes. Anstatt sich mit Filmen, Musik, Spielen, Essen oder Gesprächen abzulenken, konzentrieren sich Reisende bewusst auf das einfache Betrachten der Wolken – wenn die Flughöhe es zulässt –, der Landschaft oder sie starren gedankenversunken in die Kabine.
Entschleunigung und Achtsamkeit sind schon länger Trends, die insbesondere seit der Corona-Pandemie von vielen praktiziert werden. Nun hat sich die Sehnsucht nach Ruhe und Entspannung auf die Flugreise ausgeweitet. Zum einen, weil viele nun wieder vermehrt Langstreckenflüge nutzen. Zum anderen, weil das Flugzeug ein in sich geschlossener Raum ist, in dem es (meist) keine Internetverbindung gibt. Die Raw-Dogs sind hier also vor Ablenkung geschützt und können sich dem Raw-Dogging vollkommen hingeben, so die Annahme.
Ursprünglich war „Raw-Dogging“ ein Slangwort. Damit wurde ungeschützter Sex beschrieben. Im Laufe der Zeit fielen auch andere Tätigkeiten, die ohne Hilfsmittel oder weitere Gebrauchsmittel ausgeübt werden können, unter das Raw-Dogging. Beispielsweise, eine Krankheit ohne Medikamente zu überwinden, oder Sport zu treiben, ohne Musik zu hören.
Fluggäste, die Raw-Dogging ausprobiert haben, sehen es als erholsame Alternative zum ständigen Konsum digitaler Inhalte.
Mark Williams, anerkannter Professor für kognitive Neurowissenschaften aus Australien, erklärt in einem Interview mit dem Nachrichtenportal ABC Australia, dass man in einem Flugzeug nicht vor Stimulationen durch äußere Einflüsse geschützt ist: „Du wirst immer noch Babys haben, die Geräusche des Flugzeugmotors und all diese Dinge.“
In den sozialen Medien werden Männer, die dem Trend nachgehen, als mental besonders stark angesehen. Dabei gilt: Je länger sie in die Leere oder den Horizont starren, desto stärker sind sie.