Bei der Verhaftung von Daniela Klette (65) hat es viele Pannen gegeben. Das musste nun das niedersächsische Innenministerium in der Parlamentsbefragung zugeben.

Dass bei der Verhaftung der 30 Jahr untergetauchten RAF-Terroristin Daniela Klette nicht alles nach Plan lief, hat nun auch das niedersächsische Innenministerium als federführende Behörde zugegeben. Jens Kozik, Leiter des Referates „Kriminalitätsbekämpfung“ im Landespolizeipräsidium, hat im Innenausschuss des Landtags über den Polizeieinsatz in Berlin berichtet, wie „Bild“ und „Rundblick Niedersachsen“ berichten.

So hatte die 65-Jährige mehrere Gelegenheiten, ihre Komplizen Burkhard Garweg (55) und Ernst-Volker Staub (69) zu warnen.

Streifenpolizisten statt Spezialeinsatzkommando

Zwei Zielfahnder des LKA Niedersachsen hatten laut Kozik im Hochhaus in der Berliner Sebastianstraße Klettes Wohnung lokalisiert. Sie forderten allerdings kein Spezialeinsatzkommando an, sondern riefen sie eine Berliner Funkstreife zur Hilfe. Statt eines Einsatzkommandos standen also nur vier Polizisten vor der Tür einer der meistgesuchten Frauen Deutschlands.

Als die Fahnder klingelten, öffnete Klette die Tür, doch im Hintergrund war ein aggressiv bellender Hund zu hören. Klette habe die Tür wieder geschlossen, mit der Begründung, den Hund wegzusperren. Ob sie währenddessen ihre Komplizen warnte, ist nicht bekannt. Erst danach ließ sie die Ermittler in die Wohnung, berichtet Jens Kozik, Referatsleiter im Innenministerium.

Lauter Hund und Alleingang aufs Klo

Bevor die 65-Jährige auf die Polizeiwache gebracht wurde, durfte sie offenbar in ihrer Wohnung noch alleine auf Toilette gehen. Dabei soll Klette eine SIM-Karte aus ihrem Handy im Klo heruntergespült haben. Wobei die Polizei nicht sagen kann, ob die Toilettenspülung betätigt worden wäre – der Hund habe zu laut gebellt.

Der Ministeriumsmitarbeiter musste also einräumen: „Frau Klette hatte Gelegenheit, Herrn Garweg zu warnen. Wir gehen davon aus, dass das so geschehen ist.“ Das heißt, der Top-Terrorist konnte unerkannt verschwinden und erneut untertauchen. Dies sei „misslich, aber nachvollziehbar in dieser Situation“, so Kozik.

Die Komplizen sind weiter flüchtig

Entsprechend gab es nach Klettes Festnahme zwar Hinweise auf Aufenthaltsorte der flüchtigen RAF-Terroristen. Sie konnten aber nicht gefasst werden.

Bei Hausdurchsuchungen in der Wohnung fanden die Beamten 5.700 Beweisstücke, darunter Waffen, Munition, eine Panzergranate, Störsender, 40.000 Euro Bargeld und 1,2 Kilogramm Gold.

Klette befindet sich derzeit im Frauengefängnis in Vechta (Niedersachsen) in Untersuchungshaft. Wie das Justizministerium am Donnerstag erklärte, schweigt sie weiterhin zu den Vorwürfen.

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