„Gute Miene zum bösen Spiel“

Merkel: Putin hatte Gefallen an der Situation mit dem Hund


26.11.2024 – 11:05 UhrLesedauer: 2 Min.

Angela Merkel und Wladimir Putin: 2007 trafen sich die damalige Bundeskanzlerin und der Präsident in Sotchi. (Quelle: imago stock&people)

Bei einem Treffen mit Putin im Jahr 2007 sorgte ein schwarzer Labrador für Aufsehen. Jetzt, 17 Jahre später, hat Merkel über die für sie unangenehme Situation gesprochen.

Es war eine Szene, die um die Welt ging: Im Jahr 2007 trafen sich die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel und der russische Präsident Wladimir Putin im Badeort Sotschi. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz sorgte ein großer schwarzer Labrador für Aufsehen, der ohne Leine zwischen den beiden Politikern herumlief. Während Putin den Hund streichelte, zeigte sich Merkel unwohl, setzte den Termin jedoch professionell fort.

Vor zwei Jahren in ihrem ersten Interview seit ihrem Ausscheiden aus dem Kanzleramt äußerte sich Merkel erstmals zu diesem Vorfall. „Ich habe damals nicht geglaubt, dass er mich absichtlich einschüchtern wollte“, sagte sie im Gespräch mit dem Journalisten Alexander Osang. Vielmehr habe sie es so interpretiert, dass Putin ihr aufgrund ihrer Liebe zu Tieren einen Gefallen tun wollte. Jetzt, zwei Jahre später, thematisiert sie die Situation in ihrem neuen Buch „Freiheit“.

„Der Öffentlichkeit zeigte Putin in Sotschi noch auf einer anderen Ebene, wie er Zeichen zu setzen gedachte – wenn es sein musste, auch mithilfe seines schwarzen Labradors Koni“, fängt Merkel an zu erzählen. „Er hatte ihn häufig bei Besuchen ausländischer Gäste bei sich.“ Der russische Präsident habe seit 2006 gewusst, dass sie Mitte der Neunzigerjahre von einem Hund gebissen wurde und seitdem Angst habe.

Christoph Heusgen, der außen- und sicherheitspolitische Berater der damaligen Bundeskanzlerin, soll dies seinem russischen Kollegen Sergei Prichodko mitgeteilt und ihn gebeten haben, den Hund nicht mitzubringen. „2006 in Moskau hatte er diese Bitte respektiert, wenn auch nicht ohne eine kleine Gemeinheit, denn als besonderes Geschenk hatte er mir einen großen Stoffhund mit der Bemerkung überreicht, dass dieser nicht beiße. Ich hatte gute Miene zum bösen Spiel gemacht“, erinnert sich Merkel zurück.

Ein Jahr später traf sie erneut auf Putin – dieses Mal war auch Koni dabei. „Während Putin und ich sitzend für die Fotografen und Kameraleute zu Beginn unseres Treffens posierten, damit sie Fotos und Schnittbilder von uns machen konnten, versuchte ich, den Hund zu ignorieren, obwohl er sich mehr oder weniger unmittelbar neben mir bewegte. Putins Mimik interpretierte ich so, dass er Gefallen an der Situation fand.“

Merkel habe sich in dem Moment gesagt: „Bleib ruhig, konzentrier dich auf die Fotografen, es wird vorübergehen.“ Die heute 70-Jährige habe Putin auf die Situation nicht angesprochen, „sondern hielt mich wie oft in meinem Leben an die englische Adelsregel ’never explain, never complain‘, ’niemals erklären, niemals klagen'“.

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