Ein Schlachtbetrieb soll systematisch Tiere misshandelt haben. Ein Mitarbeiter wurde nun vom Amtsgericht Lünen verurteilt. Tierschützer sind ernüchtert.
Das Amtsgericht Lünen hat am Mittwoch einen Mitarbeiter einer Viehsammelstelle in Werne zu zwei Jahren Haft und einer Geldstrafe von 1.200 Euro verurteilt. Der 40-Jährige hat nach Auffassung der Richter die Tiere massiv gequält. Laut Staatsanwaltschaft soll der gesamte Betrieb in mehreren Punkten gegen das Tierschutzgesetz verstoßen haben. Neben dem 40-jährigen Mann sind der Geschäftsführer sowie ein weiterer Mitarbeiter ebenfalls angeklagt. Die Urteile hierzu stehen noch aus.
Der Verein „Sonderkommission Tierschutz“ hatte die mutmaßliche Tierquäler im Jahr 2021 aufgedeckt. Dieser hatte die systematischen Misshandlungen über Monate heimlich gefilmt. Die Tierschützer kritisieren das Urteil. Der Fall sei zu gravierend und müsse stärker bestraft werden – auch aus Abschreckungsgründen, wie die Aktivisten auf Facebook am Mittwoch mitteilten.
Auch die Mecke-Metzgereien machten dicht
Auf den Bildern der Tierschützer ist zusehen, wie Arbeiter bis auf die Knochen abgemagerte Tiere auf das brutalst bis zur Bewusstlosigkeit prügeln, ein krankes Kalb wird getreten und an den Ohren herum geschleift, Stromschläge werden ausgeteilt, Kühe werden mit der Seilwinde bei vollem Bewusstsein umhergezogen.
Die Tierschützer hatten vor zwei Jahren Strafanzeige gegen den Betrieb und seine Beteiligten gestellt, Polizeibeamte durchsuchten daraufhin mehrere Standorte. Kurz darauf schlossen auch die Mecke-Metzgereien in der Region. „Das kann doch keiner erzählen, dass der Mecke davon nichts wusste“, sagte damals eine jahrelange Kundin einer Metzgerei-Filiale in Werne zu t-online. Ende 2022 hat die Staatsanwaltschaft Dortmund Klage eingereicht.
Video | Tierschutzskandal: Videos zeigen Misshandlung von Kühen
Quelle: t-online
Der zweite Prozesstag fand ohne den mutmaßlichen Hauptverantwortlichen M. Mecke statt. Das Gericht hatte ihm aufgrund der großen Menge an Beweismaterial einen Aufschub gewährt. „So was nennt sich Prozesstaktik. Das hat nur ein Ziel: die Aufarbeitung gegen den Hauptverantwortlichen zu verschleppen oder vielleicht zu verhindern“, kommentierte die „Soko Tierschutz“ das Vorgehen.