Schwieriges Verhältnis
Noch im Februar kritisierte Kardinal Prevost JD Vance öffentlich
08.05.2025 – 23:04 UhrLesedauer: 3 Min.
Der US-Amerikaner Robert Francis Prevost wurde nach einem ungewöhnlich kurzen Konklave zum Papst gewählt. Den US-Vize JD Vance kritisierte er vor Kurzem noch.
Trump ist Christ, allerdings kein Katholik. Der Republikaner gilt nicht als sonderlich religiöser Mensch, auch wenn evangelikale Christen eine wichtige Wählergruppe für ihn sind.
Zuvor hatte Trump bereits öffentlich gescherzt, er würde gerne selbst Papst werden. „Das wäre meine erste Wahl.“ Den Witz fanden manche Gläubige nicht so lustig. Wie gut sich der Präsident und der erste amerikanische Papst am Ende verstehen werden, muss sich zeigen. Im Rennen um den Posten als Oberhaupt der katholischen Kirche war auch ein anderer Amerikaner gewesen, der als konservativer gilt und eher als Kandidat Trumps angesehen wurde.
Als Kardinal hatte Robert Francis Prevost jedenfalls erst Anfang Februar noch öffentlich Kritik an Trumps Vize JD Vance erkennen lassen, der Katholik ist. Vance hatte in einem Interview über ein „christliches Konzept“ referiert, „das besagt, dass man seine Familie liebt, dann seinen Nächsten, dann seine Gemeinschaft, dann seine Mitbürger, und danach den Rest der Welt“. Prevost teilte daraufhin auf der Plattform X einen Meinungsbeitrag: „JD Vance liegt falsch: Jesus fordert uns nicht auf, unsere Liebe zu anderen zu bewerten“, hieß es da.
Vance hatte Prevosts Vorgänger, Papst Franziskus, kurz vor dessen Tod noch im Vatikan zu einem Gespräch getroffen. Dabei ging es nach Angaben des Vatikans auch um Themen wie Migranten, Geflüchtete und Menschen im Gefängnis.
Franziskus hatte die Abschiebepolitik Trumps mehrfach öffentlich kritisiert. Auch der neue Papst scheint der Migrationspolitik der US-Regierung skeptisch gegenüberzustehen. Prevost teilte als Kardinal kritische Beiträge anderer Nutzer auf seinem X-Account dazu.
US-Vize JD Vance schrieb nun kurz: „Ich bin sicher, dass Millionen amerikanischer Katholiken und anderer Christen für seine erfolgreiche Arbeit an der Spitze der Kirche beten werden.“
Dass wenige Monate nach dem Auszug Joe Bidens aus dem Weißen Haus erstmals ein US-Amerikaner zum Papst gewählt wird, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Biden ist streng gläubiger Katholik. Er war nach John F. Kennedy (1961 bis 1963) erst der zweite katholische Präsident in der US-Geschichte.
Der Demokrat geht jedes Wochenende in die Kirche. Für die Bestattung von Papst Franziskus reisten der 82-Jährige und seine Ehefrau Jill eigens nach Rom. Er verpasste den historischen Moment für die USA und amerikanische Katholiken als Präsident nur ganz knapp.
Umfragen zufolge bezeichnen sich rund 20 Prozent der US-Amerikaner als Katholiken. Andere christliche Strömungen – allem voran der Protestantismus – sind in den USA dominanter. Auch in den USA hat die katholische Kirche in den vergangenen Jahren tiefgreifende Krisen erlebt. Mehrere Missbrauchsskandale wurden aufgedeckt – jahrzehntelang waren die Taten vertuscht worden.