Mit Interimstrainer Frank Schmöller auf der Bank geht 1860 München in die beiden letzten Spiele des Jahres. Die Marschroute vor den Duellen mit Bielefeld und Mannheim ist klar.
Die vielleicht schwierigste Aufgabe wurde Frank Schmöller vor seiner Premiere als Interimstrainer des TSV 1860 München abgenommen – die Entscheidung, wer am Sonntag (Anpfiff: 16.30 Uhr) beim Gastspiel der „Löwen“ bei Arminia Bielefeld im Tor stehen wird. Auf der Alm soll es David Richter zwischen den Pfosten richten. Marco Hiller, die von Ex-Coach Maurizio Jacobacci zuletzt degradierte langjährige Nummer eins des Vereins, wird hingegen gar nicht erst mit in den Bus Richtung Ostwestfalen steigen.
Allerdings nicht aus sportlichen, sondern privaten Gründen. Der 26-Jährige und seine Frau erwarten ihr erstes Kind, der errechnete Geburtstermin fällt auf den Sonntag oder Montag. Bereits Anfang der Woche habe Hiller ihn darüber informiert, erklärte Schmöller am Freitagmittag auf der Pressekonferenz. „Sonst wäre es sicher auf einen offenen Konkurrenzkampf hinausgelaufen.“ Ob der Torwart in der letzten Begegnung des Jahres am kommenden Mittwoch in Mannheim wieder in den Kader zurückkehre, sei noch offen.
Schmöller fehlt notwendige Lizenz
Zwei Partien innerhalb von nur vier Tagen hat Schmöller nun Zeit, die zuletzt kriselnden „Sechzger“ zurück in die Spur zu bringen. Vier der letzten fünf Spiele in der 3. Liga haben die Münchner verloren, dazu kommt das peinliche Aus im Bayerischen Toto-Pokal gegen Fünftligist FC Pipinsried. Als Konsequenz daraus zog der Klub vor zehn Tagen die Reißleine, setzte Jacobacci vor die Türe und installierte Schmöller für den Rest des Jahres als Übergangslösung. Länger darf der 57-Jährige eigentlich nicht, weil ihm die Uefa-Pro-Lizenz fehlt.
Zwei Spiele, um Situation zu entspannen
Schmöller selbst will sich mit einem solchen Gedankenspiel und einer möglichen Zukunft als Coach der Profis jedoch (noch) nicht auseinandersetzen. Klar habe er Spaß an der Aufgabe, sagte der bisherige U21-Trainer auf der Pressekonferenz: „Aber ich glaube, jeder hat Verständnis, dass sich meine Gedanken erst einmal nur auf Sonntag konzentrieren. Alles andere habe ich dann ohnehin nicht zu entscheiden und im Griff.“
„Wir könnten die Situation entspannen und mit einem guten Gefühl in die Winterpause gehen.“
Frank Schmöller
Sechs Punkte aus den Auftritten in Bielefeld und Mannheim wären aber sicher nicht das schlechteste Bewerbungsschreiben. Das klare Motto dabei lautet: „Wir haben in zwei Spielen die Chance, alles vergessen zu machen, was vorher war.“ Fußball sei ein Tages- und Wochengeschäft unterstrich der gebürtige Hamburger. „Wir könnten die Situation entspannen und mit einem guten Gefühl in die Winterpause gehen.“
Kapitän Verlaat in der Pflicht
Auf der Alm erwartet der Coach eine große Herausforderung gegen einen unangenehmen Gegner. Entscheidend sei gegen Bielefeld, mit einfachen und klaren Aktionen in die Partie zu kommen und sich darüber das zuletzt verlorene Selbstvertrauen wieder zu holen. In die Pflicht nahm Schmöller vor allem Jesper Verlaat. Der Kapitän solle mit klaren Worten vorangehen. So wie er es unter der Woche auch im Training getan habe.
Aber auch andere erfahrene Spieler wie die im Mannschaftsrat sitzenden Tim Rieder und Marlon Frey müssten nun Verantwortung übernehmen. Auch vor dem Hintergrund, dass in Bielefeld eventuell der eine oder andere unerfahrene Nachwuchsakteur aus der U21 und der U19 dabei sein könnte. Die hatte Schmöller zuletzt ins Training zu den Profis beordert. „Die Jungs haben einen ganz guten Eindruck gemacht“, erklärte er. Die Entscheidung, wer letztendlich am Sonntag mit nach Bielefeld reist, sei aber noch nicht getroffen. Diese Aufgabe steht Schmöller noch bevor.