Macht das jetzt Schule? Vor ein paar Tagen ein Pflege-Notfall in Berlin, diesmal in Schleswig-Holstein: Wieder muss die Feuerwehr kommen, um die Patienten zu versorgen.

Gegen 2 Uhr am Mittwochmorgen sind die Rettungskräfte der Feuerwehr zu einem Seniorenheim in Bark im Kreis Segeberg gerufen worden. Ein Pfleger sollte sich als einziger um 45 zum Teil kranke Senioren kümmern. Dazu sah sich der 33-Jährige nicht fähig, sagte er der Bild-Zeitung: „Ich habe die 112 gerufen, weil ich aufgrund fehlender Materialien nicht mehr in der Lage war, die Bewohner zu versorgen.“ Patienten hätten sich eingenässt und in ihren Exkrementen gelegen, weil keine benötigten Einlagen mehr im Haus waren.

Der Pfleger gibt an, die Leitung über den Einlagen-Mangel informiert zu haben. Eine Reaktion sei nicht erfolgt. Der Pfleger sagte: „Ich bin seit 13 Jahren ausgebildeter Pfleger, aber so etwas habe ich noch nie erlebt.“ Auf den Stress reagierte er selbst mit körperlichen Beschwerden und musste vom gerufenen Rettungsdienst in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Damit sei das Heim unbesetzt und die Heimleitung sei nicht erreichbar gewesen, berichtet ein Pressesprecher des Rettungsdienstes.

Daraufhin mobilisierte der Rettungsdienst das „Deutsche Rote Kreuz (DRK)“ und den Katastrophenschutz. Auch Notarztwagen der Feuerwehr waren im Einsatz, um die Versorgung der 45 Senioren sicherzustellen. 80 Einsatzkräfte kümmerten sich bis 6 Uhr morgens um die Bewohner. Bei zweien mussten sie „pflegerische Maßnahmen“ ergreifen. Eine Gefahr für die Bewohner habe aber nicht bestanden.

Betreiber widerspricht

Das sei alles so nicht richtig, äußerten sich die Betreiber der Seniorenresidenz, die stb-care Holding GmbH, am nächsten Tag: Eine Pflegekraft einer Zeitarbeitsfirma sei im Haus gewesen und habe dem Rettungsdienst auch angeboten, den Nachtdienst zu Ende zu führen. Dies hätten die Rettungskräfte aber nicht in Anspruch genommen. Eine Nacht-Betreuung durch eine einzelne Person sei der Pflegestufe der Bewohner entsprechend, sagte die Leitung. Das Unternehmen hatte die Anlage erst am 1. März übernommen.

Nach dem Vorfall in der Nacht ist Nico S. nun offenbar entlassen worden. Ihm sei Hausverbot erteilt worden, weil er nicht richtig reagiert habe, bestätigte die Pflegedienstleitung des Hauses. Der andere Pfleger habe sich bemerkbar gemacht. Nico S. kontert, der hätte das fehlende Material auch nicht ersetzen können.

Share.
Exit mobile version