Mit dem Bezahldienst Wero soll der Zahlungsverkehr in Europa unabhängiger von US-Anbietern werden. Doch der Start ist gründlich schiefgegangen, wie eine aktuelle Studie zeigt.
Rund vier Monate nach Markteinführung ist der Bezahldienst Wero bei den Deutschen weitgehend unbekannt. Der europäische Zahlungsdienstleister wurde mit dem Ziel gegründet, im Zahlungsverkehr unabhängiger von den großen amerikanischen Finanzdienstleistern wie Paypal, Visa oder Mastercard zu werden.
Doch die erste Zwischenbilanz ist ernüchternd. Sieben von acht Menschen kennen Wero nicht, nur zwei Prozent der Befragten haben den Bezahldienst schon genutzt. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage des Vergleichsportals Verivox.
Kaum jemand weiß, was Wero ist
Bei der Studie wurden die Teilnehmer gefragt, wer oder was Wero ist und es wurden ihnen fünf Antwortmöglichkeiten vorgelegt. Nur 12,2 Prozent der Befragten konnte die Frage richtig beantworten. – oder besser gesagt: 88 Prozent wussten nicht, dass es sich bei Wero um einen Zahlungsdienst handelt, mit dem sich Nutzer gegenseitig Geld senden und in Zukunft auch bezahlen können.
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Fast drei von vier Befragten (72,6 Prozent) haben noch nie von Wero gehört. Jedem Zehnten (9,7 Prozent) kommt zwar der Name bekannt vor, aber die Befragten konnten diesen nicht zuordnen. Insgesamt 5,5 Prozent haben eine falsche Antwort ausgewählt und hielten Wero entweder für eine App zum Handeln mit Währungen, eine Geldanlage-App, eine Kreditkarte aus Holz oder einen Legitimierungsdienst.
„Seit der Markteinführung Anfang Juli hat Wero bei der großen Mehrheit der Verbraucherinnen und Verbraucher noch keinen bleibenden Eindruck hinterlassen“, sagt Finanzexperte und Verivox-Chef Oliver Maier.
Kaum jemand hat Wero schon genutzt
Verfügbar ist Wero in Deutschland bislang für Kunden der Sparkassen, der Volks- und Raiffeisenbanken sowie einiger PSD- und Sparda-Banken. Die Postbank soll bald folgen. Wer ein Girokonto bei einer der teilnehmenden Banken hat, kann dieses für Wero freischalten und anderen Nutzern dann per Echtzeit-Überweisung (Instant Payment) über das Smartphone Geld senden.
Bislang ist die Resonanz bei den Verbrauchern überschaubar: Von insgesamt 1.000 Befragten in der Verivox-Studie haben 22 Wero bereits genutzt. Das entspricht einem Anteil von 2,2 Prozent. Insgesamt gibt es bei den Sparkassen rund 36 Millionen private Girokonten. Die deutschen Genossenschaftsbanken betreuen nach eigenen Angaben gut 30 Millionen Kunden.
„In der aktuellen Ausbaustufe bietet Wero nur die Geldsende-Funktion und damit nahezu keinen Mehrwert gegenüber der Konkurrenz“, sagt Oliver Maier. Geld senden könnten sich Nutzer mit Paypal schon seit vielen Jahren – und das ohne die Einschränkung, dass Zahlungssender und -empfänger dafür jeweils ein Konto bei einer bestimmten Bank benötigen.
Hinter Wero steht die European Payment Initiative (EPI), ein Zusammenschluss europäischer Banken. Sie will mit Wero langfristig eine eigenständige europäische Bezahllösung im Markt etablieren, mit der sich Verbraucher in Zukunft nicht nur gegenseitig Geld senden, sondern auch im Internet und an der Ladenkasse bezahlen können.
Visa und Mastercard kommen in Deutschland zusammen auf einen Marktanteil von knapp 50 Prozent. Bei der Bezahlung von Online-Einkäufen dominiert Paypal, ebenfalls ein US-amerikanisches Technologieunternehmen, mit rund 90 Prozent den Markt.
Um mit den global agierenden Unternehmen konkurrieren zu können, braucht Wero eine flächendeckende Nutzung – zunächst in Deutschland und später in ganz Europa. Am wichtigsten ist für Wero jedoch das Vertrauen der Kunden.
Allerdings ist die Mehrheit der Befragten laut Studie skeptisch, dass es den europäischen Banken gelingen wird, mit Wero ein ernsthaftes Gegengewicht zu den großen US-Zahlungsanbietern zu etablieren. Nur vier von zehn Befragten (39,3 Prozent) können sich vorstellen, dass Wero den bislang übermächtigen US-Anbietern ernsthaft Konkurrenz machen kann. 60,7 Prozent der Befragten glauben nicht daran.
Ein eigenes europäisches Bezahlverfahren, das sowohl grenzüberschreitend als auch online wie offline funktioniere, wäre ein großer Fortschritt und würde Europa von amerikanischen Zahlungsanbietern unabhängiger machen, so Finanzexperte Maier. „Nach heutigem Stand ist Wero davon aber noch weit entfernt. Zwischen Vision und Wirklichkeit klafft noch eine große Lücke.“
Der Erfolg von Wero wird nicht nur von einer ausreichenden Anzahl von Nutzern abhängen. Der Dienst muss seinen Kunden auch einen echten Mehrwert bieten. Mit einer weiteren „Visa“-Karte oder einem zweiten Paypal wird es schwer, sich gegen die etablierte Konkurrenz durchzusetzen.
Dass es funktionieren kann, zeigt der Zahlungsdienst Twint in der Schweiz. Rund 60 Prozent aller Verbraucher nutzen den Dienst, um sich gegenseitig Geld zu schicken oder mit dem Smartphone kontaktlos zu bezahlen.
Erfolgsentscheidend für Wero werde es am Ende sein, ob es den beteiligten Banken gelingt, das Produkt schnell genug zu einer vollumfänglichen Bezahllösung auszubauen, die ihren Anwendern im Alltag einen spürbaren Nutzen bietet, sagt Maier. „Dafür müssen möglichst bald weitere Banken mitmachen und Wero muss um weitere Bezahlfunktionen erweitert werden.“
Methodik: Im Auftrag von Verivox hat das Meinungsforschungsinstitut Innofact im Oktober 2024 insgesamt 1.000 Personen im Alter von 18 bis 79 Jahren befragt. Die Befragten entstammen einem ISO-zertifizierten Online-Panel mit rund 500.000 Teilnehmenden. Die Umfrage ist bevölkerungsrepräsentativ in Bezug auf Alter, Geschlecht und Bundeslandzugehörigkeit.