„Wo ist Papst Franziskus?“: TikToker brechen sogar ins Krankenhaus ein, um die „Wahrheit“ herauszufinden. Doch die Verschwörungstheorien finden kein Ende.
Die Verschwörungstheorien um den Gesundheitszustand von Papst Franziskus nehmen wilde Züge an. Während der 87-jährige Pontifex wegen einer schweren Lungenentzündung im römischen Gemelli-Krankenhaus behandelt wurde, drangen TikToker in die Klinik ein – auf der Suche nach einem Beweis für eine verschwörerische These: Franziskus sei bereits tot, und der Vatikan vertusche die Wahrheit.
Der italienische TikToker Ottavo filmte sich dabei, wie er ungehindert durch eine Station des Krankenhauses lief. „Es gibt überhaupt keine Sicherheit – nichts im Geringsten“, erzählte er seinen 10.000 Followern. „Wenn er da gewesen wäre, hätte ich es nie so weit geschafft. Deswegen ist Papst Franziskus meiner Meinung nach gestorben“, erklärte er. Doch Ottavo hatte einen entscheidenden Fehler gemacht: Er war durch die falsche Station des Krankenhauses gelaufen. Papst Franziskus wird im obersten Stock in einem speziellen Trakt für das katholische Kirchenoberhaupt behandelt.
Ottavo ist dabei nicht der erste Influencer, der Beweise für seine These finden wollte. Tage zuvor hatte bereits ein anderer TikToker mit dem Namen „Er Bombolino“ versucht, den Papst aufzuspüren – ebenfalls vergeblich.
Seit der Papst Mitte Februar ins Krankenhaus eingeliefert wurde, kursieren in sozialen Netzwerken zahlreiche Falschmeldungen und KI-generierte Bilder, die ihn schwer krank oder gar tot zeigen. Um gegenzusteuern, informiert der Vatikan regelmäßig über seinen Gesundheitszustand. Auch eine Sprachnachricht von Franziskus selbst wurde veröffentlicht. Darin sagte er in seiner Muttersprache Spanisch: „Ich danke euch von ganzem Herzen für eure Gebete für meine Gesundheit.“
Doch die Verschwörungstheorien reißen nicht ab. In italienischen Medien wurde spekuliert, dass der Vatikan mit der Audiobotschaft gezielt auf die Gerüchte habe reagieren wollen. Die katholische Zeitung „Avvenire“ kommentierte: „Die gestern Abend ausgestrahlte Audiobotschaft des Papstes ist der erste Beweis, der diese Anspielungen widerlegt. Allerdings besteht aufgrund seines langen Krankenhausaufenthalts die Gefahr, dass sich Falschmeldungen stärker verbreiten.“
Laut Berichten sammelt die Polizei bereits Informationen zu den Fake-News-Kampagnen und prüft mögliche Anklagen. Das Innenministerium betonte allerdings, dass „derzeit keine offiziellen Ermittlungen im Gange seien“.
Die TikToker Ottavo und Er Bombolino weisen die Vorwürfe zurück. In einem gemeinsamen Instagram-Video erklärten sie: „Wir sind keine Verschwörungstheoretiker. Wir sind Papst Franziskus ergeben. Wir suchen nur die Wahrheit. Wo ist Papst Franziskus?“
Der Vatikan betonte daraufhin: Der Papst habe selbst entschieden, sich nicht in einem Video zu zeigen. „Jeder kann frei entscheiden, wie und wann er gesehen werden möchte“, hieß es aus der Pressestelle des Heiligen Stuhls.
Doch der Vatikan kann nicht leugnen, dass die lange Abwesenheit des Papstes die Verschwörungstheorien um seinen Tod nur befeuern kann. Nicht einmal die Kardinäle bekommen ihn zu Gesicht.
Am vergangenen Wochenende ließ er sich offenbar aus dem Krankenhaus in den Vatikan zuschalten, um die Exerzitien – das sind Gebete und Meditationen – der Kardinäle per Video zu verfolgen. Das vatikanische Presseamt teilte mit, dass es aber keine Interaktion zwischen dem Papst und den Kardinälen gab. Diese konnten ihn während der Meditationen auch nicht sehen. Wie die italienischen Tageszeitungen „La Repubblica“ und „Il Messaggero“ berichten, ist auch nicht klar, ob die Kardinäle überhaupt wussten, dass der Papst zugeschaltet war.